Gute Vorsätze
ENDLICH MIT DEM RAUCHEN AUFHÖREN
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Rauchen macht krank und kostet Geld. Trotzdem raucht jeder vierte Deutsche. Warum ist das so? Für viele Raucher steht die Zigarette für Geselligkeit, Entspannung, Genuss und – gerade für Jugendliche – Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Wer einmal raucht, mag Angst haben, mit dem Rauchen aufzuhören, weil er Gewicht zunehmen könnte, nervös wird oder als Langweiler abgestempelt wird. Oder er hat schon einige Raucherentwöhnungen versucht und ist gescheitert.
Eine geliebte Gewohnheit abzulegen ist schwer. Dennoch lohnt es sich, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Schadstoffe in Tabakrauch schädigen den ganzen Körper, sie erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und verschiedene Krebserkrankungen. Dabei ist vor allem die Lunge betroffen. Man geht davon aus, dass vier von fünf Lungenkrebstodesfällen auf die Folgen des Rauchens zurückzuführen sind. Daneben fördert Rauchen das Risiko für Parodontitis und Zahnfleischentzündung, verschlechtert die körperliche Fitness und strapaziert die Haut.
Darum lohnt es sich, mit dem Rauchen aufzuhören
Um seine Gewohnheiten zu ändern und gegen seine Sucht anzukämpfen, braucht es eine innere Klarheit. Sie haben einen Kunden vor sich, der zweifelt oder sich nicht sicher ist, ob er es schafft? Mit diesen Argumenten können Sie ihn überzeugen:
- Kosten
Die meisten Raucher rauchen knapp eine Schachtel Zigaretten pro Tag. Bei dem aktuellen Schachtelpreis von sieben Euro liegen die Ausgaben pro Monat für Zigaretten bei 210 Euro. Das entspricht rund 2500 Euro pro Jahr.
Praxistipp: Empfehlen Sie Ihrem Kunden, jeden rauchfreien Monat 200 Euro in ein Sparschwein zu stecken und sich an Silvester mit dem gesparten Geld zu belohnen. - Langes Leben
Auch wenn Horrorgeschichten die wenigsten abschrecken, aber die harten Fakten lauten: An den Folgen des Rauchens sterben allein in Deutschland jährlich schätzungsweise 143000 Menschen. Weltweit ist knapp jeder siebte Todesfall auf eine direkte Auswirkung des Rauchens zurückzuführen. Das sind über 7,6 Millionen Menschen weltweit. Ohne die Menschen gerechnet, die an den Folgen des Passivrauchens versterben. - Rasche Auswirkungen auf die Gesundheit
Hört man auf zu rauchen, verbessert sich bereits nach 12 Stunden die Sauerstoffversorgung im Körper. Nach 24 Stunden sinken Puls und Blutdruck, auch die Durchblutung verbessert sich. Das bedeutet, nach einem Tag ohne Zigarette ist das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gesunken. 2 bis 3 Tage nach dem Rauchstopp erholen sich Geruchs- und Geschmacksnerven, das Gefühl freier atmen zu können stellt sich ein. Wenige Wochen ohne Rauchen verbessern bereits die Lungenfunktion, Entzündungen klingen ab und die mukoziliäre Clearance bessert sich. Liegt bereits eine chronisch entzündliche Atemwegserkrankung vor (COPD), verbessert sich der Krankheitsverlauf einige Monate nach dem Rauchstopp. Nach einem Jahr reduziert sich das Risiko für Folgeerkrankungen des Rauchens um 50 Prozent. Die Haut sieht straffer aus, das Immunsystem ist gestärkt und die Kondition besser.
Rauchen, Vapen, Snus
Mittlerweile gibt es zahlreiche Zigaretten-Alternativen, auch alternative Nikotinabgabesysteme (ANDS) genannt.
Beim Verdampfer (Vaporizer) wird das sogenannte Liquid erhitzt, wobei der charakteristische Dampf entsteht. Durch Verdampfen entstehen zwar weniger krebserregende Substanzen, aber dafür andere gesundheitsschädliche Abbauprodukte.
Beim Erhitzer wird Tabak bei 300 Grad erhitzt und nicht wie bei der Zigarette bei deutlich höheren Temperaturen verbrannt. Dadurch enthält der inhalierte Dampf weniger krebserregende Stoffe. Doch Forschende gehen trotzdem von einer ähnlich schädigenden Wirkung auf das Lungengewebe aus.
