Harnwegsinfekte
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Harnwegsinfektionen

Brennen beim Wasserlassen und der stetige Drang zur Toilette zu gehen, das sind Symptome eines Blaseninfektes. Warum sind besonders Frauen betroffen und warum gilt eine Blasenentzündung beim Mann nie als unkompliziert? Hier lernen Sie, wie man vorbeugt und was hilft, wenn die Beschwerden da sind.

18 Minuten

Warum trifft es meist Frauen?

Die unkomplizierte Zystitis trifft tastsächlich in den meisten Fällen Frauen. Der Grund ist einfach: Ihre Harnröhre ist etwa vier Zentimeter kürzer ist als die von Männern. Keime können deutlich leichter in die Blase einwandern.

Noch dazu liegt der Ausgang des Darmes näher am Ausgang der Harnröhre als bei Männern. Die hormonellen Veränderungen in Schwangerschaft und Menopause stellen einen zusätzlichen Risikofaktor für das weibliche Geschlecht dar. Auch häufiger Geschlechtsverkehr begünstigt Infektionen (Honeymoon-Zystitis).

Mehr als 50 Prozent der Frauen hatten bereits einmal im Leben eine bakterielle Infektion der Harnwege.

Allgemein betrachtet fördern auch weitere Faktoren die Entstehung einer Blasenentzündung, zum Beispiel

  • ein geschwächtes Immunsystem,
  • mangelnde Genitalhygiene,
  • chronische Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus,
  • Miktionsstörungen,

das Vorliegen von Blasensteinen oder Harnwegsverengungen

Erreger aus dem Darm

Bakteriell ausgelöste Harnwegsinfektionen werden zumeist durch den Erreger Escherichia coli (E. coli) hervorgerufen. Diese Bakterien sind für drei von vier unkomplizierten Blasenentzündungen verantwortlich. Die Darmbakterien können leicht aus der Analregion über die Harnröhre in die Blase gelangen.

Aber auch andere Bakterien wie Klebsiella, Proteus, Enterokokken und Staphylokokken können Harnwegsinfektionen verursachen. Generell dringen Bakterien von außen durch die Harnröhre in die Blase, lagern sich an die Schleimhäute an und vermehren sich unter günstigen Bedingungen, zum Beispiel im Restharn bei unvollständiger Blasenentleerung. Dabei schädigen die Erreger die Schleimhautzellen und lösen so Entzündungsreaktionen aus, wodurch die Schleimhäute in der Blasenwand anschwellen. Die geschädigten Zellen sterben ab und setzen Bakterien und Zelltrümmer in den Urin ab.

Harnwegsinfektionen beim Mann

Klagt ein männlicher Kunde über plötzlich auftretenden starken Harndrang, häufiges Wasserlassen oder Harnverhalt in Kombination mit Fieber, Schüttelfrost und einem starken Krankheitsgefühl, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich nicht um eine Blasenentzündung, sondern um eine akute Prostatitis handelt. Laut Definition handelt es sich bei ihnen nicht um eine unkomplizierte, akute Zystitis. Sie sind kein Fall für die Selbstmedikation. Dies ist der Grund, warum Sie männliche Kunden mit den Symptomen einer Blasenentzündung immer zum Arzt oder zur Ärztin schicken sollten.

Dort zeigt der Tastbefund der Prostata weiches, schmerzhaftes Gewebe. Zugleich hat sich Restharn gebildet und das prostataspezifische Antigen steigt innerhalb weniger Tage stark an. Vor einer Behandlung wird der Arzt oder die Ärztin den Restharn zunächst ableiten, denn dieser ist oft stark mit Bakterien besiedelt, möglicherweise enthält er auch Blasensteine. Zudem ist insbesondere bei Patienten, die Thrombozytenaggregationshemmer oder NOAK (neue orale Antikoagulanzien) erhalten, immer zu bedenken, dass auch eine hämorrhagische Zystitis auftreten kann, die eine längere und intensivere Therapie erfordert. Außerdem sollte bei therapieresistenten Harnwegsinfektionen immer auch ein Blasentumor ausgeschlossen werden. Gerade bei älteren Männern kann die Infektion auch in die Nebenhoden aufsteigen.

Harnwegsinfektion bei Kindern

Bis zum Schulalter haben etwa sieben Prozent der Mädchen und ein bis zwei Prozent der Jungen eine Harnwegsinfektion durchgemacht. Bei Säuglingen sind die Symptome eher unspezifisch und umfassen mangelnde Nahrungsaufnahme, Fieber, Apathie und Erbrechen. Häufig riecht der Urin übel. Solche Beschwerden sollten immer durch den Kinderarzt abgeklärt werden.

Erst ab einem Alter von etwa zwei Jahren zeigen die Kinder auch das typische Krankheitsbild der Blasenentzündung, klagen über Brennen beim Wasserlassen, Harndrang und erhöhte Miktionsfrequenz. Die Behandlung einer Harnwegsinfektion zielt darauf ab, die akute Infektion zu beseitigen und ein Aufsteigen der Keime in die Nieren zu vermeiden. Die Untersuchung des Urins auf Entzündungsanzeichen ist die Voraussetzung zur Diagnosestellung. Kinder sollten insbesondere zum Trinken ermuntert werden.

Antibiotika, die bei einer Blasenentzündung im Kindesalter eingesetzt werden können, sind

  • Trimethoprim,
  • Cephalosporine wie Cefixim und Cephalexin
  • oder Amoxicillin/Clavulansäure.
  • Bei älteren Kindern kann auch Nitrofurantoin zum Einsatz kommen.

Bei jugendlichen Mädchen mit wiederkehrenden unkomplizierten Harnwegsinfektionen kann im Fall einer akuten Infektion – nach ärztlicher Aufklärung über das höhere Risiko von Nierenbeckenentzündungen – zunächst die alleinige Gabe eines Phytotherapeutikums versucht werden, heißt es in der Leitlinie. Empfohlen wird hier die Kombination aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel und Rosmarinblättern als Fertigarzneimittel.

Achtung Schwangere!

Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft wird immer der Urin überprüft. Blasenentzündungen mit den typischen Beschwerden treten in der Schwangerschaft bei zwei Prozent der Frauen auf. Sieben Prozent zeigen einen symptomlosen Bakterienbefall.

Wenn schwangere Frauen Bakterien im Urin oder eine Niereninfektion haben, wird jeden Monat eine Urinprobe zur Untersuchung entnommen. Die physiologischen Veränderungen der wachsenden Gebärmutter und des Hormonstatus wirken sich auf den Harnfluss im Urogenitaltrakt aus. Die Blase wird weniger durchspült und so steigt das Infektionsrisiko.

In der Schwangerschaft ist immer zunächst eine Pyelonephritis auszuschließen. Aufsteigende Infektionen können Wehen auslösen und eine Komplikation der Nierenfunktion hervorrufen. Diese würde eine stationäre Behandlung und die Behandlung mit Cephalosporinen der zweiten und dritten Generation erfordern.

Bei einer akuten unkomplizierten Zystitis ist die empfohlene antibiotische Behandlung

  • Fosfomycin,
  • orale Cephalosporine der zweiten und dritten Generation (Cefalexin für sieben Tage, Ceftibuten über fünf bis sieben Tage)
  • oder Aminopenicilline für sieben Tage.

Ziel muss sein, eine Pyelonephritis, eine Frühgeburt durch frühzeitig ausgelöste Wehen und eine perinatale Morbidität zu vermeiden.

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