Lungenbläschen: Sie sehen aus wie umgekehrte Bäume mit Kugeln als Blätter. Um die Bläschen liegt ein Geflecht aus Blutgefäßen, für sauerstoffreiches beziehungsweise -armes Blut rot und blau dargestellt.© peterschreiber.media/iStock/Getty Images Plus
An den Lungenbläschen findet der Gasaustausch beim Atmen statt: Kohlendioxid wird aus dem Blut in den Atem abgegeben, Sauerstoff aufgenommen. Bei COPD sind die Bläschen in Folge der Entzündung überbläht und sie können platzen.

Dupilumab

ALTER BEKANNTER GIBT ALS NEUES MEDIKAMENT GEGEN COPD HOFFNUNG

Gute Nachrichten für COPD-Betroffene: Es gibt ein neues Medikament. Das erste Biologikum gegen COPD in der EU ist bereits bei atopischer Dermatitis und schwerem Asthma zugelassen. Nun kann es erstmals auch Patienten helfen, für die es bisher kaum wirksame Behandlungen gab.

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Rund sieben Prozent der Deutschen sind an der chronischen Lungenerkrankung COPD erkrankt. COPD, kurz für Chronic Obstructive Pulmonary Disease, fordert jährlich rund 29000 Todesopfer allein hierzulande. Es handelt sich um eine heterogene Erkrankung, die bei jedem Betroffenen anders aussieht. Dass nun mit Dupilumab ein neues Medikament gegen die tückische COPD auf den Markt kommt, gibt Anlass zur Hoffnung.

Professor Dr. Claus F. Vogelmeier, Direktor der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin an der Philipps-Universität in Marburg, erklärt, was an der Behandlung so schwierig ist und wie das gar nicht so neue Medikament Dupixent® gegen COPD wirkt.

Neues Medikament gegen bestimmte Form der COPD

Professor Vogelmeier weist darauf hin, dass es verschiedene Entzündungsmuster bei COPD gibt. Nur gegen eines davon ist die Behandlung mit dem neuen Medikament wirksam. Davon betroffen sind rund 20 bis 40 Prozent der Erkrankten. Es handelt sich um die Typ-2-Inflammation, bei der die Spiegel der Interleukine IL-4, IL-13 und IL-5 im Blut erhöht sind.

Charakteristisch: Im Blut Betroffener finden sich übermäßig viele eosinophile Granulozyten. Der Wirkstoff Dupilumab, der unter dem Namen Dupixent® schon für andere Indikationen zugelassen ist, blockiert eine Untereinheit der Rezeptoren für IL-4 und IL-13. Das neue Medikament kann gegen COPD also wirken, indem es beide Signalwege effektiv hemmt und so die Entzündung bremst.

Der neue Wirkstoff senkte bei diesem Entzündungsmuster in Studien die Rate mittlerer bis schwerer Exazerbationen um rund 30 Prozent binnen eines Jahres. Außerdem verbessert das neue Medikament gegen COPD die Beschwerden subjektiven. Da COPD eine stark belastende Erkrankung ist, ist das Empfinden der Symptome durch die Betroffenen entscheidend.

Beim häufigsten Entzündungsmuster kann das neue Medikament gegen COPD allerdings nichts ausrichten. Hier ist vor allem die Zahl der Neutrophilen, Makrophagen und T-Lymphozyten im Blut erhöht, nicht die der Eosinophilen.

Die Nebenwirkungen des neuen Medikaments gegen COPD sind gut dokumentiert, schließlich ist es seit 2017 bereits gegen sechs andere Indikationen zugelassen. Am häufigsten sind Reaktionen an der Einstichstelle. Auch Konjunktivitis, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, virale Infektionen und Durchfall können auftreten.

Neues Medikament gegen COPD ergänzt bisherige Behandlung

Bei COPD handelt es sich um eine chronische Entzündung der Atemwege und des Lungengewebes, die den Luftfluss zunehmend und irreversibel einschränkt. Eine erhöhte Schleimbildung und die chronische Erweiterung der Lungenbläschen sind charakteristisch.  Da die Erkrankung nicht heilbar ist, werden neue Medikamente gegen COPD dringend gebraucht. Der größte Risikofaktor in Deutschland ist das Rauchen. Auch dann, wenn schon Jahrzehnte rauchfrei gelebt wird, kann der Betreffende erkranken.

Zugelassen ist das neue Medikament Dupilumab nur als Add-On zu einer bestehenden COPD-Behandlung. Meist erfolgt die Behandlung einer COPD zunächst mit inhalativen Glucocorticoiden, oft in Kombination mit langwirksamen Bronchodilatatoren. Auch der Phosphodiesterase-4-Hemmer Roflumilast oder eine Azithromycin-Dauertherapie können zur Behandlung der COPD in Frage kommen.

Allerdings sind sie nicht für jeden gleich gut geeignet. Bei Roflumilast limitieren oft gastrointestinale Nebenwirkungen den Einsatz. Für das Antibiotikum Azithromycin, welches off-label gegen COPD eingesetzt wird, vor allem bei der Behandlung ehemaliger Raucher, fürchtet man Resistenzen. Neue Medikamente gegen die entzündlichen Ursachen bei COPD könnten vielen Betroffenen helfen.

Nichtmedikamentöse Hilfe bei COPD wichtig

Neue Medikamente sind nur ein Bestandteil der Forschung an neuen Mitteln gegen COPD. Als erstes sollten, falls nicht schon geschehen, Risikofaktoren wie Rauchen eliminiert werden. Oft empfehlen Lungenfachärzte zusätzlich nichtmedikamentöse Maßnahmen wie Atemtraining oder eine spezielle Physiotherapie.

Körperliche Betätigung, natürlich angepasst an die Beschwerden, kann bei COPD eine Hilfe sein, denn sie hilft

Allgemein geht es darum, die Lebensqualität und die Lungenfunktion möglichst lange zu erhalten. Neue Medikamente gegen COPD können zusätzlich eine Hilfe sein, das Fortschreiten der Entzündung und des Funktionsverlustes der Lunge, der bei COPD schließlich zum Tod führt, zu bremsen.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/erstes-biologikum-bei-copd-149508/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/dupilumab-jetzt-auch-bei-copd-zugelassen-148474/
https://www.leitlinien.de/themen/copd/2-auflage/kapitel-5
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/07/03/dupilumab-zulassungserweiterung-fuer-copd
https://www.gesundheitsatlas-deutschland.de/erkrankung/copd?activeValueType=praevalenceStd&activeLayerType=state

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