aufgeschnittene Grapefruit liegt neben Medikamenten© AndreaObzerova / iStock / Getty Images Plus
Die Grapefruit hemmt den Abbau von zahlreichen Arzneimitteln, die über die Leber verstoffwechselt werden.

Wechselwirkung

WENN LEBENSMITTEL ARZNEISTOFFE BEEINFLUSSEN

Es gibt bestimmte Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln, die die Wirkung von Medikamenten verstärken, abschwächen oder anderweitig beeinflussen können. Typische Beispiele der wichtigsten Interaktionspartner haben wir für Sie zusammengefasst.

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Die Landesapothekerkammer Hessen hat vor kurzem ein Update hinsichtlich der wichtigsten Interaktionen zwischen Nahrung und Medikamenten herausgegeben. Vor allem, wenn Patienten neue Arzneimittel vom Arzt verordnet bekommen, sollten dem Kunden mögliche Wechselwirkungen in der Offizin übermittelt werden.

Ein klassisches Beispiel für eine Interaktion zwischen Lebensmitteln und Medikamenten dürften viele kennen. Die Rede ist von der gleichzeitigen Einnahme von Arzneimitteln und Alkohol. Vor allem Sedativa oder Psychopharmaka stehen hier im Fokus. Wird die sedierende Wirkung gegenseitig verstärkt, kann dies lebensbedrohliche Folgen haben. Auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Paracetamol tritt eine Wechselwirkung auf. Diese kann starke Leberschäden zur Folge haben.
 

Grapefruit – ein Klassiker in Bezug auf Wechselwirkungen

Die Zitrusfrucht hemmt den Abbau von zahlreichen Arzneimitteln, die über die Leber verstoffwechselt werden. Sie enthält unter anderem das Flavonoid Naringenin und die Furanocumarine 6',7'-Dihydroxybergamottin und Bergamottin, die das Leberenzym CYP1A2 hemmen. Das wiederum ist für den Metabolismus vieler Arzneistoffe verantwortlich. 
Aufgrund des verlangsamten Abbaus nimmt in der Folge der Wirkstoffspiegel von CYP1A2-Substraten im Blut zu und die Wirkung der Medikamente verstärkt sich. Dies kann mehrere Tage anhalten. Das in Grapefruit enthaltene Naringin hemmt zudem das wichtigste Enzym CYP3A4 des Arzneistoffmetabolismus.

Fruchtsäfte sollten außerdem nicht zusammen mit sogenannten Antazida getrunken werden.

Wirkstoffe, mit denen die Grapefruit in Wechselwirkung tritt, sind:

  • Statine wie Simvastatin oder Atorvastatin
  • Calciumantagonisten wie Nifedipin, Felodipin, Nitrendipin oder Verapamil
  • Immunsuppressiva wie Tacrolimus
  • östrogenhaltige orale Kontrazeptiva
  • Phosphodiesterase-Hemmer wie Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil

Vorsicht auch bei Tabak, Koffein mit CYP1A2 geboten

Ist man ein passionierter Kaffeetrinker, sollte man sich vorab informieren, ob es bei den einnehmenden Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen kann. Denn Koffein kann den Abbau einiger Arzneistoffe beeinträchtigen.

Umgekehrt können aber auch Arzneistoffe den Koffeinmetabolismus, der vorwiegend über CYP1A2 erfolgt, erschweren. Eine Vielzahl von Arzneimitteln kann den Abbau von Koffein im Körper beeinträchtigen und die aufputschende Wirkung verstärken. CYP1A2-Inhibitoren sind bei einem ausgeprägten Kaffeekonsum in der Lage, Nebenwirkungen wie gesteigerte Erregbarkeit, Schlaflosigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden hervorzurufen. Etliche Medikamente können hier als Interaktionspartner auftreten. Das Antibiotikum Ciprofloxacin sowie das Antidepressivum Fluvoxamin können einen Effekt bis hin zu einer fünffachen Erhöhung der Bioverfügbarkeit von CYP1A2 haben. 

Über die enthaltenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe ist Tabakrauch in der Lage, CYP1A2 zu induzieren und somit den Abbau von CYP1A2-Substraten zu beschleunigen. Klinisch relevante Interaktionen können etwa ab zehn gerauchten Zigaretten pro Tag auftreten.
 

Calcium – Abstände zu Arzneimitteln gewährleisten

Produkte wie Milch, Käse, Joghurt oder auch einige Mineralwässer sind sehr beliebt beim Verbraucher. Der in den Lebensmitteln enthaltene Mineralstoff Calcium, der zum Beispiel für die Knochen immens wichtig ist, ist in der Lage, im Magen mit verschiedenen Medikamenten schwerlösliche Verbindungen einzugehen. Dadurch kann die Aufnahme erschwert werden und der Wirkspiegel zu niedrig sein. 
Auch hier gibt es eine lange Liste von Interaktionspartnern:

  • Antibiotika wie Ciprofloxacin, Norfloxacin und Doxycyclin
  • Osteoporosemittel wie Alendronsäure über Risedronsäure 
  • Schilddrüsenhormon L-Thyroxin . 

Daher sollten die betroffenen Arzneimittel gemäß den Angaben der Packungsbeilage mit ausreichendem Abstand zu Milchprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln mit Calcium eingenommen werden.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

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