Eine übergewichtige Frau liegt antriebslos und traurig im Bett.© Halfpoint/iStock/Getty Images Plus
Bei Menschen mit Depression, die ohnehin mit ihrem Körpergewicht kämpfen, können Ärzte unter den verschiedenen Antidepressiva eines auswählen, das nur selten und nur zu einer geringen Zunahme führen.

Nebenwirkungen

DAS ANTIDEPRESSIVUM, DAS AM WENIGSTEN DICK MACHT

Eine Nebenwirkung von Antidepressiva ist die ungewollte Gewichtszunahme. Jedoch, sie ist abhängig vom Präparat unterschiedlich stark ausgeprägt. Wissenschaftler haben verschiedene Antidepressiva verglichen – und den Wirkstoff gefunden, der am wenigsten dick macht.

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Zwischen fünf und zehn Prozent der Menschen in Deutschland nehmen Antidepressiva – die Zahlen schwanken, je nachdem, wen man fragt. Fest steht: Die Verordnungszahlen steigen. Und so sehr Antidepressiva den Anwendern helfen, so sehr fürchten sich viele auch vor Nebenwirkungen. Eine davon: zunehmen.

Amerikanische Wissenschaftler untersuchten nun anhand der Daten von über 180000 Patienten die Auswirkung der Antidepressiva Sertralin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Bupropion, Duloxetin und Venlafaxin auf das Körpergewicht. Ihr Ziel war es, herauszufinden, wie viel die Patienten in einem halben Jahr zunehmen und wie wahrscheinlich es ist, dass sie mindestens fünf Prozent ihres Körpergewichts zunehmen. So wollten sie die Antidepressiva mit der geringsten Gewichtszunahme identifizieren.

Gewichtszunahme unter verschiedenen Antidepressiva verglichen

Aus den Patientendaten griffen die Forscher sich den jeweiligen Wirkstoff heraus sowie das Gewicht zu Therapiebeginn, nach 6, 12 und 24 Monaten. Allerdings hielten die Probanden sich im Laufe der Zeit immer weniger an den Verordnungsplan. Deshalb waren für die Zeitpunkte 12 und 24 Monate nach Beginn der Antidepressiva-Behandlung leider keine verlässlichen Angaben mehr möglich.

Heraus kam: Alle eingesetzten Antidepressiva führten zu einer Gewichtszunahme von bis zu zwei Kilogramm nach 2 Jahren – allerdings war das nicht bei allen Wirkstoffen gleich. Unter Sertralin lag sie bei rund 1,5 kg, unter Bupropion bei knapp 0,5 kg.

Mit Bupropion nahmen die Teilnehmer anfangs sogar ab

Nun verglichen die Wissenschaftler die Zunahme unter den anderen Antidepressiva mit der unter Sertralin:

  • Escitalopram (+ 0,41 kg)
  • Paroxetin (+ 0,37 kg)
  • Duloxetin (+ 0,34 kg)
  • Venlafaxin (+ 0,17 kg)
  • Citalopram (+ 0,12 kg)
  • Fluoxetin (- 0,07 kg)

Das heißt, Escitalopram führte zu einer um 0,41 Kilogramm größeren Gewichtszunahme als Sertralin. Zwischen Sertralin und Fluoxetin war mit dem Miniwert – 0,07 kg kein nennenswerter Unterschied messbar, während Patienten, die auf Bupropion gesetzt waren, innerhalb des ersten halben Jahres sogar 0,22 kg abgenommen hatten.

Wie wahrscheinlich ist es, unter Antidepressiva zuzunehmen?

Die Studie wertete auch aus, wie wahrscheinlich es war, dass das Gewicht unter den einzelnen Antidepressiva anstieg. Das Risiko der Zunahme war bei Escitalopram, Paroxetin und Duloxetin um 10 bis 15 Prozent höher als unter Sertralin. Bei Bupropion hingegen war die Nebenwirkung um 15 Prozent unwahrscheinlicher.

Wie wirken die einzelnen Antidepressiva auf das Gewicht?

Bupropion hatte sich bereits in früheren Studien als Wirkstoff mit der geringsten Gewichtszunahme dargestellt, berichten die Autoren. Das liegt vermutlich daran, dass Bupropion neben seiner hemmenden Wirkung auf die Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme auch das hypothalamische Melanocortin-System aktiviert.

Bei den beiden selektiven Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern Duloxetin und Venlafaxin ist aufgrund der noradrenergen Wirkweise eigentlich ein stärkerer appetithemmender Effekt zu erwarten gewesen als beim rein selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Sertralin. Und die Kurven des Gewichtsverlauf bei diesen beiden Antidepressiva flachen im weiteren Verlauf auch tatsächlich ab – wobei, wie erwähnt, die Aussagekraft des Phänomens aufgrund der niedrigen Adhärenz nur begrenzt ist.

Zunahme bei der Antidepressiva-Auswahl berücksichtigen
Insgesamt also waren die Unterschiede der beobachteten Antidepressiva gering. Es hat sich aber in puncto weniger Gewichtszunahme Bupropion als klarer Sieger erwiesen. Daher könnten die Ärzte dies bei der Therapieauswahl durchaus berücksichtigen, sagen die Forscher aus Boston.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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