Eine Frau mit kurzen weißen Haaren hält ihr Gesicht in Händen. Aus ihrem Hinterkopf lösen sich Puzzleteile.© stefanamer / iStock / Getty Images Plus
Frauen nach den Wechseljahren sind besonders anfällig für Hirnschäden, die mit Durchblutungsstörungen und Schlaganfällen in Zusammenhang stehen.

Hirnschaden

PECH FÜR FRAUEN – MENOPAUSE SCHADET DEM HIRN

Bestimmte Hirnschäden sind bei Frauen nach der Menopause größer als bei gleichaltrigen Männern. Auch wenn sie einen Östrogen-Ersatz nehmen, ändert sich daran nichts. Forscher fordern einmal mehr den Fokus auf eine genderspezifische Medizin.

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Die sogenannte weiße Hirnsubstanz ist ein Indikator für Gewebeschäden, die unter anderem Risikofaktoren für Demenz und Schlaganfall darstellen. Insbesondere bei älteren Erwachsenen sind sie gut per Magnetresonanztomografie (MRT) darzustellen. Sind dabei helle Flecken zu erkennen, deutet das auf Beschädigungen der Nervenzellen in diesem Bereich – im Fachjargon „White Matter Hyperintensities“ genannt.

„Das sind Anzeichen von Gewebeschäden, die mit Durchblutungsstörungen, erhöhtem Blutdruck, Schlaganfall und kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht werden“, erläutert die Neurowissenschaftlerin Valerie Lohner, Erstautorin der aktuellen Fachveröffentlichung. „Man weiß, dass diese Anomalien im Hirngewebe mit dem Alter zunehmen.“

Mit der Menopause kippt das Gleichgewicht der Geschlechter

Dass es da Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, wurde schon länger diskutiert, die Datenlage war aber nicht eindeutig. Jetzt wurde der Kreis der Probanden erweitert, auch vom Alter her. Bei Frauen vor der Menopause fanden sich keine signifikanten Unterschiede zu gleichaltrigen Männern. Aber danach. Nach der Menopause – also bei Frauen, die ihre letzte Regelblutung bereits hatten – waren die Schäden an der weißen Hirnsubstanz ausgedehnter als bei Männern im gleichen Alter.

Große Studie erlaubt sichere Rückschlüsse

Die Daten stammen auf der sogenannten Rheinlandstudie, einer groß angelegten Populationsuntersuchung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen(DZNE). Darin wurden die Daten von fast 2000 Frauen und mehr als 1400 Männern ausgewertet. Die Altersspanne lag zwischen 30 und 95 Jahren, das mittlere Alter bei etwa 54 Jahren. Neben den Geschlechtsunterschieden registrierten die Forschenden generell große Unterschiede bei Probandinnen und Probanden mit Bluthochdruck.

„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Frauen, bei denen die Menopause bereits begonnen hat, anfälliger für Veränderungen an den Hirngefäßen und damit für Hirnerkrankungen sind als Frauen vor der Menopause, selbst wenn sie ein ähnliches Alter haben. Schäden an der weißen Hirnsubstanz führen nicht zwangsläufig zu Demenz oder Schlaganfall, sie erhöhen jedoch das Risiko dafür“, so die Leiterin der Studie, Professor Monique Breteler. „Unsere Befunde zeigen außerdem, dass man bei der Beurteilung dieser Gehirnschäden spezifische Unterschiede zwischen Männern und Frauen berücksichtigen sollte. Dies unterstreicht die Relevanz geschlechtsspezifischer Forschung und Therapie.“

Nun wird Ursachenforschung betrieben. Ist vielleicht das Hormon Östrogen daran schuld? Denn dem wird schon länger eine schützende Wirkung nachgesagt – die aber im Alter verloren geht, weil der weibliche Körper dessen Produktion mit den Wechseljahren nach und nach einstellt.

Hormone helfen auch nicht

Natürlich war das eine Kernfrage der Wissenschaftler: Unterziehen sich manche der Probandinnen einer Hormontherapie, die den Mangel ausgleicht? Und wenn ja, hat das einen Einfluss auf die Hirnschäden? Leider nein: Frauen nach der Menopause, die regelmäßig Hormonpräparate einnehmen, waren im Durchschnitt ähnlich stark von Anomalien der weißen Hirnsubstanz betroffen wie Frauen nach der Menopause.

Und so lautet das Fazit von Breteler: „Es ist unklar, ob die hormonelle Umstellung im Zuge der Menopause ein entscheidender Faktor ist oder ob Faktoren, die mit dem Einsetzen der Menopause zusammenhängen, eine Rolle spielen.“ Dem Thema wird jetzt nachgegangen, versprach die Professorin.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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