Arzt hält Antikörper Flasche in der Hand© Cristian Storto Fotografia / iStock / Getty Images Plus
Die Kombination der beiden monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab wird in den USA seit November 2020 zur Behandlung von COVID-19-Patienten eingesetzt.

Antikörper-Kombination

NEUE LEITLINIE ZUR BEHANDLUNG VON COVID-19

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Leitlinie zur medikamentösen Behandlung von COVID-19 Infektionen überarbeitet. Eine neue Antikörper-Kombination verspricht Hoffnung für Hochrisiko-Patienten.

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Die neuen Empfehlungen basieren auf insgesamt vier randomisierten kontrollierten Studien mit knapp 5000 Patienten, die nicht schwer an COVID-19 erkrankt waren. Die Expertengruppe um Bram Rochwerg von der McMaster Universität in Hamilton/Ontario und Michael Jacobs vom University College London entnahm den Daten einen Vorteil der Antikörpergabe von Casirivimab und Imdevimab.

Die Kombination der beiden monoklonalen Antikörper ist auch als REGN-COV-2 bekannt und wird seit November 2020 in den USA zur Behandlung von COVID-19-Patienten eingesetzt. Bei den Probanden konnten die Antikörper die Dauer der Erkrankung verkürzen und vor einer Einweisung ins Krankenhaus bewahren. Zwar ist in Deutschland auch die Kombi aus Bamlanivimab und Etesevimab zugelassen, die Evidenz für REGN-COV-2 scheint allerdings höher zu sein.
 

Infundieren – so schnell wie möglich

Nach einer nachgewiesenen Infektion kann die Gabe der Antikörper die Zeit überbrücken, die der Körper benötigt, um selbst gegen das Virus aktiv zu werden. Dadurch kann die Schwere des Verlaufs beeinflusst werden. Laut Studien sank das Risiko, wegen einer COVID-19-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert zu werden um 71 Prozent. Die Experten prognostizieren einen höheren Nutzen bei schwer Erkrankten, zweifeln aber insgesamt an einer hohen Evidenz der Therapie, da unklar ist, wie sie bei Virusmutationen wirkt. Ähnlich ist die Verkürzung des Klinikaufenthalts um rund vier Tage zu bewerten. 
Dennoch sei nicht auszuschließen, dass eine frühzeitige Behandlung mit Casirivimab plus Imdevimab vor einer Intensivbehandlung oder gar dem Tod schütze. 
Das Expertenteam sprach sich daher für einen gezielten und frühen Einsatz bei (Hoch-) Risikopatienten aus – erwägt sogar die prophylaktische Gabe der Antikörperkombi. 
 

Gute Verträglichkeit überzeugt WHO

Auch wenn die Studienergebnisse der Kombi insgesamt nur eine moderate Evidenz ausstellen, fällt die Nutzen-Risiko-Bewertung der WHO-Experten positiv aus. Das liegt unter anderem an der guten Verträglichkeit. Dennoch kann die Gabe unter anderem Pneumonie, Hyperglykämie, Erbrechen, Dyspnoe und, wie andere monoklonale Antikörper auch, schwere Hypersensitivitätsreaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auslösen. Daher empfiehlt die WHO die Behandlung selektiv Patienten mit einem erhöhten Risiko auf einen schweren Verlauf zukommen zu lassen. Das können beispielsweise Ungeimpfte, Diabetiker, Immunsupprimierte oder ältere Menschen sein.
Wichtig sei der frühzeitige Einsatz. Die Erfahrungen der RECOVERY-Studie, welche die Wirkung von Casirivimab plus Imdevimab mit einer ausschließlich konventionellen Behandlung verglich, zeigte: Sobald die Betroffenen schwer erkrankt sind, unterliegt die Antikörpergabe einer konventionellen Behandlung.

Quelle: Ärzteblatt
 

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