Eine Frau hat den Ärmel hochgekrempelt, an ihrem Oberarm ist eine rötliche, erhabene Schwellung, wohl von einer Impfung.© romrodinka / iStock / Getty Images Plus
Impfschäden gehen über erwartbare Impfreaktionen hinaus - eine vorübergehende Rötung der Einstichstelle gilt also nicht als Impfschaden.

Statistik

CORONA-IMPFSTOFFE GUT VERTRÄGLICH, KAUM IMPFSCHÄDEN

1630 Anträge auf Entschädigung nach Impfschäden wurden bislang bundesweit gestellt. Dem gegenüber stehen rund 162,5 Millionen verabreichte Impfstoffdosen. Schwerwiegende Impfschäden stellen Einzelfälle dar, eine gesicherte Kausalität liegt selten vor.

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Trotz milliardenschwerer Impfkampagne hat die Corona-Impfung noch nicht das Standing in der deutschen Bevölkerung, das sich die Bundesregierung erhoffte. Die neue Impfstofftechnologie, die kurze Entwicklungszeit vor der Zulassung sowie die Sorge vor einer Verpflichtung verunsichern weiterhin viele Menschen.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sammelt alle Daten, die zur Verträglichkeit und Sicherheit der verwendeten Impfstoffe nach einer Impfung eingereicht wurden – durch Endverbraucher*innen oder Angehörige von Gesundheitsberufen. Laut dem letzten Sicherheitsbericht Ende Dezember 2021 liegen rund 197 000 Fälle möglicher unerwünschter Reaktionen vor, überwiegend moderater Art. Ungefähr jede zehnte Meldung wird als schwerwiegend gelistet, in 1919 Fällen "wurde über einen tödlichen Ausgang in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zur Impfung berichtet", heißt es im Sicherheitsbericht.

Kausalität muss bewiesen werden

Was bei den Zahlen selten erwähnt wird: Bei den gemeldeten Daten handelt es sich um Verdachtsfälle. Das PEI kann die gemeldeten Fälle nicht endgültig auf die Impfung zurückführen. "Es wird davon ausgegangen, dass die Impfung die Gesundheitsstörung verursacht hat, wenn mehr für eine Kausalität spricht als dagegen", teilt das Amt für Versorgung und Integration des Landes Bremen mit. Nachgefragt hatte der Tagesspiegel, bei den zuständigen Behörden der Bundesländer informierte sich die Berliner Tageszeitung über Daten zu Impfschäden und Verträglichkeit der Impfstoffe.

Gefahr für Long-COVID scheint nach Impfung geringer
Zum jetzigen Zeitpunkt weiß man noch zu wenig über Long-COVID, mögliche individuelle Risikofaktoren oder die Auswirkungen einer Corona-Schutzimpfung auf die Entwicklung von Langzeitsymptomen. Doch eine aktuelle Studie der Bar-Ilan University in Safed (Israel) gibt Anlass zur Hoffnung. Die von den Wissenschaftler*innen befragten Personen, die zwei Dosen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs erhalten hatten, entwickelten deutlich seltener Long COVID-Symptome:
● 64 Prozent seltener Fatigue,
● 54 Prozent seltener Kopfschmerzen,
● 57 Prozent seltener Abgeschlagenheit und
● 68 Prozent seltener anhaltenden Muskelschmerz.

Nebenwirkung oder Impfschaden?

Schwerwiegende Impfreaktionen müssen von (erwartbaren) unerwünschten Wirkungen abgegrenzt werden. Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schmerzen an der Einstichstelle, die kurze Zeit nach der Impfung wieder verschwinden, sind keine Impfschäden. Im Infektionsschutzgesetz heißt es dazu, Impfschäden seien "die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Schutzimpfung". Die Beschwerden müssen dauerhaft bestehen, der Zustand nach sechs Monaten sei ausschlaggebend, teilte der Landschaftsverband Rheinland (LVR) auf Anfrage des Tagesspiegels mit.

Liegt ein schwerwiegender Impfschaden vor, stehen den Betroffenen Entschädigungszahlungen zu. In den 1630 bislang eingereichten Anträgen reicht das Spektrum der Beschwerden laut Angaben des rheinland-pfälzischen Landesamts für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) von Beschwerden an der Impfstelle über Kopfschmerzen, neurologische Beschwerden, Paresen in Extremitäten, Sensibilitätsstörungen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Müdigkeit, Darmerkrankungen und Thrombosen bis hin zu Schlaganfallgeschehen und Guillain-Barré-Erkrankungen. Drei Anträge nach einem Todesfall im Zusammenhang mit der Impfung wurden durch das Sozialministerium Baden-Württemberg genehmigt.

Bürokratische Hürden bei der Anerkennung

Laut Aussage der Behörden sei die Prüfung der bislang 1630 gestellten Anträge "sehr umfangreich und zeitintensiv": Fachärztliche Gutachten werden angefordert, weitere medizinische Befunde eingeholt und die Impfempfehlung der antragsstellenden Person bei den zuständigen Institutionen abgeklärt. Der Aufwand erklärt, warum lediglich ein Teil der Anträge bearbeitet wurde: Mindestens 25 Antragssteller*innen wurde eine Entschädigung bewilligt, mindestens 41 Fälle wurden abgelehnt, einige zogen ihre Anträge wieder zurück.

Bei der geringen Zahl der eingegangenen Anträge können derweil keine Angaben zu den einzelnen Impfstoffen gemacht werden, also ob ein Anbieter besonders gut oder schlecht verträglich ist in Bezug auf schwerwiegende Reaktionen.    

Quellen:
https://www.tagesspiegel.de/politik/impfschaeden-absolute-einzelfaelle-nur-1600-antraege-auf-entschaedigung-bei-162-millionen-impfungen/28002074.html 
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/bund-bezahlte-bislang-7-milliarden-euro-fuer-impfkampagne-130915/ 
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/long-covid-bei-geimpften-seltener-130981/seite/alle/ 

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