Deutsche Herzstiftung
WIE WIRKEN SICH ENERGY-DRINKS AUF KINDERHERZEN AUS?
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Die Dosen sind meist schön anzuschauen, bunt, oft grelle Farben und breite Schriftzüge. Das koffeinhaltige Erfrischungsgetränk soll unter anderem dazu dienen, die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Erwachsene nehmen es gern zu sich, um beispielsweise auf einer Party oder beim Autofahren die Müdigkeit zu besiegen.
Auch viele Kinder und Jugendliche greifen zu dem künstlich süßen Getränk, zum Beispiel beim Computerspielen, vor dem Sport, während einer Prüfungsphase oder beim Feiern mit den Freunden. Oft bleibt es nicht bei einer Dose, sowohl bei Erwachsenen, als auch bei Kindern und Jugendlichen.
Übermäßiger Konsum gesundheitsschädlich
Welche Substanzen sind aber eigentlich in diesen Energy-Drinks, damit es zu den bereits genannten Effekten kommt? Zunächst einmal wäre da eine große Menge Zucker. Dann kommen noch Substanzen wie Koffein, Taurin, Guarana und Glucuronolacton sowie Farbstoffe und Aromen hinzu. Eine Dose Energy-Drink (250 ml) enthält im Schnitt 80 Milligramm Koffein.
Studienergebnisse legen nun nahe, dass ein übermäßiger Konsum solcher Energy-Drinks die Funktion des Herz-Kreislauf-System negativ beeinflusst. „Die befürchteten Folgen reichen von Auffälligkeiten des Herzrhythmus bis hin zu Veränderungen der Gefäßelastizität und Blutdruckerhöhungen“, erklärt der Kardiologe Professor Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Welche Risiken von den Inhaltsstoffen der Energy-Drinks für die noch jungen Herzen und Gefäße von Kindern und Jugendlichen ausgehen, wollen wir deshalb in einer Studie genauer untersuchen lassen.“
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht hohes Risikopotenzial
Bei einem erhöhten Konsum solcher Energy-Drinks erhöht sich das gesundheitliche Risiko für das Herz-Kreislauf-System, wie unter anderem das BfR 2019 in einer Stellungnahme erklärte. Es sei nicht auszuschließen, berichtet das BfR, dass eine chronisch sehr hohe Zufuhr von Koffein (z. B. mehr als 1 Liter pro Tag an Energy-Drinks), „auch langfristig bei Kindern und Jugendlichen die Entstehung von Herzkreislauferkrankungen begünstigen könnte“. Untersuchungsergebnisse sollen nun weitere Erkenntnisse zu möglichen kardiovaskulären Folgen bei Kindern und Jugendlichen aufzeigen.
Zusatzinfo - Koffein in Erfrischungsgetränken: Wo wird es bedenklich?
Die gesetzlichen Bestimmungen zu Energy-Drinks stehen in der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung. Danach handelt es sich bei Energy-Drinks um ein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk, das maximal 320 Milligramm Koffein pro Liter enthalten darf. Bei mehr als 150 Milligramm Koffein pro Liter müssen Getränke den Hinweis tragen: "Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen". Auch für andere Zutaten gelten Höchstgehalte.
EDUCATE-Studie
Kinderkardiologen am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) untersuchten nun in der EDUCATE-Studie (Energy-Drinks Unexplored Cardiovascular Alterations in Teens and TwEens), die von der Deutschen Herzstiftung mit rund 69 000 Euro gefördert wird, mögliche kardiale Risiken, die speziell bei jungen Menschen auftreten könnten. „Im Rahmen der Studie möchten wir erstmalig die akuten Auswirkungen des Energy-Drink-Konsums auf die Herz-Kreislauf-Funktion gesunder Kinder und Jugendlicher untersuchen“, so Studienleiter Dr. med. Felix Oberhoffer, Assistenzarzt der Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am LMU-Klinikum. „Vor allem die mit dem Konsum von Energy-Drinks assoziierten Herzrhythmusstörungen können zu einem medizinischen Notfall führen, wie Studiendaten zeigen. Zusätzlich ist der übermäßige Konsum mit einem erhöhten Blutdruck assoziiert. Daher gehen wir davon aus, dass sowohl der akute wie auch der chronisch übermäßige Konsum das Risiko für Herz und Gefäße erhöht”, erklärt der Studienarzt.
Ein europaweiter Überblick der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA: European Food Safety Authority) zeigt, wer wie oft übermäßig konsumiert. Diesem Überblick zufolge sind es gerade Jugendliche, die vergleichsweise am häufigsten zu den Energy-Drinks greifen. Wirft man einen Blick auf Deutschland, so sind es 6,6 Prozent der Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren, die als „Hochverzehrer“ eingestuft werden. Sie überschreiten die Höchstmengen für Koffein (nach Vorgaben der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde).
Nach einer Bewertung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) liegt die Grenze, bis zu der Koffein gesundheitlich unbedenklich ist, für:
- gesunde Erwachsene bei einer Einzeldosis von 200 mg (2-3 Tassen Kaffee oder 2,5 Dosen eines Energy-Drinks),
- gesunde Erwachsene bei einer Tagesdosis von 400 mg (ausgenommen Schwangere),
- Kinder und Jugendliche bei 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht (pro Tag).
Auswirkungen Kernaspekt der Untersuchung
Die Probanden, die an der Studie teilnehmen, sind zwischen 10 und 18 Jahre alt. Die Untersuchungen werden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der kinderkardiologischen Abteilung am LMU-Klinikum in München/Großhadern durchgeführt. Zunächst sollen die Probanden eine definierte Menge eines Energy-Drinks konsumieren. Am Folgetag haben die Teilnehmer die Aufgabe, innerhalb von 30 Minuten eine definierte Menge eines zuckerhaltigen Vergleichsgetränkes, ohne die üblichen Bestandteile eines Energy-Drinks, zu sich zu nehmen. „Um Verfälschungen der Studienergebnisse zu vermeiden, wissen die Kinder und Jugendlichen zunächst nicht, an welchem der beiden Tage der Energy-Drink beziehungsweise das Vergleichsgetränk konsumiert wurde”, erläutert Oberhoffer den Ablauf.
Anschließend sollen dann in regelmäßigen Abständen die Herz- und Gefäßfunktion sowie die Herzströme der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gemessen werden. Nachdem die Teilnehmer vier Stunden überwacht wurden, werden sie mit einem Langzeit-Blutdruck-Messgerät und einem Langzeit-EKG ausgestattet, um einen detaillierten Blick auf den Blutdruck und die Herzströme über weitere 24 Stunden werfen zu können.
Zu Beginn werden die Probanden auf das Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen untersucht, denn die Sicherheit der jungen Probanden soll gewährleistet sein. „In der Studie achten wir streng auf die Gesundheit der jungen Probanden”, erklärt Oberhoffer. „Es werden sämtliche Maßnahmen ergriffen, um mögliche gesundheitliche Risiken zu minimieren.” Außerdem wird die maximale als unbedenklich erachtete Tageshöchstdosis an Koffein nicht überschritten.
Sollten die Ergebnisse dieser Untersuchung die akuten Effekte der Energy-Drinks auf die Herzfunktionen bestätigen, würde dies den Verdacht erhärten, dass ein übermäßiger Konsum die kardiovaskuläre Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefährdet. Oberhoffer hofft, dass sich aus den Ergebnissen künftige präventive Maßnahmen für den Schutz Minderjähriger ableiten lassen.
Quellen:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/energy-drinks-gesundheitsrisiko-fuer-vieltrinker-11212
https://idw-online.de/de/news787855
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