Bei der Shisha wird der Tabak durch ein glühendes Kohlestück verschwelt und der entstehende Dampf durch Wasser inhaliert. Die Gesundheitsgefährdung wird wie Zigarettenrauchen eingestuft.
Snus wird hierzulande immer beliebter. Dabei handelt es sich um ein Blättchen aus getrocknetem Tabak, Wasser, Salz und Aromen, das hinter die Lippen gelegt wird. Das sogenannte rauchlose Tabakprodukt enthält ebenso krebserregende und suchtauslösende Stoffe wie Rauchtabak.
Keine (Schein-)Argumente gegen die Raucherentwöhnung
Hinter den folgenden Aussagen stecken meist Ängste, zum Beispiel an der Raucherentwöhnung zu scheitern.
- Rauchen entspannt: Nein. Ein Nichtraucher wird durchs Rauchen nicht entspannter. Bei Rauchern stellt sich lediglich Entspannung ein, da die Entzugssymptomatik des Nikotins gedämpft wird.
- Angst vor sozialem Ausschluss: Wer in der Gruppe aufhört, kann auch eine Vorbildfunktion einnehmen und andere davon überzeugen mitzuziehen. Wahre Freunde schließen niemanden aus, nur weil er nicht mehr raucht.
- Mein Opa wurde trotz Rauchen 90 Jahre: Lieber auf die Statistik vertrauen als auf Einzelfälle. Und die besagt, dass Raucher im Schnitt zehn Jahre früher versterben als Nichtraucher.
- Ich habe Angst zuzunehmen: Tatsächlich verbraucht man durchs Rauchen lediglich 200 Kilokalorien pro Tag. Das entspricht zwei Schokoriegeln oder einem kleinen Stück Obstkuchen. Die meisten Ex-Raucher nehmen zu, da sie statt zur Zigarette zu etwas zu Essen greifen.
- Rauchen bedeutet Genuss: Die erste Zigarette schmeckt niemandem. Aber Zusatzstoffe, die Werbung der Tabakindustrie sowie die langsam abstumpfenden Geschmacksnerven trügen die Empfindung. Nach der Raucherentwöhnung berichten viele, dass sie mehr und anders schmecken beim Essen.
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Auswirkungen von Nikotin
Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, fürchtet sich häufig vor den Symptomen des Nikotinentzugs. Nikotin ist ein Alkaloid, das in der Tabakpflanze vorkommt. Einmal ins Blut aufgenommen, passiert es rasch die Blut-Hirn-Schranke und dockt an nicotinerge Acetylcholin-Rezeptoren an (auch im peripheren Nervensystem). Dadurch kommt es zu
- gesteigerter Herzfrequenz und erhöhtem Blutdruck,
- schnellerer Atmung,
- Adrenalin- und Noradrenalinfreisetzung,
- Konzentrationsförderung,
- Stimulierung des ZNS und Dopaminfreisetzung (Entspannung, „High“) und
- gesteigerter Magensäureproduktion.
Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Wirkungen des Nikotins und fordert für das vermeintlich angenehme Gefühl immer höhere Dosen ein. Je länger eine Person raucht und je höher ihr täglicher Konsum ausfällt, umso schwieriger fällt der Verzicht auf Nikotin. Dennoch lohnt es sich immer und in jedem Alter mit dem Rauchen aufzuhören.
Die Entzugserscheinungen fallen mit individueller Schwere aus. Doch erst einmal ist der Körper aus der Balance. Dabei kann er mit folgenden physischen und psychischen Entzugssymptomen reagieren:
- Kopfschmerzen
- Durchfall,
- Schwindel
- Husten
- Verstopfung
- Übelkeit
- Müdigkeit
- Schlaflosigkeit
- Gesteigerter Appetit
- Starkes körperliches Verlangen (Craving)
- Gereiztheit
- Depression
- Konzentrationsprobleme
Medikamente für einen erfolgreichen Rauchstopp
Gerade, wer am Anfang seines Weges mit dem Rauchen aufzuhören steht, benötigt viel Unterstützung. Eine Nikotinersatztherapie kann den Einstieg in den Rauchstopp erleichtern. Dabei wird dem Körper über ein anderes Hilfsmittel als der Zigarette Nikotin zugeführt und die Entzugssymptomatik gelindert. Die Nikotinmenge richtet sich nach der Höhe des Zigarettenkonsums und reduziert sich im Verlauf der Therapie.
