Chronische Wunden
PTA-Fortbildung

Wenn Wunden nicht heilen: Chronische Wunden und Geschwüre

Es beginnt mit einem Steinchen im Schuh und endet mit einer Sepsis oder Amputation: Wenn Nerven oder Blutgefäße verletzte Stellen nicht ausreichend versorgen, können Geschwüre sich chronifizieren. Ein striktes Wundmanagement ist dann gefragt. Noch besser ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen.

18 Minuten

Der diabetische Fuß – trocken und unempfindlich 

Der Begriff diabetisches Fußsyndrom beschreibt Veränderungen an den Füßen und Unterschenkeln, die als Spätkomplikation des Diabetes entstehen: durch die Folgen eines schlecht eingestellten Diabetes und jahrelang erhöhten Blutzuckerspiegels. Die Nerven und Blutgefäße in den Beinen und Füßen haben dadurch Schaden genommen.

Erste Anzeichen sind

  • Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit,
  • trockene Haut und
  • vermehrte Hornhautbildung.

Wenn sich eine offene Wunde an den Füßen bildet, was bei trockener Haut besonders leicht passiert, wird die Wundheilung durch die verminderte Versorgung mit sauerstoffreichem Blut gestört. Die Wunde heilt schlecht oder gar nicht ab. Schäden an den Nerven, die diabetische Neuropathie, führen dazu, dass Betroffene Druckstellen und kleine Verletzungen nicht (oder kaum mehr) wahrnehmen.

Kleine Wunde, große Folgen

Das Initialereignis für einen diabetischen Fuß ist häufig eine kleine Verletzung durch

  • zu enge Schuhe,
  • Fußfehlstellungen wie Hallux valgus, Hammer- oder Krallenzehen
  • sowie Hornhautschwielen
  • oder einfach Verletzungen bei der häuslichen Fußpflege.

Jetzt muss die Wunde fachmännisch versorgt und behandelt werden, auch um Infektionen mit weiteren Komplikationen zu verhindern. Im schlimmsten Fall sind sonst Amputationen einzelner Zehen, des ganzen Fußes oder sogar des Beines notwendig, damit die Infektion nicht in andere Körperbereiche aufsteigt.

Klassifikation der Wunde nach Wagner  
Grad 0 Keine Verletzung, aber möglicherweise Fußdeformationen
Grad 1 Oberflächliche Wunde
Grad 2 Tiefe Wunde, die bis zur Sehne oder Kapsel reicht
Grad 3 Tiefe Wunde, die bis zum Knochen oder Gelenk reicht
Grad 4 Abgestorbenes Gewebe an den Zehen oder der Ferse
Grad 5 Abgestorbenes Gewebe am gesamten Fuß

Nach aktuellen Zahlen werden etwa 85 Prozent aller Beinamputationen und 75 Prozent aller Fuß- und Zehenamputationen bei Menschen mit Diabetes durchgeführt. Und noch immer achten viele Diabetiker nicht oder zu wenig auf Ihre Füße.

10 Tipps für die Diabetiker unter Ihren Kunden

  • Untersuchen Sie täglich Ihre Füße, auch mit dem Spiegel, um alles sehen zu können. Achten Sie besonders auf Verletzungen, Fremdkörper, Blasen und feine Risse.
  • Waschen Sie Ihre Füße täglich, jedoch nicht länger als drei bis fünf Minuten. Die Wassertemperatur sollte 35, maximal 37 bis 38 Grad Celsius betragen.
  • Trocknen Sie die Füße mit einem weichen Handtuch ab. Der Föhn ist wegen der Verbrennungsgefahr ungeeignet.
  • Verwenden Sie für die heimische Fußpflege keine scharfen Instrumente, die zu Verletzungen führen könnten. Die Nägel kann man auch feilen statt schneiden.
  • Cremen Sie Ihre Füße täglich ein.
  • Tragen Sie weiche, bequeme und ausreichend weite Schuhe ohne scheuernde und drückende Innennähte. Tasten Sie die Schuhe regelmäßig auf Fremdkörper ab.
  • Laufen Sie nie barfuß, auch nicht in der eigenen Wohnung.
  • Gehen Sie bei Wunden, Entzündungen und Blasen sofort zum Arzt.
  • Gönnen Sie sich regelmäßig den Besuch bei einer medizinischen Fußpflege (Podologie). Beim diabetischen Fuß übernimmt die Krankenkasse gegebenenfalls die Kosten.
  • Achten Sie auf eine gute Einstellung Ihrer Blutzuckerwerte, auch den Füßen zuliebe.
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