Eine Ärztin, die ein junges Mädchen vor blauem Hintergrund impft.© Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus
Für 12- bis 17-Jährige wurde seitens der STIKO bereits eine Impfempfehlung ausgesprochen.

Strategie

SCHULANFANG ZWISCHEN EMPFEHLUNGEN, FRAGEN UND ANTWORTEN

Immer mehr Erwachsene sind geimpft und nach und nach kommen Familien mit Kindern aus dem Urlaub heim. Da stellen sich die Fragen: Wie geht es nach den Ferien in der Schule weiter? Sollte sich mein Kind impfen lassen? Was wird aktuell empfohlen? So vielfältig wie die Fragen, sind auch die Antworten.

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Zum Corona-Schutz für den Schulstart nach den Sommerferien sollen Kinder und Jugendliche bundesweit zusätzliche Impfmöglichkeiten bekommen. Alle Länder wollen Impfungen für 12- bis 17-Jährige nun auch in den regionalen Impfzentren anbieten - so wie es in Arztpraxen bereits möglich ist. Das beschlossen die Gesundheitsminister am 2. August einstimmig. Bundesminister Jens Spahn (CDU) sagte:

Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden. Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen.“

Für den Vorsitzenden Länder-Gesundheitsminister, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sind die Angebote für junge Menschen „ein Baustein, um einen sichereren Start in den Lehr- und Lernbetrieb nach den Sommerferien zu ermöglichen.“

Impfzentren, Ärzte und Betriebsärzte mit Angeboten für Angehörige stünden bereit. Auch für junge Erwachsene in Unis und Berufsschulen sollen unkomplizierte Angebote kommen. Wie im Beschluss betont wird, ist bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen ärztliche Aufklärung und gegebenenfalls das Ja der Sorgeberechtigten nötig. Außerdem muss sichergestellt werden, dass die Angebote so gestaltet sind, dass die „Freiwilligkeit der Annahme“ nicht in Frage gestellt werden kann. Die konkrete Umsetzung vor Ort liegt nun jeweils bei den Ländern.

Was ist die Empfehlung?

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte bereits im Mai den Impfstoff von BioNTech ab zwölf Jahren zugelassen, nun folgte auch die Freigabe für Moderna. Im Gegensatz dazu hält sich die Ständige Impfkommission (STIKO) bedeckt. Seit Wochen werden die Wissenschaftler*innnen der STIKO von Politiker*innen gedrängt, eine ausdrückliche Empfehlung zur Corona-Impfung älterer Kinder und Jugendlicher auszusprechen. Doch bisher hat sie das nur für Vorerkrankte mit einem höheren Risiko für schwerere Corona-Verläufe – etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes. Das warf in den vergangenen Wochen die Frage auf, wieso STIKO und EMA nicht übereinstimmen. Der STIKO-Chef und Virologe Professor Dr. Thomas Mertens reagiert mit Unverständnis: 

„Die EMA bewertet, ob ein Impfstoff grundsätzlich sicher und wirksam ist. Individuelle Impfempfehlungen kann sie aber schon wegen der unterschiedlichen Regeln und epidemiologischen Voraussetzungen in den Mitgliedsstaaten nicht aussprechen.“

Laut ihm wertet die STIKO die verfügbaren Daten wesentlich tiefgehender aus. Mertens erklärt seine Meinung folgendermaßen:

Zum einen zeigen unsere Erhebungen und Modelle deutlich, dass Jugendliche wesentlich seltener schwer erkranken als Erwachsene und zum anderen hat die Impfung dieser Altersgruppe relativ geringe Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Pandemie. Wir nehmen uns weiter die Zeit, die wir brauchen, um alle Daten auszuwerten, wie es unserem Auftrag entspricht.“

Eine andere Meinung vertritt die Sächsische Impfkommission (SIKO). Seit dem 1. August empfiehlt sie für alle Kinder ab einem Alter von zwölf Jahren eine Corona-Schutzimpfung mit dem Impfstoff von BioNTech oder Moderna. In die neue Bewertung flossen laut eigenen Angaben Daten aus den USA und Israel ein. Die Nutzen-Risiko-Abwägung falle demnach zugunsten der Impfung für alle Kinder ab zwölf Jahren aus.

Was kann man erwarten?

Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, vielen Eltern, die unsicher seien, könne das Votum für ein breites Impfangebot an 12- bis 17-Jährige helfen. Mertens gab an, dass die Empfehlung positiv geändert werden könnte: „Ich hoffe, dass wir das in den nächsten zehn Tagen schaffen.“ Den Inhalt könne er aber nicht vorwegnehmen.

Was den Schulstart betrifft: In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern begann die Schule schon wieder – mit Vorgaben zu Masken in Innenräumen und regelmäßigen Tests. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt forderte einen „Schutzkokon“ mit Blick auf Lüftungskonzepte, Teststrategien und Luftfilter:

Was noch geht, muss jetzt so schnell wie möglich umgesetzt werden.“

Und für Impfungen brauche es auch unkonventionelle Wege. Zum Beispiel durch Impfteams an Schulen und Schulhöfen – für alle, die das wollen.

Quellen:
dpa
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/07/30/siko-alle-kinder-ab-zwoelf-jahren-gegen-corona-impfen
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/politik/aerzteverband-fordert-reform-fuer-stiko-neutralitaet-und-unabhaengigkeit-absichern/

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