Hund, der die Zähne fletscht, beißt in einen lila Ring. Am vorderen Bildrand ist eine zweite Hundeschnauze zu sehen.© alexei_tm / iStock / Getty Images

Notfall

WIE MAN ERSTE HILFE BEIM HUND LEISTET

Wohl jeder hat irgendwann einmal einen Erste-Hilfe-Kurs belegt. Schon allein für den Führerschein braucht man den. Vielleicht ist nicht mehr alles auf Anhieb präsent, aber das Wichtigste weiß man noch. Aber was ist, wenn man Erst Hilfe bei einem Hund leisten muss

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Mit den Begriffen Notfall und Hund haben wir vielleicht eher bissige Hunde vor Augen als einen tragischen Unfall, einen Kollaps oder eine akute Verschlechterung des Allgemeinzustandes des Vierbeiners. Doch es geschieht jeden Tag.

Die Grundregeln bei der humanen Ersten Hilfe kennt man: Absichern der Unfallstelle, Retten aus der Gefahrenzone, Notruf absetzen, Herzdruckmassage, Blutstillung, Schockbekämpfung, Herstellung der stabilen Seitenlage.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was Sie tun würden, wenn Sie plötzlich einem Hund durch Erste Hilfe vielleicht sogar das Leben retten könnten?

Was ist ein Notfall beim Hund?

Hunde können sich gegenseitig leichte bis lebensgefährliche oder gar tödliche Bisswunden zufügen. Oft ist dann Erste Hilfe durch einen Ersthelfer notwendig: Sie streiten um Reviervorherrschaft, sie verteidigen ihren Besitzer oder ihre Besitzerin, Rüden buhlen um ein Weibchen. Es gibt noch viele andere Gründe, weshalb Hunde aus einem Konflikt oft blutende Wunden davontragen, Erst Hilfe durch einen Ersthelfer geleistet werden muss. Man kann die Ursachen für einen Hundenotfall wie in einem Erste-Hilfe-Kurs erwähnt, etwas eingrenzen. Wie schon erwähnt, zählen Bisswunden dazu, ferner Autounfälle, Vergiftungen, Stürze und Magendrehung, die übrigens nicht nur zu den häufigsten Notfällen zählt, sondern auch einen der gefährlichsten Akutfälle darstellt. Ein Erste-Hilfe-Kurs als Hundebesitzer zu absolvieren, wäre da mehr als sinnvoll.

Lebensfreude pur

Es ist so wunderbar, einem Hund zuzuschauen, wie er fröhlich und neugierig durch den Garten, durch Felder und Wiesen – bitte nur außerhalb der Brut- und Setzzeit und in freigegebenen Gebieten – läuft und sich seines Lebens freut und keine Erste Hilfe benötigt. Stöckchen holen macht das Hundeglück vollkommen. Ebenso herrlich ist es, wenn die Fellnase brav und wohlerzogen an der Leine spazieren geht. Hundeschulen und Training bewirken da regelrechte Wunder. Fröhliches Schwanzwedeln legt eindeutig Zeugnis dafür ab.

Aber was, wenn?

Auf einmal verhält sich der Hund anders als sonst, plötzlich geht es ihm nicht mehr gut und Erste Hilfe ist gefragt. Man sollte dann ganz genau als Ersthelfer auf ein paar Symptome achten. Wann hat der Hund zum letzten Mal gefressen, wie sehen die Schleimhäute aus?

  • Im Normalfall sind sie blassrosa, eventuell leicht pigmentiert.
  • Sind sie blass, dann ist das möglicherweise eine Blutarmut oder eine Durchblutungsstörung, eventuell infolge eines Schocks.
  • Sind sie gerötet, könnte es sich um eine Entzündung – daher die stärkere Durchblutung – handeln.
  • Weisen die Schleimhäute eine gelbliche Färbung auf, kann das ein Hinweis auf Leberfehlfunktionen sein.
  • Und bläulich gefärbte Schleimhäute lassen eine Sauerstoffunterversorgung vermuten.

Ferner sollte man Stuhlgang und Stuhlkonsistenz vom Hund beobachten. Die Überprüfung der Vitalwerte Atemfrequenz und Puls ist wichtig und ein erster Schritt der Ersten Hilfe, wobei Hecheln aufgrund Hitze, Aufregung, Freude oder intensiver Bewegung sicher nicht unter behandlungswürdige Veränderungen fällt. Den Puls erfühlt man als Ersthelfer wie in einem Erste-Hilfe-Kurs gelernt an der Brustwand oder an der Oberschenkelarterie an der Innenseite des Hinterbeins ziemlich weit oben. Dort ertasten am besten Zeige- und Mittelfinger des Ersthelfers 30 Sekunden lang die Schläge. Die Zahl wird verdoppelt und mit dem Normwert verglichen, den man zuvor vom Tierarzt erfragen kann. Dies sollte am gesunden Hund für eine mögliche Erste Hilfe öfter mal geübt werden, umso genauer funktioniert die Messung im Ernstfall.

Weist das Tier äußere Verletzungen auf, wozu neben den Bisswunden auch Verbrennungen und Verwundungen mit Folgeblutungen zählen? Erbricht sich der Hund, was auf Vergiftungen hindeuten kann, oder äußert er Schmerzen, krampft oder humpelt er? Dann sind oft die Besitzer als Ersthelfer gefragt und gelernt Maßnahmen aus dem Erste-Hilfe-Kurs kommen zur Anwendung. Viele Hunde verweigern im Zustand akuter gesundheitlicher Einschränkungen das Futter und ziehen sich zurück oder wollen schlafen und in Ruhe gelassen werden. Erste Hilfe ist dann oft nicht einfach umzusetzen. Hunde trinken weniger oder mehr als sonst. Und natürlich ist eine erhöhte Temperatur stets ein Warnzeichen. Die Temperatur wird im After gemessen. Die normale Temperatur liegt beim Hund zwischen 37,5 und 39 Grad Celsius. Treten solche Zustände ein, kann Erste Hilfe zum Tragen kommen, die man in einem Erste-Hilfe-Kurs gelernt hat.

