Neurobiologie
PAUSEN HELFEN DEM GEHIRN BEIM LERNEN
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Wer sich Informationen langfristig einprägen will, sollte den so genannten Spacing-Effekt nutzen – das sind längere Pausen zwischen all der Lernerei. Dieser Effekt wurde bereits vor über einem Jahrhundert beim Menschen beschrieben und bei vielen Tierarten ebenfalls nachgewiesen, doch niemand wusste, wie das neurobiologisch eigentlich vonstatten ging.
Fest stand nur, dass beim Lernen Nervenzellen aktiviert werden, wodurch sie neue Verbindungen mit anderen knüpfen. Das wiederum führt zur Abspeicherung der Informationen, die anschließend durch Aktivierung derselben Nervenzellgruppe wieder abgerufen werden können.
Schlaue Mäuse
Forscher um Annet Glas vom Max-Planck-Institut in Martinsried widmeten sich jetzt den neuronalen Hintergründen des Lernens und wählten dazu als Versuchstier die Maus. Deren Hirne, obwohl viel kleiner, funktionieren nämlich ähnlich wie bei uns. Wenn den Tieren ein Stückchen Schokolade am Ende eines labyrinthischen Weges winkte, strengten sich die Mäusehirne gewaltig an und merkten sich auch verschlungene Pfade. Dabei gab es zwischen den Erkundungen manchmal gar keine Pausen und in anderen Fällen wieder Unterbrechungen mit unterschiedlichen Längen.
Lernpausen mit Effekt
Und hier bestätigte sich die Wirkung des Spacing-Effektes: „Mäuse, die wir mit längeren Pausen zwischen den Lernphasen trainierten, konnten sich die Position der Schokolade zwar nicht so schnell einprägen“, berichtet Glas. „Doch am nächsten Tag war das Erinnerungsvermögen der Versuchstiere besser, wenn sie Pausen beim Lernen eingelegt hatten.“ Am besten funktionierte das mit einem Pausen-Management von 60 Minuten Unterbrechung.
Die Forscher erlangten nun Einblick in die Mäusegehirne durch das so genannte in vivo Calcium Imaging; dabei werden die Versuchstiere nicht getötet, sondern man erhält Ergebnisse am lebenden Objekt. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf den präfrontalen Kortex, denn hier spielt die Musik bei den neuronalen Vorgängen des Lernens und Nachdenkens.
Denken: anders als gedacht
Dabei fanden sie exakt das Gegenteil von dem, was sie erwartet hatten. „Folgen drei Lernphasen kurz aufeinander, liegt eigentlich nahe, dass dieselben Nervenzellen aktiviert werden“, erklärt Studien-Autor Pieter Goltstein. „Schließlich handelt es sich um das gleiche Experiment mit der gleichen Information. Nach einer langen Pause könnte man sich hingegen eher vorstellen, dass das Gehirn die anschließende Lernphase als neues Ereignis interpretiert und mit anderen Nervenzellen verarbeitet.“ Doch weit gefehlt. Sie Man stellten fest:
Bei den schnell aufeinander folgenden Lernphasen aktivierten die Mäuse meist unterschiedliche Nervenzellen. Nach längeren Pausen nutzten sie dagegen die Nervenzellen der ersten Lernphase auch später wieder.
Wie Lernpausen helfen
Und das funktioniert so: Indem das Gehirn auf dieselben Nervenzellen zurückgreift, kann es möglicherweise deren Verknüpfungen in jeder Lernphase stärken. Es müssen somit keine ganz neuen Verdrahtungen geknüpft werden. „Wir glauben, dass dies der Grund ist, warum das Erinnerungsvermögen von langen Pausen profitiert“, sagt Goltstein.
Also gilt: Wenn Sie mit Unterbrechungen lernen, haben Sie deutlich länger etwas von Ihrem Wissen. Zum Beispiel bei der Chemie-Klausur.
Quelle: Wissenschaft.de