Benediktenkraut
SENSATIONSFUND – ALTE HEILPFLANZE REPARIERT NERVEN
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Der heilige Benedikt (480-547), immerhin ein bedeutender Ordensgründer, hatte das Kräutlein einst empfohlen, so sagt die Legende: Es sei ein Allheilmittel. Cnicus benedictus erhielt seinen Namen und fortan wuchs und gedieh es in zahlreichen Klostergärten.
In dem 40 Zentimeter hohen Korbblütler stecken zahlreiche Bitterstoffe. Deshalb wird es gern in Mischungen für Magenbitter und Kräuterliköre und auch als Tee angesetzt. Der Inhaltsstoff Cnicin wirkt gegen Völlegefühl und Verdauungsbeschwerden. Doch er kann noch mehr, wie Wissenschaftler kürzlich entdecken – und damit eventuell Therapien revolutionieren.
Reparatur von Nerven ist schwierig bis unmöglich
Forschende des Zentrums für Pharmakologie der Uniklinik Köln und der dortigen Medizinischen Fakultät haben eine ganz neue Indikation für Cnicin entdeckt. Sowohl im Tiermodell als auch mit humanen Zellen konnten sie zeigen, dass Cnicin das Wachstum von Axonen, den Fortsätzen der Nervenzellen, deutlich beschleunigt. Das ist eine Sensation. Denn Nerven zu reparieren ist bislang kaum möglich.
Bei Menschen und größeren Tieren mit langen Axonen sind auch die Regenerationsstrecken von verletzten Nerven dementsprechend lang. Das macht den Heilungsprozess oft langwierig, häufig sind Nervenschäden sogar irreparabel. Die Axone, die Fortsätze der Nervenzellen, wachsen so langsam, dass ihre Zielgebiete schlicht nicht rechtzeitig erreichen. Oft sind dann bereits irreversible Funktionsverluste eingetreten.
Cnicin aus Benediktenkraut heilt Nerven
Eine erhöhte Regenerationsgeschwindigkeit könnte hier den entscheidenden Unterschied herstellen: Die Fasern legen über das beschleunigte Wachstum mehr Strecke zurück. So können sie ihre ursprünglichen Zielgebiete noch rechtzeitig erreichen, bevor Funktionen verloren gegangen sind. Bei Mäusen beispielsweise half die tägliche Gabe von Cnicin, Lähmungen und Taubheitsgefühle sehr viel schneller zu überwinden.
Cnicin könnte ein Gamechanger sein – weitere Studien erforderlich
Professor Dr. Dietmar Fischer, Leiter der Forschungsgruppe, weist auch noch auf einen anderen wertvollen Gesichtspunkt hin: „Cnicin gelangt nach oraler Gabe ins Blut. Es muss nicht gespritzt werden.“ Jedoch: Die richtige Dosis ist sehr wichtig, denn der Wirkstoff wirkt nur in einem bestimmten Dosis-Fenster. Zu niedrige oder zu hohe Dosen sind unwirksam.
Daher sind weitere klinische Studien am Menschen jetzt sehr wichtig. Die Forschenden planen momentan solche Untersuchungen. Das Kölner Zentrum widmet sich unter anderem der Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln zur Reparatur des geschädigten Nervensystems.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft