Auf einem runden Holzteller liegt eine gut fingerdicke Scheibe roher Lachs und eine aufgeschnittene Avocado, außerdem eine kleine Phiole voll Öl. Neben dem Teller liegen verschiedene Nüsse, Kerne und Samen.© AlexPro9500/iStock/Getty Images
Sollte Seefisch nun Bestandteil der Ernährung bei Hashimoto sein oder nicht? Ja, er gehört auf den Speiseplan – trotz seines hohen Jodgehalts.

Schilddrüse

HASHIMOTO: 7 TIPPS ZUR ERNÄHRUNG

Acht Millionen Menschen in Deutschland haben eine Hashimoto-Thyreoiditis, die die Schilddrüse langsam zerstört. Oft bleiben Betroffene lange ahnungslos, denn die Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Antriebslosigkeit sind unspezifisch. Kann die richtige Ernährung die Beschwerden lindern?

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Die Hashimoto-Thyreoiditis, auch bekannt als chronisch lymphozytäre oder Autoimmunthyreoiditis (AIT), ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen. Schätzungen zufolge leiden etwa acht Millionen Menschen in Deutschland darunter. Gerade zu Beginn der Erkrankung sind die Symptome des Hashimoto meist unspezifisch.

Oft wird die Hashimoto-Thyreoiditis eher zufällig bei einer Blutuntersuchung diagnostiziert, beispielsweise im Rahmen eines Routine-Check-ups. Drei Viertel aller Betroffenen leiden deshalb monate- oder jahrelang unter ihren Symptomen, bis sie endlich Hilfe erhalten.

Hashimoto: Ungeklärte Ursache mit großer Wirkung

Der genaue Auslöser der Hashimoto-Thyreoiditis ist noch nicht bekannt. Mediziner wissen allerdings, dass die Störung familiär gehäuft vorkommt, die Veranlagung für die Autoimmunerkrankung wird also vermutlich vererbt.

Der Krankheitsausbruch steht häufig im Zusammenhang mit hormonellen Umstellungen, wie während einer Schwangerschaft oder zu Beginn der Wechseljahre. Auch psychische Belastungssituationen sowie schwer verlaufende Viruserkrankungen (beispielsweise Gürtelrose, Pfeiffersches Drüsenfieber), hormonelle Störungen der Nebennierenrinde und Umweltfaktoren werden als mögliche Ursache diskutiert, die die Symptome des Hashimoto zum Vorschein kommen lassen. Einige Wissenschaftler vermuten, dass eine Ernährung mit extrem hoher Jod-Aufnahme ebenfalls zu zum Ausbruch von Hashimoto führen kann.

Da die Entzündung der Schilddrüse meist langsam beginnt, werden die Symptome und Beschwerden der Hashimoto-Thyreoiditis zunächst kaum wahrgenommen oder andere Ursachen vermutet. Unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder Gewichtszunahme stellen sich nach und nach ein, sodass sich die Betroffenen an diese Veränderungen gewöhnen. Deshalb wird Hashimoto erst spät diagnostiziert. Hashimoto-Thyreoiditis kann im Verlauf sowohl zu einer Schilddrüsenüber- als auch -unterfunktion führen.

Hashimoto-Thyreoiditis: Erst Über-, dann Unterfunktion

Zu Beginn der Hashimoto-Thyreoiditis und während eines akuten Schubs produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Es kommt zu einer passageren Schilddrüsenüberfunktion. Diese Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) unter Hashimoto wird als Hashitoxikose bezeichnet. Zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion zählen

  • Schwitzen,
  • Herzrasen,
  • Hypertonie,
  • Gewichtsabnahme,
  • Diarrhoe,
  • gesteigerte Angst,
  • Unruhe,
  • zitternde Hände,
  • Muskelschwäche bzw. -zittern,
  • Schlaflosigkeit,
  • Nervosität und
  • Heißhunger.

Manche dieser Symptome wie Schwitzen können bei Frauen im entsprechenden Alter statt als Hashimoto als Wechseljahrsbeschwerden fehlinterpretiert werden. Im Zweifel lohnt sich die Bestimmung der Schilddrüsenhormone beim Arzt.

Hashimoto: Typische Symptome

Im typischen Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis führt die fortschreitende Zerstörung der Schilddrüse zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Es kommt zu einer massiven Stimulation und Produktion von B-Zellen und Plasmazellen, die Antikörper gegen die Schilddrüsenzellen bilden. Zusätzlich werden Lymphozyten, Makrophagen und Zytokine wie Interferon oder Tumornekrosefaktor-alpha aktiviert. Hierdurch wird der Autoimmunprozess des Hashimoto verstärkt und es kommt zur Zerstörung der Schilddrüse.

