Metallborsten
DIE GRILLBÜRSTE DES GRAUENS
Seite 1/1 2 Minuten
Nitrosamine. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Verbrennungen. Sie fallen einem als erstes ein, wenn man von den Gefahren des Grillens spricht. Doch eine Auswertung der University of Missouri ergänzt die Liste: Die Drähte der Grillbürste sind es, die zu schlimmen Schäden führen können.
Deren Borsten können sich lösen, wenn die Grillroste vor Gebrauch gereinigt werden. Wenn diese dann unbemerkt im Grillgut landen, können sie ebenso unbemerkt mitsamt dem Tomahawk-Steak oder dem Maiskolben verzehrt werden – mit schlimmen Folgen für Rachen und Speiseröhre.
Grillbürsten-Unfälle sind selten – und deshalb gefährlich
Die Studie betrachtete zwar nur eine kleine Stichprobe aus der Datenbank der US-Kommission für die Sicherheit von Konsumgütern nach Grillunfällen (43 Fälle). Doch sind es hochgerechnet immerhin 1698 Borsten-Opfer landesweit, die wegen einer Verletzung durch Fremdkörper in einer Notaufnahme landeten. Das ist immer noch selten – und gerade diese Seltenheit birgt das Risiko, dass Verletzungen durch Drahtborsten von Grillbürsten der ärztlichen Aufmerksamkeit entgehen.
Drahtborsten-Verletzungen erfordern Operation
Die meist schwierig zu behandelnden Läsionen liegen überwiegend im Oropharynx (dem mittleren Abschnitt des Rachens) oder aber generell im Kopf-Hals-Bereich. Die Crux: Bei den in der Literatur beschriebenen Fällen gelang es nur selten, die Borste einfach zu entfernen. Meist musste operiert werden.
Und das ging bis zur Neck-Dissection, deren deutsche Übersetzung „Hals-Ausräumung“ Bände spricht: So wird die chirurgische Resektion der Halslymphknoten und des umgebenden Gewebes bezeichnet. Gar nicht so einfach, an die borstigen Drähte heranzukommen, wenn sie sich einmal ins Gewebe gebohrt haben!
Bei einem Patienten, so berichtet die Studie, durchbohrte der Draht sogar die Speiseröhre, die dann geöffnet werden musste. Auch in der Leber und im Bauchfell fanden sich die Überbleibsel des metallenen Reinigungsinstrumentes.
Ärztlichen Blick schärfen
Alle HNO-Ärzte, die an dieser Studienauswertung teilnahmen, rieten insbesondere inmitten der sommerlichen Grillzeit dieses Grillbürsten-Problem im Blick zu behalten. Bei einem Verdacht sei zunächst die flexible Endoskopie geboten – ist das Ergebnis aber negativ, solle als nächstes eine Computertomografie angefertigt werden, da ihre Sensitivität höher liege als die einer Röntgenaufnahme.
Die Alternative zur Drahtbürste
Wer beim Grillen auf Nummer Sicher gehen will, nutzt erst gar keine Drahtbürste. Generell gilt: Je schneller der Grillrost gereinigt wird, umso weniger Grillreste trocknen an, umso weniger Kratzen und Schrubben sind nötig. Auch das Einweichen in warmem Seifenwasser löst Krusten. Je nach Größe und Material kann der Rost auch einfach in die Spülmaschine. Ansonsten hilft Backofenreiniger, Angebranntes zu entfernen. Und braucht man doch einmal die Grillbürste, dann bitte eine mit Kunststoff- oder Naturborsten.
Quelle: ÄrzteZeitung