E-Learning: Depression
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Depression: Hintergründe, Therapien und Forschung

Jede*r achte Erwachsene macht in seinem Leben mindestens eine depressive Episode durch. Lernen Sie, welche Symptome typisch sind und mit welchen Tests man herausfindet, ob eine Depression vorliegt. Welche Ursachen stecken dahinter und – das Wichtigste – was können Betroffene und Angehörige tun?

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Forschung zu Depressionen: Das erwartet uns

Wie Sie jetzt wissen, wissen wir zwar einiges über die Ursachen und Behandlungsoptionen der Depression, aber längst nicht alles. Einige weitere Arzneimittel werden bereits erforscht. Und auch die Auswahl, welche Therapie welchen Betroffenen hilft, könnte bald weniger experimentell sein.

Parkinsonmittel gegen Depressionen?

Wenn jemand keine Freude empfinden kann, nennt man das auch Anhedonie – ein Kernsymptom der Depression. Anhedonie kann entstehen, wenn Entzündungen die Belohnungswege im Gehirn beeinträchtigen. Hier kommt Levodopa ins Spiel: In einer kleinen Studie verbesserte es den Belohnungskreislauf des Gehirns – aber nur bei Testpersonen mit erhöhten Entzündungswerten. Wenn also Entzündung und Depression zusammenhängen, kann Levodopa künftig womöglich helfen.

Partydrogen und Rauschmittel?

In Australien wurden im Juli 2023 MDMA („Ecstasy“) und Psilocybin („Magic Mushrooms“) als Arzneimittel zugelassen: Ersteres bei posttraumatischen Belastungsstörungen, die Pilze bei Depressionen. Psychiater*innen, die die Wirkstoffe einsetzen wollen, müssen sich zunächst die Zustimmung einer Ethik-Kommission und dann die Genehmigung der australischen Arzneimittelbehörde einholen. Psilocybin wirkt halluzinogen und ist bewusstseinserweiternd.

Anders als andere Antidepressiva dämpft Psilocybin die Gefühlswelt aber nicht, sondern macht Emotionen und Sinneswahrnehmungen intensiver. Außerhalb von Australien werden Magic Mushrooms und andere Halluzinogene wie LSD in Studien bei therapieresistenten Depressionen eingesetzt.

In den USA fand man heraus, dass das Gift der Coloradokröte im Gehirn an die gleichen Rezeptoren andockt wie Psilocybin und LSD. Den Forschenden ist es hierbei allerdings gelungen, das Krötengift chemisch zu verändern. Nun dockt es nur noch an den Rezeptor-Subtyp für die antidepressive Wirkung an, nicht mehr an den für die halluzinogene Wirkung. Schon die Erkenntnis, dass die beiden Subtypen unterschiedliche Effekte auslösen, ist neu.

MRT erkennt sechs Arten der Depression

Eine Psychiatrie-Professorin kann seit diesem Jahr Depressionen in sechs Biotypen einteilen – anhand von MRT-Aufnahmen. Dazu untersuchte sie Testpersonen sowohl in Ruhe als auch, wenn sie Aufgaben lösten. Dabei leuchteten verschiedene Hirnregionen auf, von denen wir bereits wissen, dass sie mit Depressionen zusammenhängen – doch nicht bei allen Depressiven sind es die gleichen Regionen.

So konnte die Forscherin den Regionen einzelne Depressions-Symptome zuordnen und sechs Gruppen clustern. Drei dieser Gruppen sprechen signifikant unterschiedlich auf Therapieangebote an:

  • Wer eine Überaktivität in den kognitiven Hirnregionen aufweist, spricht am besten auf Venlafaxin an.
  • Wessen Gehirn auch im Ruhezustand noch in drei Bereichen für Depression und Problemlösung aktiv ist, findet in therapeutischen Gesprächen die beste Linderung.
  • Ist der Aufmerksamkeit-steuernde Hirnschaltkreis im Ruhezustand außergewöhnlich inaktiv, profitiert hingegen wenig von einer Gesprächstherapie.

Sollte das Verfahren massentauglich werden, könnten Behandelnde Therapien künftig zielgerichteter – und damit erfolgsversprechender – auswählen.

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