Menstruationszyklus in weiße Punkten und Blutstropfen dargestellt auf rosa Hintergrund gehalten von einer Hand© Lari Bat / iStock / Getty Images Plus
Viele Frauen sind in bestimmten Phasen des Menstruationszyklus unkonzentriert und vergesslich.

Geschlechtshormone

ZYKLUS BEEINFLUSST WEIBLICHES GEHIRN

Vielen Frauen kommt das bekannt vor: In bestimmten Phasen des Menstruationszyklus ist man besonders vergesslich oder unkonzentriert. Wissenschaftler haben nun einen möglichen Grund dafür gefunden.

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Ein Team des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften hat in Zusammenarbeit mit der Uniklinik Leipzig 27 Frauen untersucht. Dabei fanden sie heraus, wie weibliche Geschlechtshormone unser Gehirn beeinflussen.

Rachel Zsido und Julia Sacher sind die ersten, die diesen Zusammenhang so intensiv untersuchen. 
 

Einzigartige Studie

Die Ergebnisse sind deutlich: Ähnlich wie bei Ebbe und Flut beeinflussen die Blutspiegel der Hormone Estradiol und Progesteron das Volumen bestimmter Hirnregionen. Diese befinden sich im Temporallappen des Gehirns sowie im Hippocampus und spielen eine entscheidende Rolle für das episodische Gedächtnis und die räumliche Wahrnehmung. Bei hohen Estradiol- und niedrigen Progesteronspiegeln nehmen diese an Volumen deutlich zu. Das ist den Forschern zufolge ein Anzeichen für intensiven Umbau der betreffenden Regionen. 

27 Probandinnen wurden während ihres Zyklus engmaschig Blutproben entnommen, mittels Ultraschall die Follikelentwicklung untersucht und der Zeitpunkt des Eisprungs ermittelt. An sechs definierten Zeitpunkten im Menstruationszyklus führten die Forscher Untersuchungen mit einem speziellen Hochleistungs-MRT durch, welches in der Lage ist, die tiefen Hirnregionen genau abzubilden. Den Angaben von Julia Sacher nach ist dieses Studiendesign einzigartig. Bisherige Beobachtungen beschränkten sich entweder auf einen oder zwei Zeitpunkte während des weiblichen Zyklus. Das macht sie ungenau. Nur die engmaschigen Kontrollen der Blutspiegel erlauben es, so Sacher, die Veränderungen im Gehirn mit den bei jeder Frau unterschiedlichen Mustern der Hormonausschüttung in Zusammenhang zu bringen. 
 

Frauen zu wenig untersucht

Während der Spiegel von Estradiol, eines der wichtigsten Hormone im weiblichen Körper, um den Zeitpunkt des Eisprungs stark erhöht ist, dominiert Progesteron die zweite Zyklushälfte. Gerade in den untersuchten Hirnregionen, die wichtige Funktionen für das Gedächtnis übernehmen, befinden sich besonders viele Rezeptoren für die weiblichen Geschlechtshormone. Es ist bekannt, dass Frauen ein höheres Risiko für Demenzerkrankungen haben als Männer. Eine frühe Menopause kann beispielsweise mit beschleunigter Hirnalterung einhergehen. In ihrer Arbeit schreiben die Forscher, dass Frauen häufiger an Gedächtnisproblemen leiden, wenn ihre Hormonspiegel schnell und stark schwanken, zum Beispiel in der Zeit vor der Menopause. Vielen Frauen kommt auch die „Stilldemenz“ bekannt vor, bei der sie während der Stillzeit oft vergesslicher sind.

Die Geschlechtshormone sind, wie man schon länger weiß, äußerst wirkungsvolle Botenstoffe in unserem Gehirn und beeinflussen unser Lernen und unser Gedächtnis. Trotzdem, so bemängelt Julia Sacher, werde das weibliche Gehirn in den Neurowissenschaften immer noch viel zu wenig untersucht. Nur ein Bruchteil der Fachliteratur in diesem Bereich beschäftige sich mit dem Menstruationszyklus, dem Einfluss hormoneller Verhütungsmethoden, Schwangerschaft und Menopause. „Das wollen wir ändern“, sagt Julia Sacher. „Denn um Frauen mit Alzheimer oder Depressionen gezielt behandeln zu können, müssen wir verstehen, wie sich das gesunde weibliche Gehirn an Veränderungen anpasst und von Sexualhormonen beeinflusst wird.“ In Folgestudien will sie klären, ob die rhythmischen Veränderungen des Gehirns bei Frauen anders sind, die ein hohes Risiko für Demenz oder affektive Störungen wie Depressionen haben. 

Quellen:
https://www.cbs.mpg.de/2183557/20231013?c=7505
https://www.nature.com/articles/s44220-023-00125-w
 

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