Süßungsmittel ersetzen
ZUCKERALTERNATIVEN: WIE GESUND SIND SÜSSSTOFF & CO.?
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Kalorienfrei, zahnschonend, supersüß. Diese drei Attribute passen beim Großteil der Zuckeralternativen. Es gibt die Gruppe der Süßstoffe, die künstlich hergestellt sind. Diese werden in der Fachsprache auch als Zuckerersatzstoffe oder süßende Zusatzstoffe bezeichnet. Außerdem gehören zur Familie der Zuckeralternativen sogenannte Zuckeraustauschstoffe (Zuckeralkohole).
Es ist wichtig, diese Zuckeralternativen nicht alle in einen Topf zu werfen. Denn Ursprung, Süßkraft und physiologische Wirkung unterscheiden sich. Hier bekommen Sie einen Überblick.
Kalorien sparen mit Zuckeralternativen
Zucker braucht kein Mensch zum Leben. Mit Ausnahme von Menschen mit Diabetes, wenn sie eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) haben. Dann ist Zucker hilfreich, um den niedrigen Zuckergehalt im Blut schnell und einfach wieder auszugleichen. Allerdings fehlt vielen Menschen ohne Zucker und Co. ein Stück Genuss. Dennoch empfehlen alle Fachgesellschaften weltweit so wenig Zucker und daraus hergestellte Lebensmittel wie möglich zu essen.
Kein Wunder, dass hier Zuckeralternativen ein großes Thema sind. Sie bieten einen süßen Geschmack ohne nennenswerten Nährwert. Die bekanntesten Zuckeralternativen sind Süßstoffe, die als Zusatzstoffe in Zutatenlisten mit Ihrem Namen und/oder ihrer E-Nummer deklariert sind.
Zwölf in Europa zugelassene Süßstoffe (Zuckerersatzstoffe) und ihre E-Nummer:
- Acesulfam (E 950)
- Acesulfam-Aspartam Salz (E 962)
- Advantam (E 969)
- Aspartam (E 951)
- Cyclamat (E 952)
- Enzymatisch hergestellte Steviolglycoside (E 960c)
- Neohesperidin (E 959)
- Neotam (E 961)
- Saccharin, (E 954)
- Stevia/ Steviolglykoside (E 960)
- Sucralose (E 955)
- Thaumatin (E 957)
Quo Vadis Zuckeralternative Süßstoff
Bereits 1879 wurde der erste Süßstoff eher zufällig im Labor entdeckt: Saccharin. Süßstoffe sind chemisch hergestellt beziehungsweise chemisch aufbereitet, damit daraus ein süßes Granulat, Tabletten oder Flüssigsüße entsteht. Sämtliche in Europa zugelassenen Süßstoffe sind kalorienfrei oder haben eine minimale Energiemenge, die physiologisch unbedeutend ist. Hinzu kommt, dass diese Zuckeralternativen der Zahngesundheit nicht schaden.
Auch Menschen mit Diabetes profitieren von Süßstoffen. Im Vergleich zu Zucker und kohlenhydrathaltigen Zuckeralternativen haben Süßstoffe keine Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel.
Damit Süßstoffe Speisen und Getränken eine angenehme Süße verleihen, bedarf es sehr kleiner Mengen. Denn im Vergleich zu Haushaltszucker ist die Süßkraft bei Süßstoffen 30- bis 3000-fach höher als die von Zucker. Da nicht jeder Süßstoff geschmacklich harmonisch im menschlichen Gaumen empfunden wird, werden diese Zuckeralternativen oft kombiniert. Bekanntes Beispiel sind Süßstoff-Tabletten, die häufig aus einer Mischung von Saccharin und Cyclamat bestehen.
Dementsprechend wird in der Zutatenliste vermerkt, welcher oder ob eine Kombination von Süßstoffen zugrunde liegt.
- Dort finden sich Angaben wie „mit Süßungsmittel/Süßstoff Saccharin“ oder mit der entsprechenden E-Nummer (bei Saccharin ist es E 954).
