Ein Blauwal schwimmt knapp unter der Wasseroberfläche.© eco2drew / iStock / Getty Images
Der Blauwal schützt das Klima gleich auf zwei Arten – an einer davon ist sein Dung beteiligt.

Umweltschutz

TIERISCHE KLIMAHELDEN

Um unser Klima zu schützen, sind wir auf intakte Ökosysteme angewiesen. Neben Böden und Pflanzen spielen aber auch Wildtiere eine wichtige Rolle. Besonders engagierte Klimaschützer: kackende Wale.

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Es gibt viele Ideen, um die Klimakrise zu lösen. Aber es gibt eine Wunderwaffe, die besser als jede Technologie ist: die Natur. Sogenannte naturbasierte Lösungen zielen darauf ab, Ökosysteme zu schützen oder wiederherzustellen, also CO2 binden, indem beispielsweise Wälder aufgeforstet oder Moore wieder vernässt werden. Der Weltklimarat IPCC betont die Bedeutung von natürlichen Kohlenstoffsenken als eine der effektivsten Klimaschutz-Strategien. 

Aber fast nirgends werden Tiere thematisiert – dabei gibt es einige Arten, die richtige Klimahelden sind. Im Februar 2023 haben Forschende eine Studie in der Fachzeitschrift “Nature Climate Change” veröffentlicht, die zeigt, wie sehr der Schutz von Wildtieren die natürliche Kohlenstoffspeicherung verbessern kann.

Wale, Gnus und Otter schützen das Klima

Die Forschenden haben neun Wildtierarten untersucht: Meeresfische, Wale, Haie, Eurasische Wölfe, Gnus, Seeotter, Moschusochsen, Afrikanische Waldelefanten und amerikanische Bisons. Allein diese neun Arten und Artengruppen zu schützen und Populationen wiederherzustellen, hätte einen enormen Effekt: 6,41 Milliarden Tonnen CO2 können laut der Studie dadurch jährlich gebunden werden – fast genug, um allein damit das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. „Wildtierarten sind durch ihre Interaktion mit der Umwelt das fehlende Bindeglied zwischen biologischer Vielfalt und Klima“, sagt Yale-Professor Oswald Schmitz, einer der Autoren der Studie. 

Kacken und Trampeln

Aber wie genau helfen Tiere, CO2 zu speichern? Manche Tiere schützen das Klima, indem sie fressen und trampeln: Beispielsweise die afrikanischen Waldelefanten, die Samen verteilen und die niedrige Vegetation zertrampeln. Große, langsam wachsende Bäume haben dadurch weniger Konkurrenz, können höher wachsen und mehr Kohlenstoff aufnehmen.

Bartenwale, wie beispielsweise Blauwale, haben gleich einen doppelten Effekt. Wenn sie sterben, entziehen sie den in ihnen gebundenen Kohlenstoff dauerhaft der Atmosphäre, da sie auf den Meeresboden sinken und von Sedimenten eingebettet werden.

Waldung für die Photosynthese

Ein noch wichtigerer Effekt ist aber die sogenannte Walpumpe: Wale tauchen zum Fressen in die Tiefe des Meeres ab und kommen zum Aufatmen an die Wasseroberfläche, wo sie ihren Darm entleeren. In den oberen Meeresschichten leben auch kleine pflanzliche Organismen: Phytoplankton.

Dieses Plankton braucht den Walkot als Nährstoff, also auch um Fotosynthese betreiben zu können – und ist für uns ganz schön wichtig: Für etwa die Hälfte der jährlichen globalen Sauerstoffproduktion ist das Plankton verantwortlich. Umso schlimmer ist, dass durch den industriellen Walfang und andere menschliche Einflüsse nur noch wenige Wale übrig sind.

Problem Artensterben

Insgesamt sind die weltweiten Bestände an Wildtieren in den letzten 50 Jahren durchschnittlich um fast 70 Prozent zurückgegangen, gibt der Living Planet Report des WWF von 2022 an. Fest steht aber: Wollen wir das Klima effektiv schützen, brauchen wir intakte Ökosysteme – inklusive ihrer Bewohner.

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