Signale aus dem Bauch
20 Minuten
01. Mai 2021
Kontraindikationen beachten In der Regel sind Probiotika gut verträglich. Um anfängliche Blähungen oder Oberbauchbeschwerden bei empfindlichen Personen zu vermeiden, ist immer eine langsame Dosissteigerung ratsam. Während Präparate existieren, die bereits für Säuglinge oder Kinder zugelassen sind, liegen für die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit meist keine Daten vor. Schwerkranke oder Immunsupprimierte wie beispielsweise Tumorpatienten während einer Chemo- oder Strahlentherapie sollten keine Probiotika erhalten. Bei ihnen besteht die Gefahr, lebensgefährliche Pilzerkrankungen zu entwickeln. Aus diesem Grund sind bei diesem Personenkreis beispielsweise Präparate mit Saccharomyces boulardii explizit kontraindiziert.
Ein gesundes Mikrobiom zeichnet sich durch eine große bakterielle Vielfalt aus, wohingegen eine Dysbiose eine verminderte Artenvielfalt darstellt. Dies findet man bei einer Reihe von Erkrankungen.
Prä-, Pro- und Synbiotika Von den Probiotika gilt es die Präbiotika abzugrenzen. Während Probiotika lebensfähige Mikroorganismen enthalten, stellen Präbiotika unverdauliche Polysaccharide (z. B. Inulin, Pektin, Oligofructose) aus Vollkorn, Gemüse und Obst dar, die vorwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln (z. B. Äpfel, Hafer, Brokkoli, Lauch, Spargel, Kartoffeln, Nüsse) vorkommen. Da der menschliche Organismus diese Ballaststoffe nicht aufschließen kann, erreichen sie unverdaut den Dickdarm, wo sie den Bakterien als Energie- und Nährstoffquelle dienen. Einige probiotische Präparate sind mit Präbiotika kombiniert. Sie liefern quasi gleich das Futter für das Mikrobiom mit und kurbeln somit die Vermehrung der nützlichen Mikroorganismen an. Die Kombination aus Prä- und Probiotika wird als Synbiotika bezeichnet.
Stuhltransplantation Nicht nur Prä- und Probiotika sollen das gestörte Mikrobiom wieder regulieren. Es wird derzeit auch intensiv geforscht, ob eine Übertragung von Stuhl eines Gesunden in den Darm eines Kranken bei bestimmten Darmerkrankungen wie beispielsweise bei einer Colitis ulcerosa oder einer rezidivierenden Infektion mit Clostridium difficile helfen kann. Dabei existieren verschiedene Anhaltspunkte dafür, dass positive Effekte möglich sind. Zudem wird ein zukünftiger möglicher Einsatz der Stuhltransplantation auch für andere Erkrankungen diskutiert, die möglicherweise mit einer Veränderung der Darmbesiedlung einhergehen wie beispielsweise Adipositas oder Diabetes mellitus.
Derzeit werden weltweit Studien mit dem Ziel durchgeführt, die Stuhlgewinnung, -verarbeitung und die Transplantation zu standardisieren. Bevor Stuhltransplantationen breit eingesetzt werden können, sind noch viele Fragen zu klären (z. B. genaue Indikation, optimaler Zeitpunkt, exakte Methode, Spendereigenschaften). Vor allem ist bislang noch nicht abschließend erforscht, wie sich ein gesunder Stuhl zusammensetzt. Vielmehr wurde beobachtet, dass bei Stuhltransplantationen auch negative Eigenschaften übertragen werden können. So zeigte sich beispielsweise bei stuhltransplantierten, zuvor schlanken Personen plötzlich nach der Übertragung die Neigung zur Adipositas.
Hilfreiche Arzneimittel Bei all diesen noch eher neuen Therapieoptionen sollten aber bei leichten Bauchbeschwerden neben einer ausgewogenen Ernährung nicht die wirksamen Arzneimittel und die althergebrachten Hausmittel in Vergessenheit geraten. So hat sich bei Magen-Darm- Krämpfen, Blähungen und Völlegefühl die Extrakt-Kombination aus Angelikawurzel, Benediktenkraut und Pfefferminzblättern bewährt. Hier sind es vor allem die Bitterstoffe, die die Verdauung wieder ins Gleichgewicht bringen.
Auch die Kombination von Extrakten aus Kümmel und Pfefferminzblättern wird wegen seiner carminativen und spasmolytischen Wirkung erfolgreich eingesetzt. Eine Kombination aus Extrakten von neun Arzneipflanzen, darunter die Bittere Schleifenblume kann je nach Verdauungsproblem krampflösend oder tonussteigernd wirken. Wohltuende Linderung kann auch eine Wärmflasche verschaffen. Ebenso genießen Groß und Klein eine Bauchmassage mit kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn.
Gode Chlond, Apothekerin
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