Giftpflanzen
PKA-Fortbildung

Gefahr aus dem Garten

So schön die warme Jahreszeit meistens ist: Der Aufenthalt in der Natur hat auch seine Tücken. Dabei denken Sie und Ihre Kunden bestimmt zuerst an lästige Insekten, die den Menschen zu schaffen machen. Aber auch die Flora (Pflanzenwelt) kann es in sich haben.

7 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. November 2024

Gefahr durch Berührung

Neben den häufigen Ingestionen und Intoxikationen beim Essen der Pflanzen lauern noch ganz andere Gefahren, und zwar für Haut und Schleimhaut, allein durch Berühren. Viele dieser kritisch zu betrachtenden Pflanzen haben sich durch den Klimawandel leider bei uns stark vermehrt, wodurch die von ihnen ausgehende Gefahr zugenommen hat.

Darunter zählt besonders der Riesen-Bärenklau: Dieser große Doldenblütler hat stark fototoxische Eigenschaften. Dadurch kann es bei Berührungen, besonders unter Sonneneinstrahlung, zu einer ausgeprägten Dermatitis mit starker Rötung, Schwellung und Blasenbildung, zum Teil mit zurückbleibenden Narben kommen. Extrem gefährlich ist die Berührung der Mundschleimhäute.
Dies kann geschehen, wenn Kinder die hohlen Stängel verwenden, um ein Blasrohr zu basteln, das sie dann beim Spielen in den Mund nehmen. Durch die Entzündungsreaktionen können die Atemwege schnell so sehr anschwellen, dass es zu Erstickungsanfällen kommt. Auf diese Gefahr sollten Eltern und Kinder immer wieder aufmerksam gemacht werden.

Ähnlich wie der Riesen-Bärenklau, allerdings kleiner, sieht der aus der gleichen Familie stammende gefleckte Schierling aus, der das hochgiftige Coniin enthält. Dieses Gift kann zum Tod durch Lähmung der Atemmuskulatur führen und hat durch den Tod des griechischen Philosophen Sokrates, der einen Becher mit einem schierlinghaltigen Getränk (Schierlingsbecher) selbst zu sich nehmen musste, tragische Berühmheit erlangt.

Vorsicht bei Allergikern

Aber auch ungiftige Verwandte wie das Knollengemüse Sellerie, das ebenfalls zur Familie der Doldenblütler zählt, müssen bei einigen Menschen mit Vorsicht behandelt werden, denn es gibt zunehmend Menschen, die nach dem Essen von Sellerie allergische Symptome zeigen.

Allergien sind allgemein ein zunehmendes Problem. Bei Pflanzen sind sehr oft deren Pollen dafür verantwortlich. Zunehmend Probleme macht die Pflanze Beifuß-Ambrosia: Die Pflanze blüht von Juli bis Ende Oktober und kann pro Pflanze bis zu einer Milliarde Pollenkörner produzieren. Die kleinen Pollenkörner sind mit Widerhäkchen versehen und können sich dadurch leicht anheften.
Sie sind starke Allergieauslöser an Augen und Atemwegen. Durch die späte Blütezeit werden die Ambrosia-Pollen für allergiegeplagte Menschen durch Verlängerung der Pollensaison bis weit in den Herbst hinein zur gefährlichen Belastung. Die weltweite Klimaerwärmung wird vermutlich in den nächsten Jahren für eine Verschlechterung der Situation sorgen.

Deshalb ist eine Eindämmung der Verbreitung der Beifuß-Ambrosia-Pflanze wichtig. In privaten Gärten wird empfohlen, die Pflanze noch vor der Blütezeit mitsamt der Wurzel auszureißen oder auszugraben und in einem Plastiksack über den Restmüll zu entfernen, keinesfalls auf dem Komposthaufen oder in der Biotonne. Als ungewollte Verbreitungswege haben sich Vogelfutterstellen herausgestellt, als auffiel, dass sich in deren Nähe vermehrt die unerwünschten Pflanzen befanden.

Um die Vermehrung durch mit Ambrosia-Samen verunreinigtem Vogelfutter zu verhindern, sollte beim Kauf von Vogelfutter auf die Kennzeichnung „Ambrosiafrei“ geachtet werden. International wird die Pflanze auch durch LKW über ihre Reifenprofile und durch Schutt- und Erdtransporte verschleppt. Deshalb finden sich die genügsamen Pflanzen sehr oft am Wegesrand und an Schuttplätzen. Dies sollte den zuständigen örtlichen Behörden gemeldet werden.
Wie ernst das Thema genommen wird, zeigt sich daran, dass zum Beispiel in der Schweiz eine Meldepflicht für die Beifuß-Ambrosia-Pflanze besteht.

Eingeschleppt

Neben Beifuß-Ambrosia wird die Verbreitung weiterer Neophyten sehr streng beobachtet. Neophyten sind Pflanzen, die sich unter menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet etabliert haben, in dem sie vorher nicht heimisch waren. Die Bezeichnung Neophyt ist hauptsächlich im deutschsprachigen Raum üblich. Aus dem Englischen kommt die Bezeichnung „Invasive Arten“.
Dieser Begriff schließt neben den Pflanzen aber auch Tiere und weitere Lebewesen wie Pilze mit ein und meint im engeren Sinne alle Arten, die das Potenzial haben, die einheimischen Arten zu verdrängen.

Außerdem muss, um die Definition zu erfüllen, bei der Ausbreitung der Mensch eine Rolle spielen, ob gewollt oder ungewollt.

Zu den invasiven Pflanzen werden auch hübsch anzusehende Ziersträucher wie der in mehreren Farben blühende Schmetterlingsbaum, auch Sommerflieder genannt, gezählt. Die beliebte Pflanze bietet für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln eine gute Nektarquelle und ist kaum giftig, stellt aber eine andere Gefahr dar, weshalb in der Schweiz das Verkaufen und auch das Verschenken inzwischen verboten ist.
Da sich der Sommerflieder sehr leicht verbreitet und recht anspruchslos ist, droht er einheimische Arten zurückzudrängen und ist deshalb eine Gefahr für die Artenvielfalt.


Die Autorinnen versichern, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

Ute Kropp, Apothekerin und PKA-Lehrerin

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