- Bei einer Süßstoff-Kombination steht dort „mit Süßungsmitteln“.
- Doch auch Zucker wird mit Süßstoffen kombiniert. Dann wird deklariert „mit einer Zuckerart und Süßungsmitteln“.
Mehr über Zuckeralternativen:
Süßstoffe für den Hausgebrauch und die Industrie
Nicht alle in Europa zugelassenen Süßstoffe gibt es im Lebensmittel-Einzelhandel zu kaufen. Einige werden lediglich in der Lebensmittelproduktion eingesetzt. Süßstoffe, die es im Handel für den Hausgebrauch zu kaufen gibt, sind
- Aspartam,
- Cyclamat,
- Saccharin,
- Stevia und
- Sucralose
Oft auch als Kombisüßstoffe in Form von Flüssigsüße, Tabletten oder Streusüße. Alle anderen der energiefreien Zuckeralternativen dienen der industriellen Lebensmittelproduktion. Lebensmittelhersteller verwenden Süßstoffe gerne als Zuckeralternative für alkoholfreie Erfrischungsgetränke, Milchprodukte, Konfitüre und Marmelade, Süßigkeiten, Kaugummi, Desserts und Süßspeisen. Aber auch für Konserven, Sportlernahrung, zuckerfreie Süßigkeiten, Senf und Feinkostsaucen. In Lebensmitteln mit einem der zertifizierten Bio-Siegel ist der Einsatz von Süßstoffen nicht erlaubt.
Oft dienen Süßstoffe auch als Füllstoff in Nahrungsergänzungsmitteln oder als Feuchthaltemittel oder Emulgator.
Wie viel Süßstoff ist gesund?
Für jeden Süßstoff gibt es einen von der EU-Kommission und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegten, täglich akzeptablen Höchstwert, kurz ADI-Wert. Dieser ist nicht mit einem Grenzwert für die Verträglichkeit oder Gefährdung durch den Zusatzstoff Süßstoff gleichzusetzen. Überschreitungen des ADI-Wertes kommen tendenziell eher selten vor. Auch wenn es gelegentlich mal zu einer höheren Konsummenge einer solchen Zuckeralternative kommt, soll dies kein Anlass zur Sorge sein. Denn der ADI-Wert ist ein Sicherheitsgarantie-Wert.
Süßstoff | ADI in Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht (mg/ kg KG) |
Acesulfam K | 9 |
Aspartam-Acesulfamsalz | „akzetabel“ |
Advantam | 5 |
Aspartam | 40 |
Cyclamat | 7 |
Neohesperidin DC | 5 |
Neotam | 2 |
Saccharin | 5 |
Steviolglykoside | 4 |
Sucralose | 15 |
Thaumatin | „akzetabel“ |
Kein Aspartam bei Phenylketonurie
Bei der seltenen Krankheit Phenylketonurie, einer Störung des Aminosäuren-Abbaus, ist es für betroffene Menschen lebenswichtig, auf sämtliche Lebensmittel, Getränke und Arzneimittel mit dem Süßstoff Aspartam lebenslang zu verzichten. Aspartam besteht aus den Aminosäuren Asparaginsäure und Phenylalanin. In der Zutatenliste von fertig verpackten Lebensmitteln ist diese Zuckeralternative deshalb mit dem Hinweis „enthält Aspartam“, „enthält eine Phenylalaninquelle“ oder „mit Phenylalanin“ deklariert.
Aspartam hat die E-Nummer E951. Auch diese kann in der Zutatenliste zu finden sein. In Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln sowie zuckerfreien Bonbons kann Aspartam ebenfalls als Zuckeralternative enthalten sein.
Krebs durch den Süßstoff Aspartam?
Wenn der Süßstoff Aspartam für Menschen mit einer Phenylketonurie deutlich gesundheitsschädlich ist, stellt sich eine weitere Frage: Wie sieht es bei Gesunden aus? Steigt durch den Konsum von Aspartam als Zuckeralternative das Risiko für Krebserkrankungen?
