Geniale Galenik
RADIOAKTIVES GEL GEGEN BAUCHSPEICHELDRÜSENKREBS
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Pankreaskrebs ist äußerst hartnäckig. Ein Grund liegt in seiner hohen Anpassungsfähigkeit: durch genetische Mutationen wird er rasch resistent gegen Chemotherapeutika. Zudem bleibt der Tumor häufig lange unentdeckt, sodass sich bei der Diagnosestellung schon Metastasen gebildet haben.
Zurzeit wird der Tumor mit einer Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung behandelt – doch gegen Medikamente ist er schnell immun und die Strahlung kommt nicht in ausreichender Dosis an. „Es gibt im Moment einfach keinen guten Weg, Bauchspeicheldrüsenkrebs zu behandeln“, fasst es Jeffrey Schaal von der Duke University in Durham zusammen. Und setzte sich mit seinem Team für eine Lösungsfindung ein.
Radioaktives Gelimplantat
Zwar existieren bereits entsprechende Implantate, mit dem Versuch die Strahlung näher an den Tumor heranzubringen. Doch aus verschiedenen Gründen können sie nur kurz im Körper verweilen bevor sie eher schaden als nutzen. Ein Grund liegt in der Galenik. Die Idee von Schaal und seinem Team lautet daher: Ein intelligentes Gel soll die Strahlung transportieren.
Sie entwickelten ein Gel aus sogenannten elastinähnlichen Polypeptiden (ELPs): Synthetische Aminosäureketten, die bei Raumtemperatur flüssig sind, sich jedoch in der Körperwärme zu einem stabilen Gel verfestigen. Darein betteten die Forschenden das radioaktive Iodisotop I-131. Seine Strahlung durchdringt das Biogel und wird fast vollständig vom Tumor absorbiert. Und zwar ohne umliegendes Gewebe zu schädigen. Mit der Zeit zerfällt das Isotop und die synthetischen Aminosäuren bauen sich ab – ab diesem Zeitpunkt kann alles vom Körper ausgeschieden werden. „Die Betastrahlung verbessert auch die Stabilität des ELP-Biogels“, erklärt Schaal. „Das hilft dem Depot, länger zu halten und sich erst dann abzubauen, wenn die Strahlung verbraucht ist.“
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Erste Tierversuche geben Hoffnung
Es mussten mal wieder Mäuse ran, Mäuse mit Pankreaskrebs. Manche erhielten das Gelimplantat plus Chemo (Paclitaxel), manche Mäuse nur Chemo oder nur das Implantat und einige gar keine Behandlung. Und so wirkten sich die Behandlungen auf die Überlebenszeit der Mäuse aus:
- Mäuse ohne Behandlung: rund 21,5 Tage,
- Mäuse nur mit Chemo: rund 28 Tage,
- Mäuse nur mit Implantat: circa 38 Tage,
- Mäuse mit Kombinationstherapie: circa 100,5 Tage.
Es ergaben sich keine zusätzlichen unerwünschten Wirkungen durch das Gel.
„Wir denken, dass die konstante Bestrahlung es den Medikamenten ermöglicht, stärker mit den Auswirkungen der Bestrahlung zu interagieren, als dies bei der externen Strahlentherapie möglich ist“, erläutert Schaal. „Das lässt uns vermuten, dass dieser Ansatz auch bei vielen anderen Krebsarten besser funktionieren könnte als die externe Strahlentherapie.“ Sollten weitere Tierversuche ähnlich positiv verlaufen, streben Schaal und sein Team erste klinische Studien am Menschen an.
Quelle: Bild der Wissenschaft