E-Zigarette zur Raucherentwöhnung?
Viele Raucher greifen zur E-Zigarette in dem Glauben, so besser mit dem Rauchen aufhören zu können. Im Einzelfall mag das gelingen. Doch auch wenn beim Verdampfen des Liquids weniger schädliche Inhaltsstoffe freigesetzt werden wie bei der Zigarette, handelt es sich um keine „gesunde“ Alternative.
Beim Erhitzen entstehen unter anderem freie Radikale und Formaldehyd. Außerdem können sich aus dem Metall des Heizdrahts Chrom oder Nickel lösen und in den Dampf gelangen. Häufig geht der Vorsatz, nach und nach das Nikotin im Liquid zu reduzieren, nicht auf. Die Gewohnheit des Rauchens wird ebenfalls nicht verändert.
Dennoch bleibt der Raucher so flexibel in der Gestaltung seiner Raucherentwöhnung. Empfehlen kann man die E-Zigarette nicht, nach umfassender Aufklärung kann sie aber eine Option darstellen.
Nikotinkaugummis gibt es mit zwei und vier Milligramm Nikotin. Wer mehr als eine Schachtel pro Tag raucht, sollte mit der höheren Dosierung beginnen, um seine Erfolgschancen für den Rauchstopp zu erhöhen. Anders als gewöhnliche Kaugummis werden sie 30 Minuten lang gekaut, um die gesamte Nikotinmenge aus der Kaumasse zu lösen. Die meisten starten mit acht bis zwölf Kaugummis am Tag und reduzieren nach einigen Wochen auf ein bis zwei Kaugummis am Tag. Dann kann man zu der niedrigeren Dosierung wechseln oder die Kaugummis absetzen.
Eine weitere orale Anwendungsmöglichkeit nach Bedarf stellen Lutschtabletten dar. In der Regel lutschen Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten, alle ein bis zwei Stunden eine Lutschtablette, bis zu zwölf Stück pro Tag. Sie soll langsam im Mund hin und hergeschoben werden, damit sie zergeht. Nikotinlutschtabletten gibt es in Dosierungen von ein bis vier Milligramm Nikotin.
Im Gegensatz dazu geben Nikotinpflaster das Nikotin kontinuierlich über 24 Stunden über die Haut ab. Es gibt sie in den Dosierungen von 7, 14 und 21 Milligramm Nikotin pro 24 Stunden. Bei der Abgabe sollten Sie erklären, dass die Pflaster auf saubere, trockene, nicht rasierte oder eingecremte Haut aufgeklebt werden sollten. Beispielsweise am Oberarm, der Schulter oder der Hüfte. Das Pflaster wird morgens für 10 bis 20 Sekunden auf die gewählte Körperstelle gedrückt und dann für 24 Stunden dort belassen. Durch die morgendliche Anwendung können nächtliche Schlafprobleme sowie das morgendliche Verlangen nach einer Zigarette reduziert werden.
Es ist möglich, die Pflaster mit den Kaugummis mit zwei Milligramm oder den Lutschbonbons mit einem Milligramm Nikotin zu kombinieren. Die tägliche Dosis von 64 Milligramm Nikotin darf dabei nicht überschritten werden. Laut einer Cochrane Meta-Analyse steigen die Chancen, erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören, mit einer Kombinationstherapie. Und noch weiter, wenn zusätzlich eine nicht-medikamentöse Option, zum Beispiel eine Gesprächstherapie, in Anspruch genommen wird. Das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht sich durch die Kombinationstherapie nicht. Sie gilt als ebenso verträglich wie die Monotherapie.
Mit Nikotininhalatoren ziehen die Anwender ähnlich wie bei einer Zigarette das Nikotin durch den Mund ein. Der Inhalator wird vorher mit einer Nikotinkapsel bestückt. Diese enthält 15 Milligramm Nikotin und reicht für mehrere Anwendungen. Dabei muss allerdings häufiger am Inhalator gezogen werden als an einer Zigarette; über einen Zeitraum von 10 bis 20 Minuten.
