Lupinenblüten in blau.© Oleg Elkov / iStock / Getty Images Plus
Lupinen stellen mit einer Anbaufläche von rund 30 000 Hektar derzeit eher eine Nischenkultur in Deutschland dar.

Lupinen

GUTE CHANCEN FÜR EIN COMEBACK DER WIDERSTANDSFÄHIGEN HÜLSENFRUCHT

Nach Jahrzehnten des Rückgangs erlangen Lupinen durch Züchtungsprogramme gegen die Pilzkrankheit Anthraknose ihre Resistenz zurück. Die proteinreichen Samen dieser Hülsenfrucht bieten Potenzial für Ernährung und Futtermittel.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Lupinen haben es in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht leicht gehabt. Die Pilzkrankheit Anthraknose setzte der Hülsenfrucht arg zu, kaum jemand mochte in den Anbau investieren.

„Ende der 1990er Jahre waren Lupinen von den Äckern fast verschwunden“, sagt Brigitte Ruge-Wehling. Die Pflanzengenetikerin befasst sich am Fachinstitut für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen in Groß Lüsewitz schon lange mit den äußerst proteinhaltigen Lupinen. 

In Kooperation mit Züchtern können Lupinen durch klassische Kreuzungsprozesse gegen den Pilz widerstandsfähig gemacht werden. Resistenzen wurden bereits am Forschungsmaterial identifiziert. Vor allem die Gelbe Lupine (Lupinus luteus) scheint ein Leistungsträger zu sein.

Die „Erbse des Ostens“

Neben der Gelben (Lupinus luteus) gibt es die Weiße (Lupinus albus) und die Blaue Lupine (Lupinus angustifolius) sowie die Anden-Lupine aus Chile, die auch „Neue-Welt-Lupine“ heißt. 

Alle vier Arten stehen in Groß Lüsewitz (Landkreis Rostock) Reihe um Reihe, nummeriert und mit Namensschild versehen auf einem Versuchsfeld und sollen nächste Woche auch den Teilnehmern der Internationalen Lupinenkonferenz (ILC) gezeigt werden. 

Die drei Hauptarten kämen gut mit mageren Böden und auch mit Trockenheit zurecht und zeigten in der Forschung durch Züchtungsprogramme bei Anthraknose inzwischen eine hohe Resistenz, sagt Ruge-Wehling. Die Pflanze ist eigentlich ideal für kargere und sandige Böden etwa in MV, Sachsen, Brandenburg. Lange galt die Lupine als „Erbse des Ostens“.

Pilzkrankheit Anthraknose kann zum Ernteausfall führen

Mit einer Anbaufläche von rund 30 000 Hektar sind Lupinen aber heute in Deutschland eher eine Nischenkultur. Zum Vergleich: Bei Erbsen sind es 100 000 Hektar. „Es gibt aber die Chance für ein wirkliches Comeback“, so die Wissenschaftlerin. 

Die Samen der Lupinen, vor allem der Gelben Lupine, seien hoch eiweißhaltig. „Da liegen wir auf dem Niveau von Soja-Bohnen.“ Von der 57 Hektar großen Versuchsfläche sind auf den JKI-Äckern in Groß Lüsewitz etwa sechs Hektar für Leguminosen wie Lupinen reserviert. 

Viele Sorten stammen von der Saatzucht Steinach in Ankershagen, wo unter anderem Lupinen, Futtergräser und Grünschnittroggen gezüchtet werden.

Der Pilz schwächt die Lupinen stark und bewirkt, dass die Pflanzen einfach abknickten, die Köpfe hängen lassen. „Die Krankheit führt im schlimmsten Fall zum Totalausfall“, so die Lupinen-Forscherin. 

Die Wissenschaftler in Groß Lüsewitz haben nun bei Gelben und Blauen Lupinen durch Kreuzungen komplette Resistenzen entdeckt und identifiziert und bei der Weißen Lupine eine fast komplette. Nun geht es darum, diese Eigenschaft in neue Sorten zu überführen.

Expertenkonferenz zum weltweiten Lupinen-Anbau

Die Hülsenfrucht ist nächste Woche auch das Thema auf der alle vier Jahre ausgerichteten Internationalen Lupinenkonferenz (ILC), die diesmal vom 19. bis 23. Juni in Rostock stattfindet. Rund 100 Agrarwissenschaftler, Biologen und Züchter aus etwa zehn Ländern werden dazu erwartet. 

„Es geht um den weltweiten Anbau von Lupinen, deren Vielfalt, Züchtung, Stressfaktoren und die Verwendung“, skizziert der Agrarwissenschaftler Helge Flüß vom JKI in Groß Lüsewitz nur einige Fachthemen, um die es geht.

Nahrung für Mensch und Tier

Die eiweißhaltigen Samen der Lupinen werden für menschliche und tierische Ernährung genutzt. Unter anderem dienen sie für Milch-, Eis- und Joghurtprodukte. 

Eine wichtige Frage – auch bei der Tagung – ist, mit welchen Methoden Lupine von Bitterstoffen (Alkaloiden) befreit werden. 

Denn in großen Mengen wirken diese Stoffe toxisch, wie Flüß auch mit Blick auf die Verwendung als Futtermittel zu bedenken gibt. Der Geschmack spielt auch für die Tiere eine wichtige Rolle: „Wenn das Futtermittel bitter schmeckt, frisst das Vieh es nicht.“

Quelle: dpa

×