Eine Illustration eines Gehirns mit Brille© Jolygon / iStock / Getty Images Plus
Schlaue Methode: Man kann das Gehirn so trainieren, dass es besser zur Ruhe kommen kann.

Mentales Training

NEGATIVE GEDANKEN ZÄHMEN

Wen überfällt nicht ab und an der Weltschmerz, wenn er die Nachrichten sieht? Krieg, Umweltkatastrophen, Armut, Hunger auf der Welt – und Corona gibt es ja auch noch. Bevor man in eine negative Gedankenspirale verfällt, hilft Gehirntraining.

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Verdrängung negativer Emotionen oder Gedanken ist selten eine gute Idee. Sich darin suhlen aber auch nicht. Passieren kann es trotzdem. Denn insbesondere an negativen Nachrichten bleibt man hängen, klickt sich direkt ins nächste Fenster und läuft Gefahr, auf diese Weise minuten- oder gar stundenlang negative Schlagzeilen im Netz zu verfolgen. Dem liegt das Phänomen „Negativity Bias“ zugrunde, eine Negativverzerrung, bei der negative Informationen stärker gewichtet werden als positive.

Der erste Schritt besteht darin, wahrzunehmen, dass man sich gerade in einer Gedankenspierale befindet, die außer negativen Gefühlen nichts bewirkt, also zu keiner Erkenntnis oder Lösung führt. So etwas kennt man in abgespeckter Form auch aus dem Alltag: Ein wirklich anstrengender Kunde lässt einen auch im Feierabend nicht los, das Gespräch wird ständig im Kopf wieder durchgekaut. Schlimmstenfalls durchwacht man deswegen die Nacht. Doch lassen sich diese Gedanken einfach abstellen?

Bewusst ablenken

Der Neurowissenschaftler, Autor und Science Slammer Henning Beck empfiehlt in einem Interview mit Deutschlandfunk Nova: "Man kann dem Gehirn so eine Art Blitzableiter geben, indem man eine andere Aktion macht, die einen geistig fordert." Sobald man sich in einer negativen Gedankenspirale befindet, sollte man also versuchen, bewusst zu stoppen und sich abzulenken – mit einem Spiel, einer Aktivität oder guten Unterhaltung.

Forschende aus Schweden und Deutschland konnten beispielsweise den positiven Effekt von Tetris-Spielen bei Traumapatient*innen nachweisen. Routineaufgaben oder leichte sportliche Betätigungen verleiten allerdings zum Gedankenschweifen. Sport hilft erst, wenn man in einen „Flow-Zustand“ gerät, alles um sich herum also vergisst.

Die vordere Gürtelrinde trainieren

Eine weitere Methode besteht darin, mit Hilfe von Konzentrationsübungen Teile seines Gehirns dahingehend zu trainieren, bestimmte Gedanken nicht mehr zuzulassen. Klingt paradox, aber das Gehirn kann lernen, zu filtern. Zum Beispiel Erinnerungen oder Gedanken trotz Schlüsselreiz nicht mehr zuzulassen. Der Gedanke bildet sich zwar, wird aber durch eine Art Türsteher wieder zurück ins Unterbewusstsein geschickt. Und diesen Türsteher – die vordere Gürtelrinde – kann man trainieren.

"Je mehr du lernst, dich auf Sachen zu fokussieren, desto mehr trainierst du auch diese Region", erklärt Beck. Konzentration kann also beim Abschalten helfen. Praktisch bedeutet das, dass man sich beispielsweise seine tägliche Arbeit in Blöcke einteilt. Auf einen Block konzentriertes Arbeiten folgt dann ein Block bewusster Entspannung und so weiter.

Das mittlerweile gesellschaftlich anerkannte und beliebte Multitasking überfordert auf Dauer die Gürtelrinde, versorgt sie mit zu vielen Informationen und die Selektionsfähigkeit geht langsam verloren. Zudem können Inhalte nicht mehr klar getrennt werden, wenn die Informationsflut zu groß ist. Also: achtsam arbeiten, achtsam pausieren. Und vielleicht hilft ja auch Ihnen mal eine Runde Tetris spielen.

Quellen:
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/kopf-abschalten-gehirn-trainieren-und-gedanken-filtern 
https://www.tagesspiegel.de/wissen/aufmerksamer-und-erregter-menschen-reagieren-staerker-auf-schlechte-nachrichten-als-auf-gute/24971938.html 

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