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Schon mal da gewesen?

VIDEOSPIELE ALS KUNSTFORM

Rund um den Globus verbringen Millionen Menschen Zeit mit Videospielen. Gaming-Elemente prägen unseren Alltag. Was Künstler daraus und damit machen, ist in einer Düsseldorfer Ausstellung zu sehen.

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Soll ich? Oder soll ich nicht? Will ich als fast 60-Jährige in eine Ausstellung zu Videospielen und Kunst im digitalen Zeitalter gehen, obwohl ich nie zocke? Kann ich damit etwas anfangen? Ich soll. Denn Kunst erweitert den Horizont. Ich will. Denn ich bin neugierig. 

Videospiele sind längst ein Massenphänomen. Sie seien „für das 21. Jahrhundert, was Kinofilme für das 20. Jahrhundert und Romane für das 19. Jahrhundert waren“, behauptet Kurator Hans Ulrich Obrist im Ausstellungskatalog. Mit den Exponaten in Düsseldorf wird gezeigt, wie sich Künstlerinnen und Künstler mit Videospielen auseinandersetzen, sie nutzen und verfremden und zur Kunstform machen.

Pacman kommt nicht weiter

In Sturtevants „Pacman“ jagt die gefräßige gelbe Torte aus dem bekannten Spiel der 80er Jahre Nahrungsmittel in einem Labyrinth. Doch es geht nicht voran. Ein nächstes Level folgt nie. „Pacman“ zeigt Gefangensein im ewigen Fressen und Gefressenwerden, in Wiederholungsschleifen und ermüdendem Konsum.

Oder „Pastoral“ von Theo Triantafyllidis mit einem besonderen Ork. In Videospielen wie „World of Warcraft“ sind das grotesk muskulöse Krieger. Der Ork in diesem Videokunstwerk ist anders: Er hat Muskeln, aber auch große Brüste. Er rennt wie ein Krieger, trägt aber einen knappen Bikini. Und ist ausschließlich damit beschäftigt, durch ein idyllisches Feld zu streifen. Manchmal trifft er auf eine Art Ziege, die Laute spielt. Das ist witzig und wirkt sonderbar ohne den üblichen Spielehintergrund. Aber wie in einem Videospiel gibt es versteckte Hinweise. Ist der Ort ein ehemaliges Schlachtfeld? Lauern in dieser Idylle Abgründe?

Sanfte Inselwelt, hartes Kriegstraining

Die Anzahl der Exponate in „Worldbuilding“ ist einerseits überschaubar. Andererseits lässt sich viel entdecken, auch interaktiv. Denn jedes ist ein kleiner Kosmos für sich. Man kann sich als Bewohnerin einer sehr korrekten utopischen Insel ausprobieren. Einem verfremdeten Sexchat zuhören, der die Effekte moderner Online-Kommunikation humorvoll aufgreift.

Sich in leinwandgroße Gaming-Szenarien hineinziehen lassen, deren künstlerische Verfremdung sich erst durch den Begleittext erschließt. Angesichts von hyperrealen Bewegtbildern mit einem Schimpansen, Naturphänomenen und anderen Elementen darüber erschrecken, wie schnell Realität und Fiktion nicht mehr auseinanderzuhalten sind. Den Einsatz von virtueller Realität und Videospielen bei der Rekrutierung von Soldaten, ihrem Training und später ihrer Traumatherapie verfolgen.

Ja, ich kann einiges anfangen mit „Worldbuildung“. Aber mir fehlen definitiv Wissen und Zockererfahrung. Das erkenne ich besonders deutlich, als ein Teenager mit seinen Eltern in die Ausstellung kommt. Sachkundig erklärt er ihnen, welches Videospiel in welchem Kunstwerk zitiert wird und mit welchem Hintergrund vielleicht. Wow. Sonst ist es immer umgekehrt. Auch eine Horizonterweiterung.

Infos:
„Worldbuilding – Videospielen und Kunst im digitalen Zeitalter“,
Julia Stoschek Foundation Düsseldorf, noch bis 10.12.2023
Details unter: https://jsfoundation.art/

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