Hund auf Teppich.© olgamarc / iStock / Getty Images

HUNDE, HORMONE UND DIE HAUT

Die Häufigkeit von Hautkrankheiten bei Haustieren nimmt stetig zu. Nicht immer sind bakterielle Infektionen, Parasiten oder Allergien die Ursache. Auch hormonelle Störungen können das Erscheinungsbild der Haut verändern.

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Vor allem bei Hunden ab dem mittleren Alter werden hormonelle Imbalancen beobachtet. Auch Geschlecht und Kastration sind bei endokrinologischen (Haut-)Krankheiten von Bedeutung, ebenso die Rasse. So entwickeln Dackel, Pudel, bestimmte Terrierarten und Boxer Hyperadrenocortizismus, während Dobermann und Golden Retriever eher von einer Schilddrüsenunterfunktion, also Hypothyreose, betroffen sind.

Symmetrische Alopezie Typisch für endokrinologisch bedingte Hautveränderungen sind ein beidseitig-symmetrischer Haarausfall und symmetrisch auftretende überpigmentierte Hautstellen, beispielsweise rechts und links an den Hintergliedmaßen oder im Bereich der Flanken. Weitere Merkmale sind ein meist chronischer Verlauf, auffällig leicht ausziehbare Haare sowie Verlust der Unterwolle.

Selten findet man Juckreiz oder entzündliche Hautreaktionen im Zusammenhang mit hormonell bedingten Hauterkrankungen. Auch Störungen des Allgemeinbefindens aufgrund der Hautveränderungen werden meistens nicht beschrieben.

Hypothyreose Bei Hunden, die unter einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, ist das Fell oft glanzlos, dünn und trocken. Hinzu kommen Schuppenbildung und symmetrischer Haarausfall insbesondere am Körperstamm, in der Flankenregion, an der Schwanzspitze, am Nasenrücken und an den Ellbogen. Dazu gesellen sich Symptome wie Lethargie, Kälteintoleranz, Gewichtszunahme und Störungen des Hormonzyklus mit Unfruchtbarkeit.

Die Unterwolle kann fast völlig fehlen oder in einzelnen Fällen übermäßig vermehrt sein. Manche Hunde haben dann das typische wollige Welpenfell. Ein Hinweis auf Hypothyreose ist auch der fehlende Haarwuchs an geschorenen Stellen. Die Haut erscheint allgemein kühl und ödematös. Auch bakterielle Ohrenentzündungen können auf eine Hypothyreose hinweisen.

Cushing-Syndrom oder Hyperadrenocortizismus Eine weitere endokrinologische Erkrankung ist das Cushing-Syndrom, auch Morbus Cushing genannt. Benannt ist das Syndrom nach dem Arzt Harvey Cushing. Man spricht diesen Eigennamen tatsächlich mit einem kurzen u, also Kusching aus. Bei dieser Krankheit liegt eine hormonelle Störung zugrunde, bei der die Nebennierenrinde vermehrt Cortisol ausschüttet.

Das Cushing-Syndrom kann auch iatrogen durch die exzessive Gabe von Corticosteroiden ausgelöst entstehen. Betroffen sind vor allem Hunde ab acht Jahren. Im Frühstadium sind Polydipsie (vermehrter Durst), Polyurie (vermehrtes Wasserlassen) und Polyphagie (vermehrter Hunger) klassische Symptome.

Etwa vier bis sechs Monate nach Auftreten dieser Symptome zeigt sich fast überall am Körper Haarverlust, außer am Kopf und dem unteren Teil der Extremitäten; die Haut ist dünn, pergamentartig und hyperpigmentiert. Zudem entsteht durch eine krankheitsbedingte Muskel- und Bänderschwäche oft ein deutlicher Hängebauch, der Bauchumfang ist vergrößert.

Allerdings zeigen nicht alle betroffenen Hunde dieselben Symptome. Das Cushing-Syndrom kann durch einen lang andauernden Cortisolüberschuss schwerwiegende Komplikationen wie Bluthochdruck, Thromboembolien und Diabetes mellitus nach sich ziehen.

Hyperthyreosen machen sich oft durch glanzloses Fell bemerkbar.

Hautveränderungen während des Fellwechsels Der Wechsel vom Sommer- zum Winterfell und umgekehrt ist vielfach mit einem Ungleichgewicht des Stoffwechsels und des Hormonhaushaltes assoziiert, was häufig mit Irritationen auch des Haut- und Fellzustandes verbunden ist. In diesen Fällen kann beispielsweise die Gabe von essenziellen Fettsäuren hilfreich sein. Die Phasen des Fellwechsels sind normalerweise ein natürlicher Prozess, eine intensivere Pflege des Fells in dieser Zeit ist empfehlenswert. Zusätzliche Maßnahmen sind erst dann sinnvoll, wenn der Fellwechsel zu lange andauert.

Läufigkeit Endokrinologisch bedingte Hauterkrankungen können auch im Zusammenhang mit der Läufigkeit der Hündin auftreten. Verschiedene Hormonumstellungsphasen, die teilweise lange vor beziehungsweise nach der Läufigkeit stattfinden, können neben Symptomen wie Appetitlosigkeit, Antriebsschwäche oder Pseudoschwangerschaft auch Veränderungen von Haut- und Fellzustand in mehr oder weniger großem Umfang mit sich bringen.

Hyperestrogenismus beim Rüden Estrogen ist ein bedeutender Modulator des Haarzyklus. Beim nicht kastrierten, das heißt intakte Rüden, äußert sich Hyperestrogenismus durch eine erythematöse Linie vom Hodensack bis zur Vorhaut. Weiter treten Haarverlust vor allem im Bereich des Bauches und dem Bereich zwischen Anus und Genitalregion auf, während Kopf und Extremitäten nicht betroffen sind. Die Haare lassen sich leicht ausziehen, und die haarlose Haut ist deutlich hyperpigmentiert. Auch Seborrhoe, also fettige Haut, wird beschrieben.

Hauterkrankungen sind eine Herausforderung Hautkrankheiten bei Haustieren wie Hunden sind vielfältig und meist langwierig in der Behandlung. Erschwerend kommt hinzu, dass unterschiedliche Erkrankungen täuschend ähnlich aussehen können. Oft sind viele Untersuchungen wie Blut- und Hormontests, Pilzkulturen, Hautgeschabsel und Abklatschpräparate nötig, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, aus der sich die entsprechende Therapie ableitet.

Therapie der Grunderkrankung Endokrine Alopezien sind in den meisten Fällen Ausdruck einer systemischen Erkrankung. Daher ist es wichtig, die Grunderkrankung adäquat zu behandeln. So kann das Cushing-Syndrom beispielsweise mit dem Arzneistoff Trilostan behandelt werden, das täglich und lebenslang gegeben werden muss. Damit kann die Krankheit in der Regel gut kontrolliert werden.

Es ist durchaus möglich, dass sich solche Hautveränderungen von allein regenerieren und das Fell relativ schnell wieder nachwächst. Hormonstörungen können teilweise, auch wenn sie nicht ursächlich fütterungsbedingt sind, durch eine gesunde, nicht zu eiweißreiche Ernährung positiv beeinflusst werden. Der Heilungsprozess kann also durch eine Futterumstellung erleichtert werden.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 06/2022 ab Seite 90.

Dr. med. vet. Astrid Heinl, Tierärztin

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