Frau hält Leberpapier-Schnitt an ihren Bauch.© SewcreamStudio / iStock / Getty Images Plus
Organspenden retten Leben. Allerdings ist die Zahl der Spenden in Deutschland seit Jahren rückläufig. Mit ein Grund: Hierzulande gilt derzeit die erweiterte Zustimmungsregelung. Nach der dürfen einem Verstorbenen – im Gegensatz zur Widerspruchsregelung, die in vielen Ländern Westeuropas gilt – nur bei ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen oder seiner Angehörigen Organe entnommen werden.

Umfrage

JUNGE ERWACHSENE UND MÄNNER EHER FÜR ORGANSPENDEAUSWEISE

Tausende Schwerkranke warten auf lebensrettende Spenderorgane - und das oft schon lange. Die Umsetzung einer Reform verzögert sich. Was tun, damit sich mehr Menschen ganz konkret mit dem Thema befassen?

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Die Bereitschaft zu einem Organspendeausweis ist laut einer Umfrage bei jungen Erwachsenen und unter Männern tendenziell höher. Einen Ausweis mit Angaben zur eigenen Haltung zu Spenden haben insgesamt 41,6 Prozent, wie die Umfrage im Auftrag des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) ergab. Bei den Befragten zwischen 18 und 29 Jahren waren es 46,9 Prozent. Keinen Ausweis haben der Umfrage zufolge 54,6 Prozent.

Sich einen Ausweis zuzulegen, halten demnach insgesamt 38,0 Prozent auf jeden Fall oder eher für vorstellbar – bei Männern 44,9 Prozent und bei Frauen 31,3 Prozent. Unter 18- bis 29-Jährigen sind es 48,0 Prozent. Dass sie sich es grundsätzlich eher nicht oder auf keinen Fall vorstellen können, gaben insgesamt 40,1 Prozent an. Unentschieden äußerten sich 17,2 Prozent.

Es geht um Leben und Tod

PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther sagte: „Wegen fehlender Spenderorgane sterben in Deutschland jedes Jahr etwa 1000 Menschen. Vielen könnte geholfen werden, wenn mehr Menschen Organspendeausweise hätten.

„Jeder von uns sollte sich persönlich mit der Frage auseinandersetzen, ob er zur Organspende bereit ist.“

Unter Befragten mit Spendeausweis haben laut der Umfrage 77,6 Prozent eingetragen, dass sie eine Organspende gestatten – bei Männern waren es 81,4 Prozent und bei Frauen 73,9. Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge vom 19. bis 22. Mai vom Institut Civey 2546 Menschen ab 18 Jahren online befragt. Antworten von Menschen, die entweder einen Organspendeausweis haben oder keinen Ausweis haben, gehen demnach auf jeweils rund 1000 Befragte zurück.

Organspenden rückläufig

Die Zahl der Organspenden in Deutschland war im vergangenen Jahr nach Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation um 6,9 Prozent im Vergleich zu 2021 gesunken. Noch 869 Menschen spendeten nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe – nach 933 Spendern 2021 und 913 im Jahr 2020. Rund 8500 Menschen stehen auf Wartelisten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich vor diesem Hintergrund dafür ausgesprochen, dass der Bundestag einen neuen Anlauf hin zu einer Widerspruchslösung macht – also, dass man zunächst automatisch als Organspender gilt, außer man widerspricht.

Bisher sind Spenden nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt.

Ein neues Organspenderegister soll nach erheblichen Verzögerungen voraussichtlich im ersten Quartal 2024 an den Start gehen. Vorgesehen war es eigentlich zum 1. März 2022. Das zentrale Register ist ein Kernelement einer Reform, die der Bundestag 2020 beschlossen hatte. Darin soll man Erklärungen zur Spendebereitschaft online speichern können. Generell sollen alle Bürger mindestens alle zehn Jahre direkt auf das Thema angesprochen werden – etwa auf dem Amt, wenn man ab 16 Jahren einen Personalausweis oder Pass beantragt.

Tattoo statt Organspendeausweis

Statt eines Ausweises im Portemonnaie kann man seine Bereitschaft zur Organspende nun auch auf der Haut tragen: Als Tattoo, das die Zustimmung zur Organspende symbolisiert. „In der Einverständniserklärung, die man vor dem Stechen eines Tattoos im Studio ohnehin unterschreiben muss, ist ein Passus integriert, dass das Tattoo bedeutet, dass man Organe spenden möchte“, sagte Anna Barbara Sum von den Initiatoren der Aktion. Ein Exemplar verbleibe mit Datum und Unterschrift beim Tätowierer, „ein zweites liegt dann zuhause und gilt wie der Organspendeausweis selbst“.

Die Idee für das „OPT.INK“ genannte Organspende-Tattoo hatte der Verein „Junge Helden“, der sich seit 20 Jahren um Aufklärung besonders bei jungen Menschen bemüht. Demnach haben sich bislang rund 2500 Menschen das schlichte, an den eigenen Stil anpassbare oder in andere Tattoos integrierbare Symbol stechen lassen. Laut Sum sind darunter auch Leute, die zuvor nicht auf die Idee gekommen wären, sich tätowieren zu lassen.

Der Name „OPT.INK“ ist eine Verbindung aus der im Englischen „opt-in“ genannten Zustimmungsregelung und dem englischen Wort „ink“ für die beim Tätowieren verwendete Tinte. Das Symbol selbst vereint zwei Halbkreise zu einem Ganzen und kann auch als O und D für „organ donor“ – englisch für Organspender – gelesen werden. Mehr als 300 Tattoostudios deutschlandweit stechen das Motiv kostenlos.

Quelle: dpa

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