Harnwegsinfekt
PFLANZLICHE MITTEL GEGEN BLASENENTZÜNDUNG
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Die meisten Harnwegsinfektionen sind unkompliziert. Ein Antibiotikum ist dann nicht nötig. Unkompliziert heißt aber nicht ohne Beschwerden. Ein Leidensdruck besteht trotzdem – ein klassischer Fall für die Selbstmedikation. Alternativen zur Antibiose sind etwa die symptomatische Behandlung mit Ibuprofen oder auch Phytopharmaka. Letztere werden besonders häufig von den Betroffenen nachgefragt.
Wann ist eine Harnwegsinfektion unkompliziert?
Bei einer unkomplizierte Harnwegsinfektion bestehen keine gravierenden Vor- oder Begleiterkrankungen wie anatomische Anomalien oder gefährdende Nierenfunktionsstörungen. Symptome können Schmerzen beim Urinieren und erhöhter Harndrang (Zystitis) sein, bei Flankenschmerzen und/oder Fieber (oberer Harnwegsinfekt/Nierenbeckenentzündung) ist hingegen ein Arztbesuch anzuraten.
Desinfektion: Aber natürlich!
Bärentraubenblätter, die Arbutin enthalten, werden zur Blasenentzündungsbehandlung verwendet. Sie sollten nur kurzfristig und maximal fünfmal im Jahr wegen möglichen Nebenwirkungen Anwendung finden.
Senfölglykoside aus Kapuzinerkresse und Meerrettich wirken desinfizierend und antiinfektiv in den Harn- und Atemwegen, ohne die Darmflora zu beeinflussen – anders als Antibiotika. Die Beschwerden sollten innerhalb von fünf Tagen besser werden, sonst ist ein Arztbesuch nötig. Achtung: Kapuzinerkresse enthält Vitamin K, was zu Wechselwirkungen, vor allem mit Gerinnungshemmern, führen kann.
Natürliche Behandlungsansätze bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen
Eine Kombination aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel und Rosmarinblättern ist traditionell gebräuchlich. Ihren Einsatz findet sie unterstützend bei der Behandlung bei leichten, unkomplizierten akuten und wiederkehrenden Harnwegsinfekten.
Durchspülungstherapien bei Harnwegsinfekten unterstützen die antimikrobielle Behandlung und helfen, erneute Infekte zu verhindern. Genutzt werden zum Beispiel
- Birkenblätter,
- Goldrutenkraut,
- Orthosiphonblätter,
- Hauhechelwurzel und
- Schachtelhalmkraut
in Tees oder Fertigarzneimitteln. Sie haben diuretische Eigenschaften und wirken teilweise spasmolytisch, entzündungshemmend oder schmerzlindernd.
Besonders Goldrute und Orthosiphon mit ihren krampflösenden Eigenschaften können die Blasenentleerung verbessern und Restharnbildung, ein Risikofaktor für Harnwegsinfekte, reduzieren.
Orthosiphonblätter weisen zusätzlich eine antiadhäsive Wirkung auf, das heißt, Bakterien können schlechter an der Blase anhaften. Dies geschieht hauptsächlich durch lipophile Flavone. Diese werden über die Nieren ausgeschieden. Dadurch sind sie in der Blase in relevanten Konzentrationen vorhanden.
Nicht pflanzlich, aber gut verträglich
D-Mannose ist ein Einfachzucker. Auch er hat eine antiadhäsive Wirkung, und das ohne große Beteiligung am Stoffwechsel. D-Mannose bindet an Bakterien. Dies verhindert deren Adhäsion an die Blasenschleimhaut. Zum Einsatz kommt sie bei der unterstützenden Behandlung und Vorbeugung von Harnwegsinfekten. Sie empfiehlt sich besonders bei Frauen mit häufig wiederkehrender Zystitis.
Immer wieder…
Auch die Infektionshäufigkeit spielt für Ihre Empfehlung eine Rolle. Rezidivierende, also wiederkehrende Harnwegsinfekte sind definiert als mindestens zwei Episoden in sechs Monaten oder drei in einem Jahr. Dann empfiehlt es sich, auf Ursachensuche zu gehen, zur Risikovermeidung zu beraten und gegebenenfalls vorbeugend zu behandeln.
Cranberry zur Prävention?
Die Leitlinie empfiehlt noch keine Cranberryprodukte zur Langzeitprävention von Harnwegsinfektionen, da Studienergebnisse widersprüchlich waren. Eine kürzlich veröffentlichte Bewertung stammt vom Institut für Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, dem IQWiG. Diese Bewertung zeigt etwas Interessantes: dass Cranberry-Präparate Harnwegsinfektionen verzögern oder verhindern können, und zwar auch im direkten Vergleich zu Placebo.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung