Harnwegsinfekte
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Harnwegsinfektionen

Brennen beim Wasserlassen und der stetige Drang zur Toilette zu gehen, das sind Symptome eines Blaseninfektes. Warum sind besonders Frauen betroffen und warum gilt eine Blasenentzündung beim Mann nie als unkompliziert? Hier lernen Sie, wie man vorbeugt und was hilft, wenn die Beschwerden da sind.

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Cranberry nur prophylaktisch

In Apotheken suchen viele Personen nach natürlichen und ergänzenden Ansätzen, um Harnwegsinfektionen vorzubeugen. Einige pflanzliche Arzneimittel gelten als wirksam bei der Behandlung und Prävention von Harnwegsinfektionen. Dazu gehören verschiedenen Arzneipflanzen mit aquaretischer Wirkung. Als Nahrungsergänzungsmittel sollen auch Cranberry-Produkte, die aus der Großen Moosbeere oder Kranichbeere gewonnen werden, eine protektive Wirkung haben.

Verantwortlich dafür sollen Cranberry-Proanthocyanidine sein, die die Adhäsion von E.-coli-Bakterien an den Harnwegswänden reduzieren können. Cranberry-Kapseln oder -Säfte sollten aber nicht zur alleinigen Therapie eingesetzt werden, sie eignen sich nur zur Rezidivprophylaxe.

Die Inhaltstoffe der Cranberry sollen zudem antioxidativ und immunstimulierend wirken. Die Studienlage dazu ist jedoch inhomogen, da häufig nicht standardisierte orale Darreichungsformen (Kapseln, Säfte, Tabletten) verwendet werden. Daher wird Cranberry nicht aktiv von der Leitlinie empfohlen. Dennoch konnte die Rate der unkomplizierten Harnwegsinfektionen in den Untersuchungen gesenkt werden.

Zu beachten ist, dass Cranberry-Inhaltstoffe CYP-Enzyme induzieren können. Sie haben daher, ähnlich wie Johanniskraut, ein hohes Interaktionsrisiko bei Kundinnen und Kunden mit Polymedikation. Ihnen sollten Sie daher von Cranberry-Produkten abraten.

Pflanzliche Arzneimittel bei akuten, unkomplizierten Blasenentzündungen

Die Kommission E hat für einige Arzneipflanzen positive Monografien für die Behandlung von unkomplizierten Blasenentzündungen ausgestellt. Hier die wichtigsten:

Bärentraube

Bärentraubenblätter haben eine lange Historie in der Phytotherapie der unkomplizierten Blasenentzündung. Auch die Leitlinie zur Therapie der rezidivierenden Zystitis empfiehlt sie. Der Inhaltstoff Arbutin ist ein Prodrug, das in Hydrochinon umgewandelt wird. Hydrochinon zeigt eine bakteriostatische Wirkung, sodass hier gerne vom pflanzlichen Harnwegsdesinfizienz gesprochen wird. Hydrochinon hat zusätzlich noch adstringierende und antiinflammatorische Effekte.

Die Kommission E rät zu Fertigarzneimitteln mit 100 bis 210 Milligramm Einzeldosis, die bis zur viermal pro Tag eingenommen werden können. Wer Tees bevorzugt, sollte darauf hingewiesen werden, dass die Bärentraubenblätter mehrere Stunden als Kaltmazerat angesetzt werden müssen. Die Flüssigkeit wird dann abgegossen und kurz erhitzt. Die Empfehlung ist, bis zu viermal täglich eine Tasse zu trinken.

Tritt nach viertägiger Therapie keine Besserung auf, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Kapseln mit einem Extrakt aus Bärentraubenblättern sollten nicht öfter als fünfmal pro Jahr für eine Woche eingenommen werden, da Arbutin auf Dauer lebertoxische Wirkungen haben kann.

Goldrute

Goldrutenkraut enthält Flavonoide, Saponine und Kaffeesäure-Derivate, die die Durchspülung der ableitenden Harnwege anregen. Außerdem wirken die Inhaltstoffe antibakteriell, entzündungshemmend und krampflösend. Bei häufig wiederkehrenden, unkomplizierten Blasenentzündungen empfiehlt sich nach der Akutbehandlung mit Goldrutenkraut-Extrakt eine kurmäßige Anwendung, um erneuten Infekten der Blase langfristig vorzubeugen.

Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel

Die Blätter des Rosmarins enthalten ein ätherisches Öl, das für seine krampflösende und entzündungshemmende Wirkung bekannt ist. Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe des Tausendgüldenkrauts besitzen antibakterielle und diuretische sowie entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften. Und die in der Wurzel des Liebstöckels enthaltenen ätherischen Öle, Terpene und Cumarine wirken harntreibend und krampflösend auf die glatte Muskulatur. Die Kombination der drei Arzneipflanzen in einem Fertigarzneimittel ermöglicht durch seine synergistische Wirkung die Linderung aller Symptome einer Blasenentzündung.

Noch mehr Arzneipflanzen

Weitere Phytopharmaka, die eingesetzt werden, weil sie die Durchspülung der Harnwege verbessern, sind Birkenblätter, Brennesselblätter und -kraut sowie Schachtelhalmkraut, Orthosiphonblätter und Hauhechelwurzel. Blasen- und Nierentees bestehen häufig aus Mischungen verschiedener aquaretisch wirkender Pflanzenbestandteilen. Sie werden in der Regel heiß aufgegossen. Einige Fertiggranulate sind direkt löslich und so besonders vorteilhaft in der Anwendung. Sie unterstützen die Durchspülung der Blase und können bei ersten Anzeichen einer Blasenentzündung aber auch begleitend zu einer Antibiotikatherapie eingesetzt werden.

Auch Präparate aus Kapuzinerkresse und Meerrettich können eingesetzt werden. Die enthaltenen Glucosinolate werden enzymatisch in Senföle umgewandelt, die antimikrobiell wirken.

D-Mannose mit einem ganz anderen Prinzip

Eine unterstützende Behandlung oder auch das Vorbeugen von bakteriellen Harnwegsinfektionen ist mit dem Einsatz von D-Mannose möglich, einem Epimer der Glucose. Der menschliche Körper kann selbst geringe Mengen an Mannose bilden und besitzt körpereigene Mannose-Rezeptoren. E.-coli-Bakterien, die in die Harnblase gelangen, besetzen diese Rezeptoren mit ihren Fimbrien, also ihren Anheftungsstrukturen.

Wird D-Mannose oral eingenommen, wird diese im Magen-Darm-Trakt kaum verstoffwechselt und gelangt in die Blase. Hier heften sich die D-Mannose-Moleküle an die Fimbrien der Bakterien und verhindern die Adhäsion an die Zellen der Blasenschleimhaut. Die Bakterien werden dann mit dem Urin ausgeschieden.

D-Mannose wird als Pulver in Beuteln zum Auflösen in Wasser angeboten. Zur unterstützenden Behandlung einer akuten Zystitis werden jeweils drei Beutel mit zwei Gramm vom ersten bis zum dritten Tag und anschließend zwei Beutel am vierten und fünften Tag empfohlen. Zur Prävention von Rezidiven kann einen Monat lang täglich ein Beutel verwendet werden. D-Mannose kann auch mit einer Antibiotika-Therapie kombiniert werden.

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