Ein Aufstellkalender, bei dem der September 2024 aufgeschlagen ist. Die Montage sind eingekreist.© Jennifer Miranda/iStock/Getty Images Plus
Seit September gibt es ein Insulin, das nur noch einmal pro Woche gespritzt werden muss – das Langzeitinsulin icodec.

Neue Medikamente

SEIT SEPTEMBER: WOCHEN-INSULIN UND ZWEI WEITERE NEUE WIRKSTOFFE

Gute Nachrichten bei Diabetes: Seit September gibt es das erste Insulin, das nur einmal in der Woche gespritzt werden muss. Neben dem Wochen-Insulin freuen wir uns über zwei weitere neue Arzneimittel, eines gegen Lungen- und Speiseröhrenkrebs, das andere bei einer angeborenen Blutgerinnungsstörung.

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Besonders, weil Diabetes so viele Menschen betrifft, sind neue Formen von Insulin immer wieder in aller Munde. Das neue Medikament Awiqli® enthält ein modifiziertes Insulin, das besondere Eigenschaften aufweist. Das macht das Wochen-Insulin äußerst interessant für die Diabetes-Behandlung, es gibt aber einiges zu beachten.

Das neue Medikament gegen Krebs, das nun eingeführte Tevimbra®, enthält eine neue Substanz, zählt aber zu einer bewährten Wirkstoffklasse. Mit dem rekombinanten Enzym Adzynma® kann in Zukunft Menschen mit einer genetisch bedingten Störung der Blutgerinnung geholfen werden.

Wochen-Insulin: Neues Medikament gegen Diabetes mit Langzeitwirkung

Das neue Wochen-Insulin Awiqli® enthält Insulin icodec. Bei diesem Wirkstoff handelt es sich um ein an eine lange Fettsäure gekoppeltes Insulin, das zudem noch an drei Aminosäuren modifiziert wurde. Das Wochen-Insulin könnte gegen Diabetes neue Möglichkeiten der Behandlung eröffnen, denn es muss nicht mehr täglich gespritzt werden. Durch die chemischen Veränderungen wirkt das Insulin bis zu einer Woche.

Und nicht nur das: Das neue Wochen-Insulin bindet zwar mit höherer Affinität an den Insulinrezeptor, löst sich aber auch schneller wieder. Das bedeutet, dass die blutzuckersenkende Wirkung stark verlangsamt, aber stetig ist. Studien bescheinigen dem Wochen-Insulin eine bessere Kontrolle des Langzeitblutzuckers verglichen mit der einmal täglichen Insulingabe.

Das Wochen-Insulin kommt aber nicht unbedingt bei allen Betroffenen gegen ihren Diabetes in Frage. Für Kinder, Schwangere und Stillende ist es nicht zugelassen. Typ-1-Diabetiker müssen zusätzlich ein kürzer wirkendes Insulin für den Bedarf zu den Mahlzeiten anwenden. Typ-2-Diabetiker können das Wochen-Insulin allein oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen gegen Diabetes bekommen. Der Bedarf für eine Woche errechnet sich aus der bisher verwendeten Insulindosis, hierfür findet sich in der Fachinformation eine entsprechende Tabelle. Das Wochen-Insulin ist mit 700 Einheiten pro Milliliter so hoch konzentriert, dass das Spritzvolumen klein bleibt.

Neues Medikament gegen Krebs: Checkpoint-Inhibitor Tevimbra®

Neben dem Wochen-Insulin gibt es unter den Neuzulassungen weitere gute Nachrichten: Tevimbra® enthält den Antikörper Tistelizumab und ist zugelassen gegen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs und Speiseröhrenkrebs. Alle drei Wochen bekommen Betroffene eine Infusion.

Tistelizumab richtet sich gegen den PD1-Rezeptor auf T-Zellen. Die Bindung des Antikörpers verhindert, dass die von Tumorzellen gebildeten Stoffe PD1 und PD2 die T-Zellen hemmen können. Somit verstärkt das neue Medikament die Wirkung der körpereigenen T-Zellen gegen den Krebs. Es kann auch in Kombination mit einer Chemotherapie gegeben werden, muss aber vor dieser verabreicht werden.

Anämie, Husten, Ausschläge und Fatigue sind die häufigsten Nebenwirkungen. Frauen in gebärfähigem Alter müssen bis vier Monaten nach der Behandlung verhüten und dürfen auch nicht stillen.

Enzymtherapie: neues Medikament gegen Blutgerinnungsstörung

Das in Adzynma® enthaltene rekombinante Enzym ADAMTS13 kommt zum Einsatz bei angeborener thrombotisch-thrombozytopenischer Purpurea (cTTP). Bei dieser Störung der Blutgerinnung fehlt das Enzym, welches die Aktivität des von Willebrand-Faktors reguliert. Dieser Faktor ist im Blut Betroffener in der Folge überaktiv, was zum einen zu einer erhöhten Thromboseneigung führt sowie zu einem Thrombozytenmangel durch deren übermäßige Bindung.

Das neue Medikament hilft gegen die angeborene Form der TTP. Gegen die erworbene Form, bei der Antikörper gegen das Enzym gebildet werden und die unbehandelt in 90 Prozent der Fälle tödlich endet, gibt es bereits seit 2018 eine Therapie mit Caplacizumab. 

Quellen:
https://flexikon.doccheck.com/de/Insulin_icodec
https://www.aerzteblatt.de/archiv/240242
https://www.gelbe-liste.de/neue-medikamente/adzynma-kongenitale-thrombotisch-thrombozytopenische-purpura
https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Tislelizumab_57064

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