Chronische Wunden
PTA-Fortbildung

Wenn Wunden nicht heilen: Chronische Wunden und Geschwüre

Es beginnt mit einem Steinchen im Schuh und endet mit einer Sepsis oder Amputation: Wenn Nerven oder Blutgefäße verletzte Stellen nicht ausreichend versorgen, können Geschwüre sich chronifizieren. Ein striktes Wundmanagement ist dann gefragt. Noch besser ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen.

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Die Sepsis – immer ein Notfall

Bei chronischen Wunden besteht stets ein Risiko für eine Sepsis. Auch wenn Wunden nur in knapp zehn Prozent der Sepsis-Fälle die Ursache sind, ist die Gefahr durch die hohen Gesamtzahlen an Sepsis-Fällen und die Vorerkrankungen der Patienten mit chronischen Wunden nicht zu unterschätzen.

Sepsis in Zahlen

  • Wunden stecken hinter knapp 10 % der Sepsis-Fälle.
  • Laut der Initiative „Deutschland erkennt Sepsis“ erkranken in Deutschland jährlich rund 230 000 Menschen an einer Sepsis,
  • mindestens 85 000 Menschen sterben daran.
  • Sie ist damit eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. An ihr sterben etwa 30-mal mehr Menschen als durch einen Verkehrsunfall.

Blutvergiftung? Das ist nicht ganz richtig.

Umgangssprachlich wird eine Sepsis auch als Blutvergiftung bezeichnet. Es ist jedoch keine Vergiftung im eigentlichen Sinn, sondern die schwerste Verlaufsform einer Infektion. Sie entsteht, wenn das körpereigene Immunsystem nicht mehr in der Lage ist, eine lokale Infektion in Schach zu halten und sich die Infektion über den Blutkreislauf im ganzen Körper ausbreitet.

Am häufigsten werden Septitiden durch Bakterien ausgelöst, vor allem als Folge einer Infektion der Lunge und der Atemwege, der ableitenden Harnwege oder des Bauchraumes.

Auf die Invasion der Erreger in die Blutbahn reagiert der Körper mit einer Aktivierung des Immun- und Gerinnungssystems. Das ist aber quasi eine fehlgeleitete Immunantwort. Denn dadurch werden nicht nur die Erreger geschädigt, sondern auch die Organe, insbesondere Lunge, Herz und Nieren. Es kann zum Multiorganversagen und zum septischen Schock kommen. Eine unbehandelte Sepsis endet stets tödlich.

Auch bei den Überlebenden hinterlässt eine Sepsis oft schwere Spuren. Häufige Langzeitfolgen sind Müdigkeit, eingeschränkter Gedächtnisleistung, kognitive Einschränkungen, Konzentrationsschwäche, Depressionen, chronische Schmerzen, neuromuskuläre Schäden und Gleichgewichtsprobleme.

Drei Sepsis-Überlebende erzählen ihre Geschichte:

Symptome der Sepsis

Zu Beginn sind die Symptome unspezifisch und können auf viele Erkrankungen hinweisen. Wenn eine Infektion vorliegt, sollten folgende Krankheitszeichen an eine Sepsis denken lassen: 

  • Die Körpertemperatur kann über 38 Grad Celsius (°C) liegen, oft in Verbindung mit Schüttelfrost.
  • Sehr junge und sehr alte Sepsis-Patienten haben statt Fieber allerdings häufig Untertemperatur. Davon spricht man, wenn die gemessene Körpertemperatur unter 36 °C sinkt.
  • Auch Husten, Kurzatmigkeit und eine beschleunigte Atmung (Hyperventilation), ebenso wie eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie) bis hin zum Herzrasen können auftreten.
  • Zudem verspüren die Patienten ein extrem starkes Krankheitsgefühl und können massive Schmerzen haben.
  • Ein weiteres Symptom ist die Veränderung des Bewusstseinszustands, wie beispielsweise Verwirrtheit, Desorientierung oder Wesensveränderungen.

Bei einem fortgeschrittenem Sepsis-Verlauf

  • kann der Blutdruck auf systolische Werte unter 100 mmHg sinken,
  • die Atemfrequenz erhöht sich auf mehr als 22 Atemzügen pro Minute.
  • Es treten deutliche Bewusstseinsstörungen und Verwirrtheit auf.

Die Haut wird kühl und blass und zeigt vor allem an den Händen und Füßen eine auffällige Marmorierung. Dies zeigt, dass sich die Durchblutung verschlechtert hat. Das Blut gerinnt nun leichter. Es können sich Blutgerinnsel bilden, die zu Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen führen.

Der septische Schock – das Endstadium

Entzündungsbotenstoffe bewirken eine starke Erweiterung der Blutgefäße. Das führt unter anderem zu einem extremen Blutdruckabfall. Dadurch werden die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und können ihre Aufgaben nicht mehr ausführen. Man spricht auch vom septischen Multiorganversagen. Die Sterblichkeitsrate liegt selbst bei intensivmedizinischer Behandlung bei etwa 30 Prozent innerhalb von 30 Tagen.

Risikofaktoren für eine Sepsis

Grundsätzlich kann jeder Mensch, der eine Infektion hat, an einer Sepsis erkranken. Es hängt noch nicht einmal vom Erreger und auch nicht vom primären Entzündungsherd ab. Personen mit beeinträchtiger Infektionsabwehr haben ein erhöhtes Risiko. Dies sind Säuglinge unter einem Jahr, ältere Personen, Menschen mit fehlender Milz oder mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Rheuma und Patienten mit chronischen Wunden.

Erhöhtes Sepsis-Risiko durch Medikamente?
Auch die Einnahme von Immunsuppressiva, chemotherapeutischen Medikamenten oder Corticosteroiden erhöht das Risiko für eine Sepsis. Und auch bei Menschen, die kürzlich mit Antibiotika behandelt wurden, sollte man bei entsprechenden Krankheitszeichen an eine Sepsis denken.

Das Risiko für eine Sepsis ist zudem erhöht, wenn jemand kürzlich ein künstliches Gelenk oder eine künstliche Herzklappe bekommen hat. Auch über einen invasiven Zugang, also beispielsweise eine Sonde, einen Venen- oder einen Harnwegskatheter, können Bakterien in den Körper gelangen. Je länger diese Medizinprodukte im Körper verbleiben, desto größer ist das Risiko.

Die Behandlung – immer in der Klinik

Eine Sepsis muss in jedem Fall stationär im Krankenhaus behandelt werden, viele Patienten landen auf der Intensivstation. Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, wird Blut abgenommen. Zum einen können daraus die Blutparameter bestimmt werden, zum anderen können direkt eine Kultur und ein Antibiogramm angelegt werden. Mithilfe verschiedener Testverfahren wird nach der Infektionsquelle gesucht.

Zur Behandlung wird sofort ein Breitbandantibiotikum intravenös verabreicht. Zu diesem Zeitpunkt weiß man noch nicht, mit welchem Antibiotikum der Erreger sicher zu bekämpfen ist und für welches Resistenzen bestehen. Durch die Wartezeit, bis die Testergebnisse vorliegen, würde zu viel wertvolle Zeit vergehen.

Zusätzlich stabilisiert die Infusion von Flüssigkeit den Kreislauf. Bei einer schlechten Sauerstoffsättigung des Blutes wird Sauerstoff über eine Nasensonde gegeben. Auch der Blutdruck ist bei Bedarf zu stabilisieren. Ist die Infektionsquelle gefunden, muss sie beseitigt werden. Etwaige Abszesse werden geöffnet und entleert, Sonden oder Katheter entfernt.

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