Wenn Wunden nicht heilen: Chronische Wunden und Geschwüre
18 Minuten
- 1Überblick
- 2Wundheilung
- 3Diabetischer Fuß
- 4Ulcus cruris
- 5Dekubitus
- 6Chronische Wunden versorgen
- 7Sepsis
- 8Multiresistente Keime
- 9Lernerfolgskontrolle
01. Oktober 2024
Der diabetische Fuß – trocken und unempfindlich
Der Begriff diabetisches Fußsyndrom beschreibt Veränderungen an den Füßen und Unterschenkeln, die als Spätkomplikation des Diabetes entstehen: durch die Folgen eines schlecht eingestellten Diabetes und jahrelang erhöhten Blutzuckerspiegels. Die Nerven und Blutgefäße in den Beinen und Füßen haben dadurch Schaden genommen.
Erste Anzeichen sind
- Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit,
- trockene Haut und
- vermehrte Hornhautbildung.
Wenn sich eine offene Wunde an den Füßen bildet, was bei trockener Haut besonders leicht passiert, wird die Wundheilung durch die verminderte Versorgung mit sauerstoffreichem Blut gestört. Die Wunde heilt schlecht oder gar nicht ab. Schäden an den Nerven, die diabetische Neuropathie, führen dazu, dass Betroffene Druckstellen und kleine Verletzungen nicht (oder kaum mehr) wahrnehmen.
Kleine Wunde, große Folgen
Das Initialereignis für einen diabetischen Fuß ist häufig eine kleine Verletzung durch
- zu enge Schuhe,
- Fußfehlstellungen wie Hallux valgus, Hammer- oder Krallenzehen
- sowie Hornhautschwielen
- oder einfach Verletzungen bei der häuslichen Fußpflege.
Jetzt muss die Wunde fachmännisch versorgt und behandelt werden, auch um Infektionen mit weiteren Komplikationen zu verhindern. Im schlimmsten Fall sind sonst Amputationen einzelner Zehen, des ganzen Fußes oder sogar des Beines notwendig, damit die Infektion nicht in andere Körperbereiche aufsteigt.
Klassifikation der Wunde nach Wagner | |
---|---|
Grad 0 | Keine Verletzung, aber möglicherweise Fußdeformationen |
Grad 1 | Oberflächliche Wunde |
Grad 2 | Tiefe Wunde, die bis zur Sehne oder Kapsel reicht |
Grad 3 | Tiefe Wunde, die bis zum Knochen oder Gelenk reicht |
Grad 4 | Abgestorbenes Gewebe an den Zehen oder der Ferse |
Grad 5 | Abgestorbenes Gewebe am gesamten Fuß |
Nach aktuellen Zahlen werden etwa 85 Prozent aller Beinamputationen und 75 Prozent aller Fuß- und Zehenamputationen bei Menschen mit Diabetes durchgeführt. Und noch immer achten viele Diabetiker nicht oder zu wenig auf Ihre Füße.
10 Tipps für die Diabetiker unter Ihren Kunden
- Untersuchen Sie täglich Ihre Füße, auch mit dem Spiegel, um alles sehen zu können. Achten Sie besonders auf Verletzungen, Fremdkörper, Blasen und feine Risse.
- Waschen Sie Ihre Füße täglich, jedoch nicht länger als drei bis fünf Minuten. Die Wassertemperatur sollte 35, maximal 37 bis 38 Grad Celsius betragen.
- Trocknen Sie die Füße mit einem weichen Handtuch ab. Der Föhn ist wegen der Verbrennungsgefahr ungeeignet.
- Verwenden Sie für die heimische Fußpflege keine scharfen Instrumente, die zu Verletzungen führen könnten. Die Nägel kann man auch feilen statt schneiden.
- Cremen Sie Ihre Füße täglich ein.
- Tragen Sie weiche, bequeme und ausreichend weite Schuhe ohne scheuernde und drückende Innennähte. Tasten Sie die Schuhe regelmäßig auf Fremdkörper ab.
- Laufen Sie nie barfuß, auch nicht in der eigenen Wohnung.
- Gehen Sie bei Wunden, Entzündungen und Blasen sofort zum Arzt.
- Gönnen Sie sich regelmäßig den Besuch bei einer medizinischen Fußpflege (Podologie). Beim diabetischen Fuß übernimmt die Krankenkasse gegebenenfalls die Kosten.
- Achten Sie auf eine gute Einstellung Ihrer Blutzuckerwerte, auch den Füßen zuliebe.