Um Gesundheitsrisiken durch Aspartam als Zuckeralternative zu ermitteln, wurde der Süßstoff sowohl von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) neu bewertet als auch von der IARC und dem gemeinsamen Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe der Weltgesundheitsorganisation sowie der Welternährungsorganisation (JECFA). Grundlage waren wissenschaftliche Daten aus zahlreichen Studien und Berichten.
Nach aktuellem Kenntnisstand sind die üblichen Verzehrmengen des Süßstoffes Aspartam gesundheitlich unbedenklich. Die IARC klassifiziert verschiedene Substanzen, nicht nur Zuckeralternativen, in verschiedene Kategorien: „krebserregend für den Menschen“, „wahrscheinlich krebserregend“, „möglicherweise krebserregend“ „wahrscheinlich nicht krebserregend“ und „nicht einzustufen“.
Aspartam wird in die Kategorie „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. In dieser Gruppe finden sich über 300 unterschiedliche Substanzen. Beispielsweise Aloe-Vera-Extrakt, sauer eingelegtes Gemüse asiatischer Art oder hochfrequente elektromagnetische Felder aus dem Mobilfunk. Bei Aspartam heißt es, dass es „begrenzte“ Hinweise für eine krebsfördernde Wirkung in Tierversuchen und beim Menschen geben kann, besonders für Leberzellkrebs. Die Expertinnen und Experten der Organisationen sehen aktuell dennoch keine überzeugenden Belege für ein konkretes Risiko, durch den Konsum von Aspartam als Zuckeralternative an Krebs zu erkranken.
Für die Praxis empfehlen sie den ADI-Wert für Aspartam in Höhe von 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten. Hier heißt es von Seiten der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen: „Um diese Menge zu überschreiten, müsste ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener mehr als 9 Dosen eines Diät-Softdrinks mit 200 bis 300 Milligramm Aspartam am Tag konsumieren.“
„Um den ADI-Wert zu überschreiten, müsste ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener mehr als 9 Dosen eines Diät-Softdrinks mit 200 bis 300 Milligramm Aspartam am Tag konsumieren.“
Lebensmittelgruppen mit Aspartam-Zusatz:
- Light-/Zero-Erfrischungsgetränke, -säfte
- Zuckerfreie Bonbons
- Kaugummi mit und ohne Zucker
- Desserts
- Gesüßte Milch und Milchprodukte
- Eiscreme
- Light/Zero-Fertiglebensmittel
Zuckeraustauschstoffe als Zuckeralternative
Neben den synthetisch hergestellten, energiefreien Süßstoffen als Zuckeralternative gibt es auch Zuckeraustauschstoffe, auch als Zuckeralkohole oder Polyole bekannt. Auch wenn die Endung -Alkohol hier angegeben ist, sind alle diese Stoffe frei von Alkohol. Demnach sind diese Zuckeralternativen also auch geeignet für Menschen, die auf Grund unterschiedlicher Vorerkrankungen wie Alkoholismus, Bauchspeichel- und/oder Leber-Erkrankungen auf Alkohol verzichten.
Im Gegensatz zu den künstlichen Süßstoffen kommen die Zuckeraustauschstoffe in der Natur vor. Zum Beispiel in Gemüse und Obst. Oder sie werden durch chemische Veränderung aus Einfachzucker gewonnen und hergestellt. Auch wenn diese Zuckeralternativen teils aus Lebensmitteln gewonnen werden, sind sie als Zusatz in Bio-Lebensmitteln mit zertifiziertem Bio-Siegel nicht erlaubt.
