Mangelernährung
UNTERGEWICHT – URSACHEN, GEFAHREN, THERAPIE
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Die Grenzen für Über- und Untergewicht definiert die Weltgesundheitsorganisation über den Body-Mass-Index (BMI). Gesunde Erwachsene gelten demnach ab einem BMI unter 18,5 als untergewichtig. Für die Gesundheit ist das Körpergewicht allein aber gar nicht unbedingt entscheidend, so Experten.
Viel wichtiger ist der Ernährungszustand. Denn die meisten Beschwerden entstehen durch einen Nährstoffmangel. Was heißt das genau? Wer ist besonders gefährdet und warum? Wie kann Abhilfe geschaffen werden und was sollten PTA in der Beratung beachten? Hier kommt ein Überblick.
Untergewicht: Ernährungszustand ist wichtiger als Körpermasse
Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, Professor Dr. Matthias Pirlich, betont, dass ein geringes Gewicht allein noch kein Problem darstellt. Allerdings steige das Risiko für eine Mangelernährung. Das bedeutet eine Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen und kann durch geringe Kalorienaufnahme begünstigt werden.
Nimmt eine Person dauerhaft weniger als 1200 Kilokalorien am Tag zu sich, schafft sie es nicht mehr, alle Nährstoffe in ausreichender Menge zu verzehren. Dabei spielt es auch keine Rolle, wie abwechslungsreich die Ernährung sonst ist.
Ursachen für Untergewicht
Hellhörig sollte man werden, wenn jemand binnen sechs Monaten mehr als fünf Kilogramm ungewollt, also ohne eine Veränderung im Lebensstil, abnimmt. Das sei, so Pirlich, ein Alarmsignal und häufig krankheitsbedingt. Es gebe kaum eine körperliche oder psychische Erkrankung, die nicht zu Mangelernährung führen könne. Diese schwächt den gesamten Organismus und das Immunsystem; Muskelmasse wird abgebaut.
Betroffen von Untergewicht sind vor allem junge Frauen zwischen 18 und 20 Jahren, Senioren und chronisch kranke Menschen. Während bei jungen Menschen eine Essstörung die Ursache sein kann, leiden Senioren oft unter anderen Problemen. Chronische Erkrankungen des Darms, der Bauchspeicheldrüse, Krebserkrankungen und schwere Entzündungen, aber auch starke Schmerzen oder Sorgen können hinter einem Gewichtsverlust stecken.
Unspezifische Beschwerden
Untergewicht und Mangelernährung äußern sich vielfältig:
- durch Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Kreislaufprobleme.
- Studien belegen einen Zusammenhang mit Zyklusstörungen, unerfülltem Kinderwunsch, Früh- und Fehlgeburten sowie geringem Geburtsgewicht des Babys.
- Das Osteoporoserisiko steigt,
- das Sturzrisiko durch Muskelschwäche ebenso.
- Verlängerte Klinikaufenthalte, Komplikationen bei Operationen sowie eine gestörte Wundheilung sind speziell bei Senioren die Folgen.
Untergewicht behandeln
Die Behandlung einer Mangelernährung besteht darin, den Nährstoffmangel zu vermeiden oder rückgängig zu machen. Eine Ernährungsberatung kann helfen. Auf alle Fälle sollte geschaut werden, was der Betroffene tatsächlich zu sich nimmt, zum Beispiel mittels eines Ernährungstagebuches. Danach kann man individuell beraten.
Ziel ist eine langsame Zunahme, wobei in leichten Fällen schon 300 Kilokalorien mehr am Tag über mehrere Wochen ausreichen. Bei ausgeprägter Mangelernährung reicht das aber nicht.
Tipps: Mehr von allem, wo (und wie) es geht
Die Anreicherung von Mahlzeiten mit Sahne, Butter oder Öl kommt in Frage, ebenso der Verzehr von fettem Fisch, Eiern, Nüssen und fettreichen Milchprodukten. Spezielle Kohlenhydrat- oder Proteinpulver bieten ebenso Möglichkeiten, die Nahrung kalorienreicher zu gestalten. Ist das nicht möglich oder wird nicht gewünscht, kommen spezielle Trink- oder Creme-Nahrungen aus der Apotheke in Frage. Hier sollte aber bei Senioren ein Arzt hinzugezogen werden.
Bei älteren Menschen schwinden oft der Geruchs- und Geschmackssinn, worunter der Appetit leidet. Außerdem besitzt Essen eine soziale Komponente, weshalb sich Alleinstehende damit oft schwertun.
Gegen Appetitlosigkeit helfen Bitterstoffe aus Chicoree, Artischocke oder Löwenzahn, Gewürze wie Ingwer, Lorbeer, Basilikum, Curry oder Zimt unterstützen auch die Produktion von Verdauungssäften. Große Teller lassen Portionen kleiner wirken, viele kleine Mahlzeiten über den Tag sind oft einfacher zu realisieren. Vor dem Essen sollte aufs Trinken verzichtet werden. Außerdem kann das Verteilen energiereicher Snacks in der Wohnung helfen, mehr Kalorien aufzunehmen, sowie regelmäßige Bewegung und frische Luft.
Demenzkranke vergessen oft das Essen und neigen erkrankungsbedingt zu motorischer Unruhe, was den Kalorienverbrauch ankurbelt. Hier können Angehörige unterstützen, indem sie ehemalige Lieblingsspeisen anbieten. Auch Süßes ist meist beliebter als Herzhaftes.
Betroffene von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa profitieren von Omega-3-Fettsäuren, Olivenöl und einem hohen Ballaststoffanteil ihrer Nahrung. Krebserkrankungen erfordern besonderes Fingerspitzengefühl, da oft auch Übelkeit oder Mundschleimhautentzündungen durch die Therapie dazukommen.
Oberste Devise: Erlaubt ist, was schmeckt und gut vertragen wird! Die fachkundige Beratung in der Apotheke kann bei der Auswahl einer geeigneten Ernährung helfen.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wann-untergewicht-zum-problem-wird-146628/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/04/16/zwoelf-ernaehrungstipps-bei-chronisch-entzuendlichen-darmerkrankungen