Da fast alle Organe in unserem Körper durch Schilddrüsenhormone beeinflusst werden, sind die Symptome der Hypothyreose bei Hashimoto-Thyreoiditis sehr vielseitig. Die Betroffenen leiden etwa unter

  • Müdigkeit,
  • Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen,
  • Motivations- und Antriebslosigkeit,
  • Gewichtszunahme,
  • erhöhter Kälteempfindlichkeit,
  • Depressionen,
  • Infektanfälligkeit,
  • Stimmveränderungen,
  • Engegefühl am Hals,
  • Schlafstörungen,
  • Gelenkschmerzen,
  • Haarausfall,
  • trockener Haut und brüchigen Fingernägeln,
  • Blähungen,
  • Verstopfung,
  • Libidoverlust,
  • Muskelschwäche und -schmerzen,
  • Anstieg der Blutfette,
  • Herzrhythmusstörungen,
  • einem verlangsamten Herzschlag,
  • Ödemen,
  • Zyklusstörungen bei der Frau
  • und daraus resultierend einem unerfüllten Kinderwunsch.

Viele von Hashimoto Betroffene leiden besonders unter einem Symptom: der unkontrollierten Gewichtszunahme trotz gemäßigter Kalorienzufuhr. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist jedoch die Kalorienmenge nicht zwingend hauptausschlaggebend für eine Gewichtsabnahme. Wenn die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis gestellt ist, sollten zunächst ärztlich kontrolliert Hormone supplementiert werden.

Wichtiger Beratungstipp bei Hashimoto
Erinnern Sie Ihre Kunden mit Hashimoto-Thyreoiditis daran, dass Schilddrüsenhormone morgens auf nüchternen Magen, mit einem zeitlichen Abstand von mindestens 30 Minuten zur ersten Mahlzeit eingenommen werden müssen.

 

Ernährung bei Hashimoto: wenig Jod, viel Omega-3-Fettsäuren

Um die Entzündung und damit die Symptome bei Hashimoto unter Kontrolle zu behalten, sind bei der Ernährung einige Punkte zu beachten.

  • Eine erhöhte Jodzufuhr kann den Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis negativ beeinflussen und die Symptome des Hashimoto verstärken. Betroffene sollten deshalb ihre nahrungsbedingte Jodzufuhr (beispielsweise durch Speisesalz, Fertigprodukte und Fisch) im Blick behalten.
  • Seefisch wie Hering oder Lachs darf jedoch wegen der entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren gerne ein- bis zweimal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen.
  • Das Spurenelement Selen wirkt sich ebenfalls positiv auf den Immunprozess und somit entzündungshemmend aus. Natürliche Selenlieferanten sind beispielsweise Lachs, Eier, Geflügel, aber auch Champignons und Paranüsse. Der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln ist allerdings nicht erwiesen.

Es gibt Hinweise, dass der Verzicht auf Gluten, Lactose oder Senfölglykoside, der Verzehr von echtem Schwarzkümmel oder eine energiearme Ernährung die Symptome von Hashimoto reduzieren kann. Die Studien in ihrer Methodik nicht ausreichend, um sie überhaupt bewerten geschweige denn vergleichend einordnen zu können. 

Gewichtskontrolle bei Hashimoto

Viele Betroffene leiden darunter, dass aufgrund der Schilddrüsenunterfunktion bei Hashimoto ihr Gewicht stetig ansteigt. Abnehmen scheint trotz gesunder Ernährung kaum möglich, Diäten bringen nicht den gewünschten Erfolg. Deshalb ist wichtig, dass zunächst die Entzündung und die Hormonlage der Schilddrüse stabilisiert wird.

Hashimoto und Kohlenhydrate

Bei der Auswahl der Nahrungsmittel sollte generell auf eine ausgewogene, proteinreiche und kohlenhydratarme Zusammensetzung geachtet werden. Da der Darm und die Schilddrüsenfunktion miteinander verknüpft sind, sollte bei Hashimoto-Betroffenen stets ein Test auf Glutenunverträglichkeit durchgeführt werden. Patienten mit einer chronischen Entzündung der Schilddrüse leiden Studien zufolge häufiger an Zöliakie als andere Menschen. Ist der Test positiv, müssen Betroffene auf glutenhaltige Getreide (Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste) verzichten. Als Alternativen stehen den Betroffenen Scheingetreide wie Buchweizen, Quinoa und Amarant zur Verfügung.

7 Tipps zur Ernährung bei Hashimoto

  • Viel Gemüse – zubereitet mit hochwertigen Ölen, zuckerarmes Obst
  • Gutes Eiweiß aus Milchprodukten, Fisch, magerem Fleisch, Hülsenfrüchten und Pilzen
  • Omega-3-Fettsäuren (Lein- oder Hanföl, Lachs)
  • Selen aus Fisch, Fleisch, Eiern und Nüssen, vor allem Paranüssen (1-2 pro Tag)
  • Prä- und Probiotika stärken die Darmflora – ist die Darmflora intakt, fällt oft auch das Abnehmen leichter.
  • Hirse, Quinoa oder Buchweizen im Müsli, Brot oder als Beilage sind glutenfrei und liefern wichtige Mineralstoffe und Eiweiß.
  • Alkohol und Rauchen sollten tabu sein.
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