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Zahngesundheit

MUND GESUND, MENSCH GESUND

Kann eine eher harmlose Zahnfleischentzündung das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall signifikant erhöhen? Sind hiervon nur Senioren betroffen oder haben Jüngere mit solchen Zahnfleischproblemen ähnliche Risiken?

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Richtig ist, dass hunderte verschiedener Bakterienarten zur physiologischen Mundflora gehören und diese durch eine tägliche Mundhygiene erhalten bleiben. Diese ist einerseits wichtig, damit die Zähne gesund bleiben. Andererseits können Entzündungen im Mund unseren gesamten Körper in Mitleidenschaft ziehen. Denn richtig ist auch, dass es einen Zusammenhang zwischen chronischen Infektionen des Zahnfleisches und kardio- und zerebrovaskulären Erkrankungen gibt. Dies wurde in Studien belegt. Deshalb gilt es, einer Parodontitis vorzubeugen oder sie wenigstens rechtzeitig und richtig zu behandeln.

Gingivitis und Parodontitis Eine harmlosere Form der Zahnfleischentzündung ist die Gingivitis. Durch Ablagerung von Plaque auf dem Zahn und am Zahnfleisch siedeln hier zahlreiche Bakterien, die Toxine entwickeln, die wiederum zur Entzündung des Zahnfleisches führen. Eine Gingivitis heilt, richtig behandelt, schnell wieder ab. Eine Prophylaxe ist durch regelmäßiges Zähneputzen, Reinigen der Zahnzwischenräume (Zahnseide, Interdentalbürsten) sowie professionelle Zahnreinigung möglich, somit bleibt die physiologische Mundflora erhalten. Eine unbehandelte Gingivitis jedoch entwickelt sich nicht selten zu der deutlich gefährlicheren Art der Zahnfleischentzündung, der Parodontitis.

Typische Symptome einer Parodontitis, die umgangssprachlich als Parodontose bezeichnet wird, sind Rötungen, Schwellungen und Zahnfleischbluten. Das Zahnfleisch bildet sich zurück. Zahnzwischenräume werden nicht mehr vollständig ausgefüllt und freiliegende Zahnhälse treten auf, die sich durch eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit bemerkbar machen. Es entstehen Zahnfleischtaschen, in den sich die Bakterien gut vermehren können und somit die Entzündung noch weiter verstärken. Wird die Infektion nicht aufgehalten, kann es bis zum Abbau des Kieferknochens kommen, Zähne lockern sich und können ausfallen.

Wer ist besonders gefährdet? In verschiedenen Studien wurden Menschen im Alter zwischen 25 und 74 Jahren, teilweise über einen Zeitraum von zehn Jahren und mehr, beobachtet. Laut der fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) aus dem Jahr 2015 leidet jeder Zweite der jüngeren Erwachsenen an einer Parodontalerkrankung, in der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen sind es sogar 65 Prozent. 20 Prozent der Älteren leiden an einer schweren Parodontitis. Senioren sollten daher vermehrt im Fokus stehen. Mit höherem Alter reagiert das Immunsystem etwas schwächer und begegnet allen Erregern eher moderat, auch denen im Mund. Gleichermaßen sind alle Immungeschwächten sowie Personen mit anderen Risikofaktoren wie chronischen Erkrankungen betroffen.

Was passiert eigentlich? Bei einer Parodontitis sind im schwer entzündeten Zahnhalteapparat anaerobe Bakterien nachweisbar, die sich ohne Sauerstoff vermehren können. Von dort gelangen sie leicht in den systemischen Kreislauf. Es wird vermutet, dass sie Veränderungen der Gefäßinnenwände begünstigen und somit das thrombotische Risiko erhöhen.

Fazit Zum jetzigen Stand der verschiedenen Studien kann festgehalten werden, dass eine Parodontalerkrankung mit zunehmenden Alter das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. um das Doppelte steigern kann. Somit reiht sich die Parodontitis in die Reihe weiterer Risikofaktoren wie Hypertonie, Hypercholesterinämie, Rauchen und Adipositas ein. Ebenso wird ein Zusammenhang mit dem Auftreten von anderen entzündlichen Erkrankungen wie Lungenentzündung und Gelenkentzündung sowie Diabetes mellitus diskutiert. Desgleichen wird ein Zusammenhang mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko beobachtet, wenn die werdende Mutter unter chronischen Entzündungen im Mund leidet.

Den Artikel finden Sie auch in der Sonderausgabe Senioren von DIE PTA IN DER APOTHEKE auf Seite 38.

Bärbel Meißner, Apothekerin

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