Chronische Wunden
PTA-Fortbildung

Wenn Wunden nicht heilen: Chronische Wunden und Geschwüre

Es beginnt mit einem Steinchen im Schuh und endet mit einer Sepsis oder Amputation: Wenn Nerven oder Blutgefäße verletzte Stellen nicht ausreichend versorgen, können Geschwüre sich chronifizieren. Ein striktes Wundmanagement ist dann gefragt. Noch besser ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen.

18 Minuten

So heilen Wunden – normalerweise

Bei stoffwechsel- und gefäßgesunden mobilen Menschen mit aktivem Immunsystem läuft die Wundheilung in drei Phasen ab. Man unterscheidet dabei die exsudative, die proliferative und die reparative Phase. Wie lang die einzelnen Phasen dauern, hängt von der Wundgröße und dem Verlauf des Heilungsprozesses ab. Die verschiedenen Wundheilungsphasen laufen nicht zwingend getrennt nacheinander ab, sondern können zeitlich überlappen.

Phase 1

In der exsudativen Phase, auch Reinigungsphase oder inflammatorische beziehungsweise Entzündungsphase genannt, spült die Wunde Krankheitserreger, Zelltrümmer und Schmutzpartikel aus. Dazu produziert sie Wundsekret. So bildet sich überhaupt erst die Basis für neues Gewebe.

Diese Phase setzt sofort nach der Blutgerinnung ein und dauert ungefähr einen bis vier Tage.

Währenddessen wandern Leukozyten in das Gebiet ein und beseitigen Mikroorganismen und Verunreinigungen durch Phagozytose. Nicht nur das Immunsystem ist an dieser Phase beteiligt, es gelangen auch Wachstumsfaktoren und Enzyme ins Wundgebiet. Die Gefäßneubildung wird ebenfalls in der Exsudationsphase eingeleitet.

Trocknet die Wunde jetzt zu sehr aus, gerät die Wundheilung bereits hier ins Stocken. Denn alles, was die Wunde jetzt zu ihrer Regeneration braucht, kann nur erschwert und langsam ins Wundgebiet transportiert werden. Umgekehrt stört es aber auch die Heilung, wenn die Wunde stark nässt. Zu viel Wundsekret mazeriert die Wunde, weicht sie also auf. Damit steigt auch die Infektionsgefahr.

Phase 2

Die proliferative oder Granulationsphase beginnt ungefähr 24 Stunden nach der Entstehung der Wunde und erreicht innerhalb von 72 Stunden ihr Maximum. Neues, noch sehr empfindliches provisorisches Gewebe entsteht und füllt die Wundlücke auf.

Dafür wandern Fibroblasten und Endothelzellen in die Wundränder ein. Kollagen wird gebildet, Ankerproteine stellen Querverbindungen zwischen den verschiedenen Bestandteilen des Gewebes her, sodass eine dreidimensionale Matrix entsteht.

Neu gebildete Kapillaren sorgen dabei für eine optimale Wunddurchblutung. Man kann sie sogar sehen: Auf dem neu gebildeten Granulationsgewebe zeigen sich hellrote, glasig-transparente Körnchen (lateinisch Granula). Sie beherbergen die Kapillaren und haben der Phase ihren Namen gegeben.

Phase3

In der letzten Phase, der reparativen oder Epithelisierungsphase, die mehrere Wochen dauern kann, wird der endgültige Wundverschluss gebildet. Das provisorische Granulationsgewebe wird in ein haltbares Ersatzgewebe umgebaut. Dies geschieht unter anderem durch Schrumpfung, da das Granulationsgewebe zunehmend wasser- und gefäßärmer wird.

Zudem wird Narbengewebe gebildet. Der Körper bildet dazu verstärkt Kollagenfasern aus, die sich bündelförmig quervernetzen und sich gegenseitig stabilisieren. Epithelzellen verschließen zuletzt die Wundoberfläche.

Technische Hilfsmittel für die Wundheilung

  • Hyperbare Sauerstofftherapie: Der Patient sitzt in einer speziellen Kammer und atmet dort unter erhöhtem Luftdruck Sauerstoff ein.
  • Bei der Vakuumversiegelungstherapie wird die Wundflüssigkeit laufend mit einer Pumpe abgesaugt.
  • In der Ultraschalltherapie wird die chronische Wunde mit Schallwellen behandelt.
  • Bei der Magnetfeldtherapie werden über magnetische Kissen oder Matten schwache elektrische Spannungen im Wundbereich erzeugt. Der Vorgang soll die Wundheilung anregen.
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