Menschen stehen dicht gedrängt in einer Straßenbahn. Ein Mann hat den Arm gehoben, um sich festzuhalten, darunter offenbart sich ein nasser Achselfleck. Eine Frau, die direkt danebensteht, verzieht das Gesicht.© IPGGutenbergUKLtd / iStock / Getty Images Plus
Schweiß ist zwar eine natürliche Körperreaktion, sein Geruch kann einem aber schon mal den Atem verschlagen.

Schweißgeruch

AUSGEMÜFFELT: PHAGEN FRESSEN SCHWEISS-BAKTERIEN AUF

Deo adé. Denn die Phagen kommen! Forscher einer japanischen Universität haben eine Methode entwickelt, bei der eine besondere Form von Viren gezielt ein bestimmtes Bakterium angreift, das für den unangenehmen Schweißgeruch unter den Achseln verantwortlich ist.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Ein Forscherteam um Miki Watanabe der japanischen Osaka-Universität hat nichts unversucht gelassen, um den Herstellern von Deodorants den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben: Die Dermatologen entdeckten Viren, die gezielt geruchsbildende Bakterien angreifen. Diese Bakteriophagen könnten künftig zur Behandlung von Achselgeruch angewendet werden – und insgesamt zielführender sein als Deodorants.

Jeder weiß, dass sich unter unseren Achseln besonders viele Schweißdrüsen befinden – und deshalb wird dort auch vermehrt Schweiß produziert. Wenn Schweiß anfängt, sich zu zersetzen, beginnt er zu stinken. Die enthaltenen Proteine und Fette werden dann nämlich in übelriechende Teile zerlegt. Weil aber keiner müffeln möchte, benutzt der Mensch Deodorants, die das Bakterienwachstum hemmen oder die Schweißbildung blockieren. Doch die erreichen oft im ungünstigsten Moment das Ende ihrer Kapazität. Und dann stinkt es eben doch wieder.

Auserwählt wurden die geruchsintensivsten Schweißproben

Herr Watanabe hat für seinen Versuch eine spezielle Methode entwickelt. Es wurden Proben des Achselschweißes von 20 Männern gewonnen. Elf besonders geruchsintensive wurden auserwählt; Watanabe und sein Team zerlegten diese in ihre molekularen Inhaltsstoffe und enthaltenes Bakterien-Erbgut. Der hauptursächliche Störenfried war schnell ausgemacht: Es handelte sich um Staphylococcus hominis, und der produzierte über seine Stoffwechselprodukte übelriechende Fettsäuren.

Nun ging es S. hominis an den Kragen. Wie sollte man ihn eliminieren, ohne die anderen, nützlichen Hautbakterien zu töten? Watanabe und Kollegen nutzten ein besonderes Virus, dessen Leibspeise gerade dieses Bakterium ist. Die Dermatologen vermuteten ganz richtig, dass der Bakteriophage dazu ein sogenanntes Endolysin produziert. Dabei handelt es sich um ein Enzym, das Zellwände von Bakterien auflösen kann und die Mikroben dadurch abtötet. Für S. hominis schlecht, aber für uns Menschen gut!

Der Bakterienfresser könnte nun kommen

Die Wissenschaftler stellten das Lysin also künstlich her, probierten herum und verifizierten, dass dieses spezielle Enzym tatsächlich nur dieses eine Bakterium auffrisst. Diese Erkenntnisse könnten nun dazu führen, eine ganz neue Behandlungsmethode zu entwickeln, um den Bakteriophagen gegen starken Schweißgeruch einzusetzen. „Obwohl viele Patienten unter Achselgerüchen leiden, gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Hautspezialist Watanabe. „Wir glauben, dass diese Studie zu einer neuen Therapie führen wird“. Es wäre die erste Phagen-Therapie gegen Achselgeruch.

Quelle: wissenschaft.de

×