Robert-Koch-Institut
RSV-WELLE AUF DEM VORMARSCH
Seite 1/1 2 Minuten
In Deutschland ist nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) die Welle der RSV-bedingten Atemwegserkrankungen losgerollt. Ihr Beginn wurde rückwirkend auf die Woche ab dem 20. November datiert, wie aus dem wöchentlichen RKI-Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen von Mittwochabend hervorgeht. RSV ist die Abkürzung für Respiratorisches Synzytial-Virus.
"Insbesondere Kinder unter zwei Jahren sind von einer Krankenhauseinweisung mit RSV-Infektion betroffen", schreibt das RKI zur derzeitigen Lage. Daneben spielen hierzulande derzeit insbesondere Corona-Infektionen und Erkältungen durch Rhinoviren eine Rolle.
Grippewelle kommt erst noch
Für vergangene Woche sind im Bericht etwa 24 000 per PCR-Test bestätigte Covid-Infektionen erfasst - das ist etwas mehr, als eine Woche zuvor gemeldet worden war. Eine Grippewelle ist bisher nicht in Sicht, der Trend der im Labor bestätigten Influenza-Fälle nimmt aber auf relativ niedrigem Niveau zu.
Insgesamt bewegt sich die Rate akuter Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung weiter auf einem relativ hohen Niveau im Vergleich zu früheren Jahren: Pro 100 000 Einwohner werden rund 8500 akute Atemwegserkrankungen angenommen, ein leichter Rückgang im Vergleich zur Vorwoche. Zur gleichen Zeit des Vorjahres lag der Wert jedoch bei mehr als 10 000. Schwankungen sind bei Atemwegserkrankungen üblich.
Welche Symptome Kinder bei einer RSV-Infektion haben
Kinder bekommen bei einer RSV-Infektion meist zuerst eine laufende Nase und verlieren den Appetit. Der Rachen kann entzündet sein. "Husten und Niesen folgen, und häufig tritt Fieber auf", schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Webseite. In der Folge seien zum Beispiel Lungenentzündungen möglich. Bei schwerem Verlauf könne eine Beatmung nötig sein.
Maßgeblich für die Definition der RSV-Welle sind virologische Analysen: Wird in Stichproben von bis vier Jahre alten Kindern zwei Wochen in Folge ein ausreichend hoher Anteil von RSV-Nachweisen erreicht, so gilt dies auf Bevölkerungsebene als Start der Welle.
Mehr zum Thema RSV:
Risiko vor allem für kleine Kinder und Ältere
Als Risikogruppen für schwere Verläufe gelten bei RSV zum Beispiel Frühgeborene, Kinder mit Lungen-Vorerkrankung oder mit Herzfehler, Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Grundsätzlich kann man in jedem Alter daran erkranken und sich wiederholt infizieren. Nach RKI-Angaben wurde die Verbreitung in der Bevölkerung lange Zeit unterbewertet. Eine RSV-Meldepflicht ist noch relativ neu, die Meldedaten zu bisherigen Fällen sind dem Bericht zufolge "zurzeit noch nicht gut zu bewerten".
Im Sommer wurden in der EU zwar zwei RSV-Impfstoffe zugelassen. Die Ständige Impfkommission hat allerdings bisher keine Empfehlung zu deren Einsatz ausgesprochen. Die Erstattung der Kosten hängt damit zunächst von der Krankenkasse ab. Die neuen Impfstoffe sind für Menschen ab 60 gedacht, einer von ihnen außerdem für Schwangere zum Schutz des Säuglings in den ersten Lebensmonaten. Für einen breiten Einsatz der Impfung bei Schwangeren muss aus Sicht von Fachleuten allerdings die Sicherheit erst klar belegt werden.
Im vergangenen Herbst und Winter hatte es in vielen Ländern eine heftige RSV-Welle gegeben. Betroffen waren viele Kinder, die wegen der Corona-Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen zuvor keinen Kontakt zu dem Erreger hatten. Kliniken und Kinderarztpraxen waren zeitweise überlastet. Für diesen Winter hatten deutsche Fachleute nun wieder eine normalere Welle erwartet.
Quelle: dpa