Studie
LABEL „FETTARM“ TÄUSCHT VERBRAUCHER
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Wenn ein Hersteller glaubt, dass das Label „fettarm“ auf seinen Produkten verkaufsfördernd wirkt, unterliegt er einem Trugschluss: Es schadet nämlich verkaufstechnisch eher, als dass es nützt. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wertete dazu Daten aus den USA aus.
Demzufolge gehen die Verbraucher davon aus, dass die fettarmen Lebensmittel auch weniger Zucker enthalten. Deren Zuckergehalt weicht jedoch nicht groß von dem anderer Produkte ab. Davon wiederum fühlten sich viele der in der Studie Befragten getäuscht und gaben an, diese Produkte weniger kaufen zu wollen.
Was denken Verbraucher über fettarmen Joghurt?
760 Amerikaner nahmen online an insgesamt drei Experimenten teil. Sie wurden gebeten, den Kaloriengehalt, den Zuckergehalt und den Fettgehalt von fettarmem Joghurt auf einer siebenstufigen Skala zu bewerten. Außerdem sollten sie angeben, ob sie das Produkt kaufen würden.
„Wir wollten herausfinden, ob Hinweise auf einen reduzierten Fettgehalt den Gesamteindruck eines Produktes verändern“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und Studienleiter PD Dr. Steffen Jahn von der MLU.
Angaben auf Lebensmittelverpackungen können die Wahrnehmung der Verbraucherinnen und Verbraucher verzerren.
Informierte Käufer entscheiden anders
Im Ergebnis schätzten die Befragten den niedrigeren Kaloriengehalt des fettarmen Joghurts meist richtig ein. Gleichzeitig glaubten sie aber auch, dass das Sauermilcherzeugnis weniger Zucker enthielt als der Joghurt ohne Angabe – ein Trugschluss.
Bei Experiment zwei und drei wurden den Befragten dann das Produkt noch einmal gezeigt – und zwar mit den tatsächlichen Nährmittelangaben auf der Vorderseite des Produktes. Die Kaufbereitschaft dieser Gruppe sank schlagartig. Bei einer Vergleichsgruppe, denen man von Anfang an reinen Wein eingeschenkt hatte, änderte sich die Kaufabsicht nicht.
Herstellerangaben wie „fettarm“ stimmen streng genommen, verdecken aber gleichzeitig einen Teil der Wahrheit.
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Jahn hält das für wichtig: Angaben auf Lebensmittelverpackungen spielen durchaus eine Rolle, da sie die Wahrnehmung der Verbraucherinnen und Verbraucher verzerren können. In Australien beispielsweise würde eine Kuchenmischung mit „97 Prozent fettfrei“ beworben – sie enthält aber gleichzeig 55 Prozent Zucker.
„Unsere Studie zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich von einem Produkt getäuscht fühlen können, obwohl Herstellerangaben wie „fettarm“ streng genommen stimmen, aber gleichzeitig einen Teil der Wahrheit verdecken“, sagt Jahn.
Hersteller sollten also diese Praxis lieber überdenken. Eine Möglichkeit dabei: Die Nährwerte der Produkte frank und frei direkt auf der Vorderseite anzugeben.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft