Be.Like.Me
KUNSTSCHAU ZU SUCHT UND SOZIALEN MEDIEN
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BeReal, Facebook oder X: Eine besondere Ausstellung in Erfurt untersucht anhand von Kunstwerken Zusammenhänge von Sucht und Sozialen Medien. „Be.Like.Me Social Media und ich“ (noch bis 31. Oktober) betrachtet dabei die längst zum Alltagsphänomen gewordenen Internetplattformen, ohne diese gleich zu verdammen.
Stattdessen setzt die Stiftung Welt der Versuchungen bei der Schau auf zeitgenössische Kunst, die Besucher zum Mitmachen anregt. „Wir wollen Chancen und Herausforderungen von Social Media thematisieren“, sagte Chefkuratorin Susanne Rockweiler.
Pinkes Influencer-Zimmer und Scanner für Besucher
Und das funktioniert etwa anhand einer Multimediainstallation von Bernd Lintermann und Peter Weibel. Hier können Besucher nachvollziehen, wie die Algorithmen hinter den Sozialen Medien funktionieren. Dafür werden diese gescannt und ihre Daten in virtuelle Abbilder übertragen. Gäste können sich in einem stilisierten in grell pinkfarbenem Licht getauchtes Influencer-Zimmer mitsamt typischen Ringlicht der in Usbekistan geborenen Künstlerin Faina Yunusova umsehen. Dabei geht es um Fragen gefilterter Realität und Selbstoptimierung. Auch vom renommierten dänischen Bildhauer Jeppe Hein sind Werke zu sehen.
Be.Like.Me Social Media und ich
Eine Ausstellung der Stiftung Welt der Versuchungen
Ausstellungsort: Anger 28/29, Eingang Lachsgasse
Laufzeit: bis 31. Oktober 2024
Öffnungszeiten: tägl. 11-18 Uhr, Do. 11-20 Uhr, Di. geschlossen, für Schulklassen nach Buchung ab 9 Uhr geöffnet
Eintrittspreise:
Regulär: 7 Euro
Ermäßigt: 5 Euro
Schüler*innen: 3 Euro
Zwischen Risiko und Chancen
„Wir haben in allen Bereichen eine große gesellschaftliche Chance, die wir nutzen können bei neuen Technologien, wir dürfen aber auch nicht außer Acht lassen, dass jede neue Technologie natürlich auch bestimmte Risiken mit sich bringt“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht und Drogenfragen, Burkhard Blienert, vor der Eröffnung. Aus riskantem Verhalten könne auch eine Suchterkrankung erwachsen.
Die überwältigende Mehrheit der Nutzenden von Sozialen Medien käme damit ohne Probleme zurecht, betonte Matthias Brand. Der Psychologe und Verhaltenssuchtforscher an der Universität Duisburg-Essen sitzt auch im wissenschaftlichen Beirat der Stiftung. Dennoch gebe es Menschen für die Internetplattformen zu suchtartigem Verhalten führen können: „Likes“ und Ähnliches stimulierten Belohnungs-Areale im Gehirn und würden zur Priorität, andere Lebensbereich vernachlässigt.
Auch die „FOMO“, also die Angst etwas online zu verpassen, könnte bei manchen Menschen massiv negative Auswirkungen haben.
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Der Umgang mit der Suchtfrage und Sozialen Medien sei eine Gratwanderung, so Brand. „Bei Kokain kann man einfach sagen, auch präventionsmäßig: Am besten gar nicht erst anfangen.“ Bei Social Media sei der Fall nicht derart Schwarz-Weiß. Ein Leben ohne könnten sich die meisten kaum noch vorstellen. „Sicherlich können wir auch aus einer Suchtperspektive nicht die vollständige Abstinenz predigen, oder fordern“, so der Forscher.
Ziel der gemeinnützigen Stiftung Welt der Versuchungen ist es, ein festes Ausstellungshaus in Erfurt zu errichten. Dort soll es um Abhängigkeiten und deren Prävention gehen. Das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs dafür wird im Dezember erwartet. Das Haus selbst soll 2027 eröffnet werden. Der Bund unterstützt das Vorhaben mit rund 20 Millionen Euro. Weitere Gelder etwa für die aktuelle Ausstellung kommen vom Thüringer Gesundheitsministerium. Die Stiftung arbeitet mit der Suchthilfe in Thüringen zusammen.