Wie verhält man sich am besten als Ersthelfer?

Handelt es sich um den eigenen Hund, lässt er sich vielleicht vom Besitzer als Ersthelfer eher berühren und untersuchen und Erste Hilfe kann in Ruhe geleistet werden. Ein fremder Hund hingegen sollte von einem Ersthelfer stets mit großer Vorsicht angefasst werden. Grundsätzlich gilt: Ein Hund, dem es nicht gut geht, ist unberechenbarer, für Ersthelfer eine durchaus gefährliche Situation, fast immer deutlich empfindlicher, reizbarer und Erste Hilfe ist schwer umsetzbar. Das heißt, er könnte schnappen – ja, auch nach Frauchen oder Herrchen, die als Ersthelfer zur Stelle sind. Er hat Angst, Schmerzen, und er weiß nicht, was mit ihm geschieht. Jaulen oder schreien gehören meist dazu.

Heftiges, aufgeregtes und lautes Auftreten von Menschen können Hunde leicht als Strafe auffassen oder sich sogar bedroht fühlen. Daher sollte man als Ersthelfer auf Ruhe um den Hund herum achten. Umstehende Passanten sollten am besten die Umgebung verlassen, bevor man mit der Ersten Hilfe beginnen möchte. Auf alle Fälle als Ersthelfer sehr ruhig mit dem Hund sprechen, sich nicht ruckartig oder hektisch bewegen, selbst wenn man als Ersthelfer große Angst hat und mit der Ersten Hilfe beginnen. Bemerkt man, dass der Hund bei Annäherung die Augen aufreißt oder knurrt, empfiehlt es sich, sich für die Erste Hilfe nicht weiter anzunähern und weiterhin beruhigend in der Funktion des Ersthelfers auf das Tier einzuwirken.

Erste Maßnahmen aus dem Erste-Hilfe-Kurs

Als Erstes sollte der Hund angeleint werden, um ein eventuelles Davonlaufen bereits vor der Ersten Hilfe zu verhindern. Im Erste-Hilfe-Kurs lernt man, als erste Maßnahme die Leine möglicherweise an einem Mast oder Baum fixieren oder einer anderen Person in die Hand geben. Will man den Hund transportieren, so wie man es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hat, kann es hilfreich sein, eine Decke unter den Hund zu schieben – sofern oder sobald er dies zulässt – und ihn damit zu transportieren. Läuft man Gefahr, dass der Hund um sich beißt, sollte man versuchen, wie im Erste-Hilfe-Kurs gezeigt, einen Maulkorb anzulegen und dann die Erste Hilfe zu beginnen. Den hat man selten dabei, also geht das laut Erste-Hilfe-Kurs auch mit einem Schnürsenkel, einem Halstuch oder mit der Hundeleine. Das ist nicht angenehm für den Hund während der Ersten Hilfe, aber hilft möglicherweise, ihm das Leben zu retten – auch wenn er das nicht ahnt. Im Falle eines Unfalls macht es Sinn, dem Hund vor der Ersten Hilfe eine Schutzweste oder ein Notfalltuch in Reflexfarben anzuziehen.

Auch beim Hund gibt es, wie man es aus Erste-Hilfe-Kursen kennt, die stabile Seitenlage. Diese kommt laut Erste-Hilfe-Kurs in Betracht, wenn das Tier bewusstlos ist oder kaum noch Lebenszeichen zu erkennen sind, und um zu verhindern, dass er an Erbrochenem erstickt – wie beim Menschen auch. Und ja, beim Hund macht eine Erste Hilfe Mund-zu-Nase-Beatmung durchaus Sinn, wenn es zu einem Atemstillstand und zur Bewusstlosigkeit gekommen sein sollte. Ebenso können Herzdruckmassagen lebensrettend sein, die man in einem Erste-Hilfe-Kurs gezeigt bekommen hat.

Meldung beim Tierarzt

Der anschließende Gang oder die Fahrt zum Tierarzt oder in die Tierklinik ist für den Ersthelfer zwingend, da dort der Hunde-Notfall umgehend untersucht werden kann. Bei Vergiftungen oder inneren Verletzungen zählt bei der weiteren Erste Hilfe für den Hund jede Minute. Wird zuvor ein Tier-Notdienst angerufen, sollten folgende Eckdaten genannt werden:

  • Was genau ist passiert?
  • Welche Tierart ist verletzt?
  • In welchem Zustand befindet sich der Hund? Welche Symptome sind zu beobachten und seit wann und welche Erste Hilfe wurde bereits geleistet?

Je früher der Hund Erste Hilfe erhält, umso größer ist die Chance, dass herausgefunden werden kann, woran er leidet.

Erste Hilfe beim Hund – jeder Hundebesitzer und Ersthelfer sollte die Grundregeln beherrschen, auch wenn er keinen Hundeführerschein machen musste und somit auch kein Erste-Hilfe-Kurs verpflichtend ist. Aber es geht im schlimmsten Fall um das Leben des eigenen Lieblings. Und dafür ist es jede Anstrengung wert!

 

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