Junges Paar© jacoblund / iStock / Getty Images

Aktionstage

TAG DER SEXUELLEN GESUNDHEIT

Geschlechtsverkehr gehört für viele Menschen zu den schönsten und aufregendsten Dingen im Leben – manchmal kann er allerdings (mangels Safer Sex) ungewünschte Folgen, wie etwa Infektionen, haben.

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Am 4. September findet der Tag der sexuellen Gesundheit statt, der im Jahr 2010 von der „World Association for Sexual Health“ ins Leben gerufen wurde. Doch was versteht man unter sexueller Gesundheit? Es ist mehr als nur die Abwesenheit von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) oder der sexuellen Dysfunktion. Vielmehr geht es um das ganzheitliche Wohlbefinden, zu dem der Genuss von Sexualität sowie die Abwesenheit von Missbrauch, sexuellem Zwang oder Gewalt gehören. Zudem sollten Behandlungs- und Beratungsangebote zur Prävention von STI verfügbar sein.

In Deutschland gibt es die Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG, Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Informationen über sexuell übertragbare Infektionen zu gewinnen und zu verbreiten. Sie setzt sich aus den Fachrichtungen der Gynäkologie, Urologie, Epidemiologie und Dermatologie zusammen, zusätzlich sind die Psychologie, die Sozialwissenschaften und der Bereich „Public Health“ beteiligt.

Infektionen Zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen zählen solche, die durch sexuelle Kontakte weitergegeben werden. Die Ansteckung erfolgt über vaginalen, oralen oder analen Geschlechtsverkehr. Auslöser können Viren (Hepatitis B, HIV, Feig- und Genitalwarzen), Bakterien (Gonorrhö, Syphilis, Chlamydien), Parasiten (Krätze, Läuse), Pilze (Candida-Arten), Protozoen (Trichomoniasis) oder Arthropoden sein. Typische Symptome einiger Erkrankungen sind Ausfluss, genitale Geschwüre, Schwellungen oder Unterbauchbeschwerden. Allerdings können die STI auch symptomlos verlaufen und unentdeckt bleiben. Mögliche Folgeschäden sind Infertilität, Karzinome (bei Hepatitis B oder HPV) oder Aids (bei HIV). Zu beachten ist, dass einige Erkrankungen wie HIV, Hepatitis B oder Syphilis in Deutschland meldepflichtig sind.

Besteht der Verdacht auf eine STI, diagnostiziert der Arzt die Erkrankung über einen Abstrich oder über eine Blut- und Urinuntersuchung. Generell sind die Inkubationszeit sowie die Symptomatik von der jeweiligen Infektion abhängig. Werden die Infektionen frühzeitig und konsequent behandelt, sind sie entweder heilbar oder sie werden in ihrer weiteren Ausbreitung gestoppt. Es existieren auch spezielle tropische Geschlechtskrankheiten, wie etwa die bakteriellen Infektionen Ulcus molle, Granuloma inguinale und Lymphogranuloma venereum, die mit Geschwüren einhergehen. Betroffene haben sich dann meist in Ländern mit feucht-heißem Klima, Armut und Unterentwicklung angesteckt. Liegt eine Infektion vor, ist auch das Risiko für die Übertragung von HIV gesteigert.

Auch Missbrauch, sexueller Zwang und Gewalt stehen an dem Aktionstag im Blickpunkt.

Safer Sex Sie sollten Ihre Kunden, die danach fragen, darauf hinweisen, dass der beste Schutz vor STI Safer Sex und der Gebrauch von Kondomen darstellt. Eine gezielte und vorurteilsfreie Aufklärung zu den Krankheiten und Übertragungswegen ist stets sinnvoll. Auf ungeschützte, sexuelle Begegnungen mit fremden Personen sollte man unbedingt verzichten. Empfehlen Sie auch, offen mit den jeweiligen Sexpartnerinnen und -partnern zu sprechen. Auch wenn es schwerfällt, sollten STI-Diagnosen keinesfalls verheimlicht werden, insbesondere dann nicht, wenn die Ansteckung in einer anderen Beziehung erfolgt ist. Bei der Prävention von STI ist das gründliche Waschen der Geschlechtsteile ebenfalls von Bedeutung, da einige Erkrankungen über Schmierinfektion übertragbar sind.

