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Pandemie

IMMUNITÄT GEGEN CORONA?

Die Zahl der Corona-Infizierten steigt wieder an und viele befürchten eine zweite Welle. Umso befreiender wäre es, wenn der Impfstoff endlich käme und wenn man Faktoren fände, die eine Immunität gegen Sars-CoV-2 begünstigen.

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Die Begriffe „Immunität“ und „Impfstoff“ sind es, die den Menschen in Zeiten der Corona-​Krise Hoffnung auf ihren normalen Alltag machen. Doch welche Ergebnisse gibt es bislang zur Immunität? Antikörper halten sich nach einer überstandenen Infektion vermutlich nicht lange, allerdings scheinen einige bislang NICHT an Covid-19 erkrankte Menschen auch über einen gewissen Grad an Immunität gegen Corona zu verfügen. Fest steht: Je länger das Coronavirus grassiert, umso mehr Erkenntnisse gewinnen Forscher über den Erreger, die Infektion und ihre Folgen. Da es sich bei dem Virus um wissenschaftliches Neuland handelt, sind die Untersuchungsergebnisse stets vorläufig, werden bestätigt oder auch widerlegt.

Kein dauerhafter Schutz durch Antikörper Der Antikörper-Status gibt Auskunft über die Immunität gegen Virusinfektionen und gilt als wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang. Zunächst hoffte man, dass Infizierte nach einer Covid-19-Erkrankung gegen das Virus immun seien. Jedoch fand man anhand von Bluttests heraus, dass die Anzahl der Antikörper in relativ kurzer Zeit wieder sinkt. Zum Thema „Covid und Immunität“ existieren mittlerweile verschiedene Studien, die darauf hindeuten, dass insbesondere Personen, die einen milden oder asymptomatischen Verlauf hatten, kurz nach der Infektion über keine Antikörper mehr verfügen. Dass bei Sars-CoV-2 die Zahl der Antikörper mit der Zeit geringer wird, weist auf das Risiko einer erneuten Ansteckung hin.

Chinesische Wissenschaftler bestätigten im Fachjournal „Nature Medicine“, dass die Anzahl der Antikörper bei Betroffenen mit symptomfreien Verlauf, aber auch bei Patienten, die Beschwerden zeigten, nach der Erkrankung deutlich abnahm. Eine weitere Studie wurde am King´s College in London durchgeführt. Danach wiesen nach einem Zeitraum von drei Monaten lediglich 16,7 Prozent der Blutproben hohe Antikörperkonzentrationen auf, während andere Proben keine Antikörper mehr enthielten. Fazit: Die Ergebnisse der Untersuchungen stellen mögliche Antikörper-Massentests, die in der Bevölkerung durchgeführt werden sollen, um das Ausmaß der Pandemie zu klären, in Frage. Außerdem wird deutlich, dass die Einführung der viel diskutierten Immunitätspässe nicht sinnvoll ist.

Hoffnung auf den Impfstoff Kölner Wissenschaftler entwickelten jüngst neutralisierende Antikörper gegen Sars-CoV-2. Es stellte sich heraus, dass diese recht unkompliziert vom Körper hergestellt werden können, was wiederum für eine rasche Generierung eines Impfstoffes spricht. Zusätzlich gelang es den Forschern, 255 neutralisierende Antikörper im Labor herzustellen – die klinischen Prüfungen beginnen zum Ende des Jahres. Vielversprechend ist auch, dass bereits mehr als 150 Impfstoffe entwickelt wurden, von denen einige bereits in klinischen Studien geprüft werden. Dennoch dauert es einige Zeit bis zu ihrer Zulassung, schließlich möchte man bei der Anwendung keine gesundheitsschädlichen Effekte riskieren. Warum bemerken einige Personen eine Infektion mit Covid kaum, während andere schwer erkranken oder gar versterben?

Eine mögliche Antwort liefern Forscher der Berliner Charité und des Max-Planck-Institutes für molekulare Genetik: Die Immunität gegen Covid-19 basiert nicht nur auf Antikörpern, sondern auch auf Immunzellen, die vor einer Infektion schützen könnten. Diese Art der Immunität bezeichnet man als Hintergrundimmunität: 20 bis 50 Prozent der Bevölkerung seien dadurch auf Sars-CoV-2 vorbereitet. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Schwere der Erkrankung zum einen von der Viruslast, zum anderen vom Immunstatus abhängt. Die T-Zellen, die zur zellulären Immunantwort gehören, erkennen Bestandteile des Erregers als fremd – es handelt sich hierbei nicht um Antikörper.

Immunität durch Erkältungen Doch wie kommt die Hintergrundimmunität zustande? Experten vermuten, dass Menschen, bei denen die Antikörper-unabhängige Immunantwort stattfindet, zuvor Kontakt mit anderen Corona-Viren hatten. Erkältungsviren aus der Corona-Familie machen ungefähr 20 Prozent der banalen Erkältungsviren aus. Es handelt sich demnach um eine Kreuzreaktion der zellulären Abwehr auf die verschiedenen, zirkulierenden Corona-Viren. Die Erkenntnisse leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines Impfstoffs, etwa wenn es darum geht, mögliche Angriffspunkte des Sars-CoV-2 zu ermitteln. Die zelluläre Immunantwort bleibt möglicherweise bestehen, während die Antikörperkonzentration im Laufe der Zeit abnimmt.

Wenige Infektionen bei Neugeborenen Neue Erkenntnisse brachte auch eine Studie aus Seoul: Wissenschaftler des Severance Kinderkrankenhauses der Yonsei Universität haben die Daten von Schwangeren mit Covid-19-Diagnose untersucht und kamen zu dem Ergebnis, dass werdende Mütter das Corona-Virus nur selten auf ihr Neugeborenes übertragen. Außerdem steht die Infektion in keinem Zusammenhang mit einer erhöhten Kindersterblichkeit. Jedoch wurde beobachtet, dass Frühgeburten bei Corona-infizierten Mütter häufiger sind und jeder zehnte Säugling unter Kurzatmigkeit litt.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 09/2020 ab Seite 102.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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