Acht in Europa zugelassene Zuckeraustauschstoffe und ihre E-Nummer:
- Erythrit/ Erythritol E 968
- Isomalt E 953
- Lactit E 966
- Maltit E 965
- Mannit E 421
- Polyglycitolsirup E 964
- Sorbit E 420
- Xylit E 967
Zuckeralternativen mit niedriger Süßkraft
Als nahezu energiefreie Zuckeralternative schmecken Zuckeraustauschstoffe ähnlich wie herkömmlicher Zucker. Teils hinterlassen diese Zuckeralternativen ein kühles Gefühl auf der Zunge. Ihre Süßkraft ist meistens geringer als die von Zucker. Ausnahme ist hier Xylit, auch Birkenzucker genannt. Die Süßkraft dieses Zuckeraustauschstoffs ist vergleichbar mit der von Rohr- und Rübenzucker. Hat Zucker die Süßkraft 100, wäre es bei Erythrit/Erythritol eine Süßkraft von 75.
Wenn in einem Rezept 100 Gramm Haushaltszucker durch Erythrit ausgetauscht werden, müssten ungefähr 130 Gramm zum Einsatz kommen, um die gleiche Süße wie durch Zucker zu erreichen.
Zuckeraustauschstoffe: physiologische Wirkung
Zuckeraustauschstoffe sind nicht kalorienfrei. Ein Gramm enthält meistens rund 2,4 Kilokalorien. Also die Hälfte der Energiemenge eines Gramms Zucker. Ausnahme bildet hier Erythrit. Für Menschen mit Diabetes sind Zuckeraustauschstoffe interessant, da sie kaum Insulin benötigen, um verstoffwechselt zu werden. So steigt der Blutzucker nach dem Genuss dieser Zuckeralternativen kaum an. Individuell kann dies allerdings variieren.
Deshalb empfiehlt es sich, Menschen mit Diabetes darauf hinzuweisen, dass sie sich an die Verwendung von Zuckeraustauschstoffen herantasten müssen. Ausnahme bildet hier auch wieder Erythrit. Da es keine Kalorien enthält, hat es auch keine Auswirkung auf eine mögliche Erhöhung des Blutzuckers.
Zuckeraustauschstoffe können zu Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall führen. Auch hier ist es wichtig und sinnvoll, die Mengen im Blick zu behalten. Je nachdem, wie Magen-Darm-empfindlich ein Mensch ist, kann das bereits beim Genuss kleiner Mengen dieser Zuckeralternativen vorkommen. Ausnahme bildet auch hier wieder Erythrit.
Von den europäischen Expertengremien wurden für Zuckeraustauschstoffe keine ADI-Werte erstellt. Die Expertinnen und Experten empfehlen einen moderaten Konsum.
Lebensmittelgruppen mit Zuckeraustauschstoffen
- Bonbons
- Kaugummis
- Müsli
- Schokoladenwaren
- Sportler-Nahrung wie Eiweißriegel oder Eiweißpulver
- Light Produkte
- Milchprodukte
- Backwaren
- Gebäck
- Fertigprodukte
Zuckeralternativen: Sparsame Verwendung ist der Schlüssel
Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Doch von Gift kann bei den Zuckeralternativen wie Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen natürlich nicht die Rede sein. Damit die Mengen nicht sukzessive erhöht werden und sich die individuelle Süß-Schwelle, also das süße Geschmacksempfinden, permanent erhöht, heißt es: sparsam verwenden.
Wird wenig gesüßt, lässt sich der süße Geschmack leichter abtrainieren. Auch das Verlangen nach immer mehr süßen Dingen lässt sich leichter drosseln. Für Menschen mit Diabetes oder auch bei einer kalorienreduzierten Lebensweise können diese Zuckeralternativen eine Option sein. Vorausgesetzt, die Mengen bleiben im niedrigen, moderaten Konsumbereich.
Quellen
Fachwissen der Autorin, staatlich diplomierte Diätassistentin, DKL/DGE
www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/suessungsmittel-was-sind-suessstoffe-und-zuckeraustauschstoffe-81624
www.iarc.who.int/news-events/aspartame-hazard-and-risk-assessment-results-released/
www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2023/august/aspartam-als-moeglicherweise-krebserregend-eingestuft/
https://suessstoff-verband.info/