Schon mal da gewesen?
WANDERN AUF DEM SÄCHSISCHEN WEINWANDERWEG
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Der Himmel ist blau und hat weiße Zierwölkchen aufgehängt. Auf der Höhe heben sich ein braungrauer Bismarckturm und rechts daneben eine zartgelbe Turmvilla hübsch davor ab. Darunter stehen sattgrüne Weinberge am Hang, der in den Garten des Weinguts Aust übergeht. Dort sitzen wir, mit Frozen Rosé im Glas, und pausieren auf Tour 3 des Sächsischen Weinwanderwegs. Ich schlürfe vom geeisten Wein und deute an, ein zweiter wäre mir recht. Die Freundin möchte weiter: „Wir wollen doch noch zum Paradies.“
Hügelige Idylle an der Elbe
Sind wir das nicht schon? Hier in der Lößnitz, der Landschaft flussabwärts von Dresden am rechten Elbufer, in Radebeul? Wo man aufs Schönste zwischen terrassierten Weinbergen und gepflegten Gärten, alten Bruchsteinmauern und neuen Treppen zu lichten Aussichtspunkten, Weingütern mit Ruf und sanierten Sommersitzvillen wandert? Selbst in der Routenbeschreibung heißt es, hier liege „ein besonders idyllisches Stück“ der Strecke.
„26 Hörstationen mit Geschichten und Besichtigungstipps stillen Wissensdurst.“
Wir haben nur Zeit für eine der sechs Etappen mit jeweils rund 15 Kilometern. Doch wer mag, geht in Pirna los und wandert ein paar Tage über Dresden, Radebeul, Meißen zum Seußlitzer Schloss. Und für den Weindurst sind Winzer aufgeführt, bei denen eine Wanderpause lohnt.
Wellenmaschine dank Bilz-Boom
Wir sind für Tour 3 in Dresden losgewandert. In Radebeul machen wir, anders als vorgesehen, als Erstes am ehemaligen Bilz-Sanatorium Halt, einem schlossartigen Ensemble, ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und heute elegante Wohnanlage.
Friedrich Eduard Bilz war Naturheilkundler und erfolgreicher Geschäftsmann. Sein Lehrbuch „Bilz, das neue Heilverfahren“ wurde ab 1888 zum Bestseller. Dank der Gesundheitstipps, die offenbar gut ankamen, einer lesefreundlichen Aufmachung inklusive Bild- und Farbtafeln sowie cleverem Marketing. Mit den Bucheinnahmen baute er sein Sanatorium, ließ schönes Grün anlegen und das Bilzbad, dessen Wellenmaschine von 1912 noch heute funktioniert.
Drei Herren und andere Ablenkungen
Uns fehlt die Zeit zum Baden. Denn in der Weinbergstraße reiht sich ein schönes Weingut ans andere: Drei Herren, Ulf Große, Karl Friedrich Aust. Die Tourplaner wollen, dass wir wenigstens einen Blick auf diese und weitere Güter werfen, bevor wir weiterlaufen. Für den Rosé pausieren wir. Die Hoflößnitz mit Bio-Weingut, Weinbaumuseum und mehreren historischen Gebäuden schauen wir uns in Ruhe an. Und probieren einen kleinen Souvignier Gris.
Wir wandern hinab und hinauf, erfreuen uns an der Aussicht übers weite Elbtal, erfahren einiges über Land und Leute an Schautafeln und Hörstationen. Bewundern das Spitzhaus von 1622 über den Weinbergen, das früher höfischen Lustbarkeiten diente, und gehen die lange Treppe von dort oben hinunter zurück in den Ort.
Das Tourende schwänzen wir, weil wir das barocke „Schloss Wackerbarth“ mit seiner eleganten Gartenanlage schon kennen. Stattdessen finden wir, wofür wir anfangs verzichtet haben: Auf dem Höhenweg liegt inmitten von Weinstöcken die kleine Straußenwirtschaft der Winzerei Paradiesberg. Die Beine hoch, einen Goldriesling und eine Scheurebe bestellt, dazu Wasser und Fettbemme, woanders Schmalzbrot genannt. Das ist jetzt unser Paradies.
Sächsische Weinwanderung
Tourismusverband Elbland Dresden e.V.
Dresdner Straße 7
01662 Meißen
https://weinwandern-sachsen.de/