Die Pflege ist auch wichtig, weil intakte Haut und Schleimhäute ebenfalls gegen STI vorbeugen. Impfungen schützen vor einigen STI, beispielsweise vor Humanen Papillomviren (HPV) oder Hepatitis A oder B. Bestimmte Medikamente aus der sogenannten antiretroviralen Therapie beugen einer Infektion mit HIV vor. Einen sicheren Schutz vor einer Infektion gibt es allerdings nicht – beim Verdacht sollte man unbedingt einen Arzt konsultieren. Häufig liegen dann Symptome wie Juckreiz, Ausfluss, Brennen oder Schmerzen im Genitalbereich vor.

Überblick über die wichtigsten STI HIV (Human Immunodefiency Virus) ist das Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids hervorruft. Die Erreger befinden sich im Blut, Analsekret, Sperma und Scheidensekret. Die sogenannte hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) soll den Ausbruch von HIV verhindern. Gonorrhö wird durch das Bakterium „Neisseria gonorrhoea“ verursacht und mit Antibiotika behandelt. Häufig ist die Erkrankung im Anfangsstadium symptomfrei, später treten starke Schmerzen beim Wasserlassen sowie ein milchiger Ausfluss auf. Wird die Infektion nicht bemerkt, kann sie bei beiden Geschlechtern zu Unfruchtbarkeit führen. Syphilis wird durch das Bakterium „Treponema pallidum“ ausgelöst und kann heutzutage mit Antibiotika gut geheilt werden. Häufig verläuft die Infektion asymptomatisch oder sie geht mit Schleimhautgeschwüren einher.

Pilzerkrankungen an den Genitalien werden meist durch Hefepilze (Candida albicans) verursacht und kennzeichnen sich durch einen unangenehmen Juckreiz, Brennen, Ausfluss und Rötungen. Dennoch befindet sich Candida albicans auch in einer gesunden Flora des Menschen. Mit Antimykotika in Form von Cremes, Zäpfchen oder Tabletten bekommt man eine akute Pilzerkrankung gut in den Griff. Feigwarzen treten im Genital- und Analbereich auf und werden durch eine bestimmte Art von Humanen Papilloma-Viren (HPV) aktiviert. Anfangs zeigen sich kleine Hautveränderungen, im Verlauf breiten sich die Warzen über größere Gebiete aus. Feigwarzen befinden sich in feuchten Arealen, weichen an der Oberfläche auf und entwickeln einen unangenehmen Gestank. Bei einer Chlamydieninfektion leiden beide Geschlechter unter gelblichem, dünnflüssigem Ausfluss sowie unter Schmerzen beim Wasserlassen.

Bei Frauen können sowohl die Gebärmutterschleimhaut als auch die Eileiter betroffen sein. Unbemerkte Infektionen führen mitunter zu Eileiterschwangerschaften, Fehlgeburten oder Unfruchtbarkeit, bei Männern haben sie unter Umständen bleibende Harnröhrenverengungen zur Folge. Der Arzt verordnet im Infektionsfall Antibiotika wie Azithromycin, Doxycyclin, Erythromycin, Levofloxacin oder Ofloxacin, die Medikamente sollten auch vom Sexualpartner eingenommen werden. Müdigkeit, Fieber, Bauchschmerzen, heller Stuhl, dunkler Urin und Gelbsucht (Verfärbung der Haut und des Augenweiß) sind Beschwerden einer Hepatitis-B-Infektion.

Die Erkrankung der Leber verläuft meist akut (90 Prozent), gelegentlich kann sie jedoch auch chronisch werden. Da die Behandlung als schwierig gilt, kommt der Prophylaxe eine besondere Bedeutung zu. Man kann sich gegen Hepatitis A und B impfen lassen. Eine Trichomonaden-Infektion äußert sich durch Schleimhautentzündungen der Geschlechtsorgane oder Harnwege, manchmal verläuft sie allerdings asymptomatisch. Die Erkrankung wird mit Antibiotika aus der Familie der Nitroimidazol-Derivate (zum Beispiel Metronidazol) behandelt.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/2021 ab Seite 66.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie, Fachjournalistin

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