Aqua-Fitness
WORK-OUT MIT WIDERSTAND
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Ein Pool ist nicht nur zum Schwimmen da. Denn da sieht man inzwischen auch Leute, die im brusthohen Wasser herumhopsen und sich ab und an Hanteln oder lange Röhren aus Styropor greifen. Dann werfen sie sich gegenseitig bunte Gummibälle zu und ziehen sich anschließend Kick-Box-Handschuhe an. Seltsam, was machen die da? Aqua-Fitness. Das intensive Ganzkörpertraining schwappte vor einigen Jahren aus dem sonnigen Kalifornien zu uns und ist ziemlich angesagt.
Vom Senioren- zum Trendsport Das Strampeln im Nassen wurde lange als lahme Gymnastik für Senioren belächelt. Das hat sich gewaltig geändert: Heute gilt es als eines der wirksamsten Work-Outs für den gesamten Körper. So steigen zunehmend auch Jüngere ins Schwimmbecken, um fit zu werden und zu bleiben. Und um abzunehmen und ihre Figur zu formen – Bodyshaping heißt das auf Neudeutsch.
Doch abgesehen von Vitalität und Optik ist das Element Wasser das ideale Trainingsrevier für alle, die unter Gelenkerkrankungen wie Arthrose und Arthritis sowie Bandscheiben- und Rückenbeschwerden leiden. Auch Herz-Kreislauf-Patienten ebenso wie Übergewichtige und Adipöse können von dieser Sportart profitieren.
Förderung von Muskelkraft und Ausdauer Der Wasserwiderstand ist vier- bis zwölfmal höher als an Land – jeweils abhängig von der Geschwindigkeit der Bewegungen und der Widerstandsfläche. Da die Muskeln dem Wasserwiderstand kontinuierlich entgegenarbeiten müssen, werden sie deutlich stärker beansprucht als bei körperlichen Trockenübungen. Außer die Muskelkraft zu stärken, verbessert dieser Wassersport auch die Ausdauer. Die beim Training oft eingesetzten Schaumstoff-Utensilien verstärken diese Effekte, da sie Armen und Beinen zusätzlichen Auftrieb geben.
Optimale Gelenkschonung und Entlastung Durch den Auftrieb des Wassers reduziert sich das Gesamtgewicht des Körpers um beachtliche neunzig Prozent. Fast schwerelos werden die Gelenke trotz intensiver Bewegungen geschont. Auch Hüfte, Wirbelsäule, Sehnen und Bänder erfahren eine spürbare Entlastung. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, weshalb Aqua-Fitness vor allem für Menschen mit Gelenkbeschwerden und Bandscheiben- sowie Rückenproblemen so ideal ist. Auch Übergewichtigen kommt die erleichternde Wirkung des Wasserauftriebs sehr entgegen. Und das Verletzungsrisiko ist bei diesem Sport minimal.
Einfach eintauchen
Für Aqua-Fitness gibt es keine besonderen Voraussetzungen. Wer sich körperlich wohl fühlt und nicht an einer schweren akuten Krankheit leidet, kann damit loslegen. Da es sich um einen gelenkschonenden Sport handelt, können besonders Patienten mit Knie-, Hüft- und Rückenbeschwerden im Wasser mit großem Erfolg sporteln. Patienten mit Bluthochdruck oder anderen Erkrankungen von Herz und Kreislauf sollten ihren behandelnden Arzt zu Rate ziehen, bevor sie in den Badeanzug steigen.
Positiver Einfluss auf die Organe Durch den erhöhten Druck und die höhere Leitfähigkeit des Wassers wird die Leistung der inneren Organe, insbesondere der Atmungsorgane, des Herzens und der Gefäße, positiv beeinflusst. So reduziert sich etwa die Herzfrequenz im Wasser um durchschnittlich fünf bis zehn Schläge pro Minute.
Massage und Gewebestraffung inklusive Der Wasserwiderstand hat noch einen Zusatznutzen: Er massiert die Muskulatur und strafft das Gewebe. Ganz nebenbei werden so beim Trainieren verspannte Muskeln gelockert und ein schwaches Bindegewebe gestärkt. Nicht umsonst gilt Aqua-Fitness als heißer Tipp gegen Cellulite. Es kommt auch seltener zu einem Muskelkater nach dem Training.
Gut zum Abnehmen Trimm-Dich im Nassen hilft auch bestens beim Abnehmen. Denn es sorgt für einen ziemlich hohen Kalorienverbrauch. Das liegt nicht nur an der Intensität des Muskeleinsatzes, sondern auch daran, dass der Körper die Wassertemperatur permanent ausgleichen muss. Das lässt die Pfunde ebenfalls leichter purzeln.
Tipps für Ihre Kunden
Kurse für Aqua-Fitness werden mittlerweile zahlreich in öffentlichen Bädern und Fitness-Studios angeboten. Doch natürlich lässt sich das Trimm-Dich im Wasser auch ganz privat praktizieren.
+ Zusatzausrüstung: Neben Badehose & Co. empfehlen sich wasserfeste Schuhe mit guter Bodenhaftung und eine gefüllte Trinkflasche am Beckenrand. Wer schnell auskühlt, sollte sich eventuell auch einen temperaturisolierenden Anzug etwa aus Lycra und Neopren zulegen.
+ Sicherer Stand als Ausgangsposition: Stand und Haltung während des Trainings sind Voraussetzung für ein effektives Training. Im Wasser sucht man sich dafür einen sicheren Stand mit den Füßen und hüftbreiter Beinstellung. Die Knie sind leicht gebeugt. Die Bauchmuskeln und der Beckenboden sind angespannt, so als ob sie einen leichten Druck auf die Bauchdecke ausüben.
+ Hände als Ausgleich: Sobald eine stabile Position gefunden ist, lassen sich neben dem Körper die Hände einsetzen. Etwa durch leichte kreisende Bewegungen, Pendelbewegungen und ähnlichem, die zunehmend größer werden. So ist man in der Lage, die Bewegungen mit dem Oberkörper auszugleichen, ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen.
Für jeden etwas dabei Das Trainingsangebot reicht von Aqua-Boxing, wofür wasserfeste Boxhandschuhe angezogen werden, über Aqua-Cycling mit einem speziellen Wasserfahrrad bis zu Aqua-Jogging. Diese Variante empfiehlt sich besonders für jene, die aus gesundheitlichen Gründen kein herkömmliches Lauftraining ausüben können. Auch wer schon länger keinen Sport mehr gemacht hat, findet beim Aqua-Jogging einen sanften Wiedereinstieg.
Trainiert wird im tiefen Becken ohne Bodenkontakt. Ein Schaumstoffgürtel sorgt für Auftrieb, die Intensität der Laufbewegungen kann durch zusätzliche Utensilien aus Schaumstoff an Füßen und Händen erhöht werden. Weitere Spielarten im Wasser sind Aqua-Power, bei dem sehr schnelle und intensive Bewegungen mit Wasserhanteln ausgeführt werden, sowie Aqua-Robic, das mit Bauchgürteln und sogenannten Poolnudeln dafür sorgt, dass noch mehr Kalorien verbrannt werden.
Wesentlich entspannter geht es beim Aqua-Relaxing zu, dass die Gelenkbeweglichkeit fördert und insgesamt lockert. Für Aqua-Zumba schwingt man unter Wasser zu heißen Rhythmen das Tanzbein.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 04/2022 ab Seite 84.
Birgit Frohn, Diplombiologin und Medizinjournalistin