Zwei Kinder kämpfen mit Schwert und Schild gegen ein übergroßes Coronavirus.© IconicBestiary / iStock / Getty Images Plus
Kinder erkranken leichter an COVID-19 und entwickeln eine länger anhaltende Immunantwort als Erwachsene.

Antikörperspiegel

KINDER UND COVID – LEICHTER, UNTYPISCHER, IMMUNER

Wie leicht stecken Kinder sich mit COVID-19 an, wie leicht infizieren sie andere und brauchen sie eine Impfung? Diese Fragen entscheiden darüber, wie das neue Schuljahr aussehen wird. Politische Beschlüsse sollten sich auf Daten stützen - dabei hilft nun eine Studie aus Baden-Württemberg.

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Je kränker, desto immuner? Stimmt es, dass man nach einem schweren COVID-19-Verlauf einen höheren Antikörpertiter hat als bei einem milden oder asymptomatischen Verlauf? Kinder stecken sich seltener an als Erwachsene und die Infektion verläuft bei ihnen milder. Dennoch produzieren sie mehr spezifische Antikörper, wie eine Studie der Universitätsklinik Tübingen zeigt – und sie fand noch mehr heraus.

Ein Jahr lang begleiteten Dr. Hanna Renk und ihr Team von der Uniklinik Tübingen Familien, in denen jemand während der ersten Coronawelle an COVID-19 erkrankte. Sie zeichneten auf, welche Familienmitglieder sich ansteckten und unter welchen Beschwerden sie litten. Nach einem Vierteljahr und erneut nach einem ganzen Jahr bestimmten die Forscher die Antikörpertiter der Genesenen. Und sie glichen ab, ob sie schon Antikörper gegen harmlose Erkältungs-Coronaviren hatten. Die Ergebnisse verblüffen.

An der Studie nahmen 328 Familien teil, darunter 548 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren und 717 Erwachsene. Nur etwa ein Drittel der Kinder infizierte sich mit SARS-CoV-2, aber 58 Prozent der Erwachsenen.

Andere Symptome

Nicht nur, dass Kinder sich seltener ansteckten, fast die Hälfte der Infizierten zeigte keine Symptome. Unter den Erwachsenen waren es nur neun Prozent. Und selbst bei symptomatischen Verläufen unterschieden sich die Beschwerden in den Altersgruppen. Während Erwachsene mit Fieber, Husten, Durchfall oder Geschmacksstörungen in der Regel positiv auf COVID-19 getestet wurden, waren bei den Kindern lediglich Geschmacksstörungen ein zuverlässiger Hinweis auf eine Corona-Infektion. Daraus schließen die Forscherinnen und Forscher:

„Diese Befunde deuten darauf hin, dass die Symptomkriterien, die für den anschließenden PCR-Test verwendet werden, für Kinder und Erwachsene unterschiedlich sein müssen.“

Überraschende Antikörpertiter

Auch, wie viele Antikörper sie bildeten, unterschied sich zwischen Erwachsenen und Kindern. „Obwohl die Infektion bei Kindern häufiger asymptomatisch verlief, wiesen sie höhere spezifische Antikörperspiegel auf als die Erwachsenen“, berichtet das Forschungsteam. Der kindliche Schutz hält auch länger an: Ein Jahr nach der Infektion waren noch 96 Prozent der Kinder gegen COVID-19 immun, aber nur 82 Prozent der Erwachsenen. Die Antikörper der Kinder bekämpften auch Virusvarianten.

Es spielte für die Antikörperspiegel keine Rolle, wie schwer der COVID-Verlauf war.

Keine Kreuzprotektion

Könnte das daran liegen, dass die Kinder vorab mehr Kontakt zu harmlosen Coronaviren gehabt hatten? „Obwohl eine Kreuzprotektion zwischen SARS-CoV-2 und anderen humanen Coronaviren vermutet wurde, haben unsere Analysen keine Hinweise auf solche Effekte gefunden“, erklären die Wissenschaftler. Antikörper gegen Erkältungs-Coronaviren beeinflussten weder das Infektionsrisiko noch die SARS-CoV-2-Antikörpertiter.

Wie weiter?

Die Forscher resümieren:

„Obwohl SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern meist mild oder sogar asymptomatisch verlaufen, zeigen sie eine starke und anhaltende Immunantwort.“

Das spräche für einen langfristigen Schutz nach einer Infektion und könne beeinflussen, wie Impfstrategien für genesene Kinder aussehen.

Quelle: Wissenschaft.de

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