Ein Nikotinspray sprühen sich Anwender ein- bis zweimal pro Stunde wie ein Mundspray in den Mund. Nach einigen Wochen wird die Zahl der Sprühstöße reduziert.
Eine Nikotinersatztherapie half in einer Studie 17 von 100 Menschen mit dem Rauchen aufzuhören. Ohne Ersatz gelang es nur 11 von 100.
6 Tipps, um mit dem Rauchen aufzuhören
Nach Unterstützung zu fragen, ist kein Zeichen von Schwäche. Aufhören zu rauchen ist eine große Leistung und die Person sollte jede Hilfe dafür bekommen, die sie braucht. Neben der bereits angesprochenen Ersatztherapie können Sie Ihren motivierten Kunden auch noch diese Tipps geben:
- Rahmenbedingungen festlegen
Zu Beginn sollte man sich einen konkreten Tag im Kalender markieren, an dem man starten möchte. Und sein Umfeld informieren, damit es die nächsten Wochen unterstützen und motivieren kann. Es ist hilfreich, im Vorfeld über Stolpersteine nachzudenken, um diese zu umgehen. Das können Restaurant- oder Barbesuche sein, viele freie Abende allein zu Hause oder andere Momente, an denen häufig und gerne geraucht wurde. Und ganz wichtig: auch kleine Erfolge feiern. - Selbsthilfegruppen
Telefonberatungen oder Selbsthilfegruppen können manche Menschen dabei unterstützen, mit dem Rauchen aufzuhören. Wichtig ist, sich dabei wohlzufühlen. - Entspannungskurse
Nervosität und Stress können bei einer Raucherentwöhnung auftreten. Hier helfen Yogakurse, Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder unter Umständen auch Hypnose. Manche Gesundheitskurse zur Entspannung werden auch von der Krankenkasse finanziell unterstützt. - Zertifizierte Apps
Für alles gibt es eine App – auch zur Raucherentwöhnung. Wie hilfreich diese Apps sind, ist wissenschaftlich noch nicht untersucht. Einige Anwendungen werden von der Krankenkasse bezuschusst. - Geeignete Ausgleichsbeschäftigung suchen
Sport, Freunde treffen, Malen, Spaziergänge an der frischen Luft oder andere Freizeitbeschäftigungen, die vom Rauchen ablenken, können helfen. - Nichtraucherkurse
Solche Kurse werden auch häufig von der Krankenkasse bezuschusst. Eine Auswahl an Kursen findet man zum Beispiel online in der Raucherberatung-Anbietersuche des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Quellen:
https://www.debra-study.info/
https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/presse/rauchen-deutschland-zahlen-und-fakten
https://www.who.int/europe/de/news/item/05-06-2020-smoking-still-a-core-challenge-for-child-and-adolescent-health-reveals-who-report
https://www.nichtraucherhelden.de/magazine/warum-rauchen-wir-10-gruende-zur-zigarette-zu-greifen-und-10-bessere-es-lieber-zu-lassen-85
https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/rauchen-aufhoeren
https://gesund.bund.de/rauchen#raucherentwoehnung
https://de.statista.com/themen/150/rauchen/#topicOverview
https://flexikon.doccheck.com/de/Nikotin
https://www.awmf.org/service/awmf-aktuell/rauchen-und-tabakabhaengigkeit-screening-diagnostik-und-behandlung
https://dassuchtportal.de/nikotinsucht/entzugserscheinungen-rauchen/
https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/AdWfP/AdWfdP_Snus_de.pdf
https://www.gesundheitsinformation.de/wo-finde-ich-unterstuetzung-fuer-den-rauchstopp.html
https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/rauchentwoehnung/kann-die-nikotinhaltige-e-zigarette-bei-der-rauchentwoehnung-helfen
https://www.gesundheitsinformation.de/wie-gut-hilft-eine-nikotinersatztherapie-bei-der-raucherentwoehnung.html
https://www.test.de/Praeparate-zur-Raucherentwoehnung-Nikotinpflaster-und-Kaugummis-kombinieren-5508012-0/
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD013308/full
https://www.rauchfrei.de/die-wirkung-von-e-zigaretten-als-alternative-zur-rauchentwoehnung/
https://www.fachinfo.de/fi/pdf/022165
www.anbieter-raucherberatung.de