Mann sitzt auf Sofa.© KatarzynaBialasiewicz / iStock / Getty Images Plus
Viele Betroffene machen sich lange Zeit selbst etwas vor und reden ihre Krankheit klein.

Genussmittelmissbrauch

DER WEG AUS DER ALKOHOLABHÄNGIGKEIT

Alkoholismus ist eine Erkrankung, die sich über Jahre schleichend entwickeln kann. Sie ist weit verbreitet, dennoch herrscht in der Gesellschaft eine unkritisch positive Einstellung gegenüber dem Alkohol vor.

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Wenn ich wollte, könnte ich jederzeit aufhören, Alkohol zu trinken – so könnten die Gedanken von Betroffenen aussehen, die auf dem Weg in die Alkoholabhängigkeit sind. Sich die eigene Alkoholabhängigkeit einzugestehen, ist ein schwerer Schritt und es dauert oft lange, bis Menschen das Problem realisieren. Die Erkenntnis ist aber die wichtigste Voraussetzung für die darauffolgende Behandlung.

Wachen Trinker mit einem Kater auf und quälen sich durch den Tag, nehmen sie sich gelegentlich vor, ihre Trinkgewohnheiten zu ändern und den Alkoholkonsum zu reduzieren oder gar aufzugeben. Oft werden die Pläne jedoch wieder umgeworfen, wenn sich die nächste Trinkgelegenheit ergibt.

Ohne Unterstützung geht es nicht

Viele Betroffene machen sich selbst etwas vor, so lange es irgendwie geht. Manchmal kommt die Selbsterkenntnis erst durch ein einschneidendes Ereignis, wie etwa Arbeitslosigkeit oder Trennung vom Partner aufgrund des Alkoholkonsums oder einer entdeckten Alkoholfahrt mit dem Auto.

Derartige Krisen können allerdings auch dazu führen, dass der Alkoholkonsum zunimmt und eine Art „Bewältigung“ darstellt. Mit der Nüchternheit kehren die Probleme jedoch wieder zurück und einige Alkoholkranke verstehen mit der Zeit, dass die Lebenssituation nur durch Abstinenz verbessert werden kann.

Wann sollten Betroffene und Angehörige hellhörig werden?

Vernachlässigen Betroffene ihre Interessen und planen den Alltag um das Trinken herum, liegt ein pathologischer Konsum vor. Auch wenn sich das Leben nur noch um Alkohol dreht, der Verzicht gar nicht mehr vorstellbar ist und Versuche, ohne oder mit weniger Alkohol auszukommen, gescheitert sind, ist eine Alkoholkrankheit wahrscheinlich. In diesem Stadium gelingt es Alkoholkranken in der Regel nicht mehr eigenständig, mit dem Trinken aufzuhören.

Oft versuchen Alkoholabhängige zunächst eigenständig, die Finger vom Alkohol zu lassen, denn die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen, ist hoch. Betroffene schämen sich für ihr Alkoholproblem, leiden unter Schuldgefühlen und vergessen oft, dass es sich um eine Erkrankung handelt.

Allerdings gelingt es nur den wenigsten, die Alkoholsucht ohne professionelle Hilfe zu überwinden. Zudem ist die ärztliche Betreuung der Entzugssymptome, die sich beispielsweise auch in Krampfanfällen äußern können, erforderlich 

Wie sich die Abhängigkeit entwickelt

Bei der Alkoholsucht handelt es sich um eine Erkrankung, und zwar um die Abhängigkeit von der psychotropen Substanz Ethanol. Typisch sind

  • ein starkes Verlangen nach Alkohol,
  • der zunehmende Konsum sowie
  • das Auftreten von Entzugserscheinungen, wenn nicht konsumiert wird. 

Alkoholismus oder Alkoholabhängigkeit entwickelt sich oft unbemerkt über einen Zeitraum von vielen Jahren, sie beginnt mit dem steigenden Konsum, über den Missbrauch bis hin zur Sucht. Nicht immer trinken Alkoholiker regelmäßig: Sogenannte Quartalssäufer konsumieren zeitweise keinen Alkohol, wenn sie jedoch damit beginnen, trinken sie bis zum Rausch und schaffen es nicht, rechtzeitig zu stoppen. Spiegeltrinkern hingegen gelingt es zwar, die Konsummenge zu kontrollieren, sie haben jedoch das Bedürfnis, täglich zu trinken. 

Leben ohne Alkohol

„Heute muss ich Alkohol trinken, ich bin eingeladen.“ Das ist kein guter Gedanke! Denn man muss erst einmal gar nichts, auch nicht auf einer Party. Trotzdem ist die Versuchung für den ein oder anderen groß und manche empfinden tatsächlich einen gewissen Druck Alkohol zu trinken. Dabei sind es sicher nicht die Getränke, die von einem gelungenen Abend in Erinnerung bleiben, sondern die Menschen, die Gespräche oder die Zeit auf der Tanzfläche.

Ein Selbsttest ist ein erster Schritt

Vielleicht sprechen Sie ja auch gelegentlich mit Kunden über die Problematik – die Beratung erfordert viel Feingefühl. Wichtig ist an dieser Stelle, dass Sie sensibel mit dem Thema umgehen und den Konsum nicht moralisch verurteilen. Zunächst ist es wichtig, dem Kunden deutlich zu machen, dass es sich um eine Erkrankung handelt und er sich Hilfe suchen sollte

Gefährdet sind Menschen, die drei oder mehr der folgenden Fragen mit ja beantworten:

  • Trinken Sie morgens, um Symptome wie Übelkeit oder Zittern zu reduzieren?
  • Verspüren Sie einen starken Drang, Alkohol zu trinken?
  • Können Sie nicht mehr mit dem Trinken aufhören, wenn sie einmal begonnen haben?
  • Trinken Sie zunehmend mehr Alkohol, um eine bestimmte Wirkung zu spüren?
  • Konsumieren Sie weiterhin Alkohol, obwohl sie bemerkt haben, dass das Trinken bereits zu physischen, psychischen und sozialen Konsequenzen geführt hat?
  • Legen Sie Ihre Aktivitäten so, dass Sie regelmäßig Alkohol konsumieren können?

Die MPU – alles andere als ein Idiotentest

Fällt ein Autofahrer mit einem Promillewert von 1,6 oder mehr auf, muss er eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) ablegen, um seine Fahrerlaubnis wiederzuerlangen. Um sich darauf vorzubereiten, sucht er am besten einen Verkehrspsychologen auf, mit dem er seine Problematik aufarbeitet. Bei einer diagnostizierten Alkoholsucht muss der Klient vorab allerdings eine Entgiftungs-, Entwöhnungs- und Psychotherapie absolvieren.

Im Anschluss ist der Nachweis von einem Jahr Alkoholabstinenz durch Screenings in einem MPU-zertifizierten Labor erforderlich, parallel dazu kann die Verkehrstherapie erfolgen. Bei Alkoholmissbrauch sind ebenfalls Abstinenznachweise über den Zeitraum von einem Jahr erforderlich. Die Abstinenz sollte jedoch nicht nur für die MPU durchgeführt werden, sondern im Sinne des Klienten ein Leben lang bestehen bleiben.

Stuft der Verkehrspsychologe den beschriebenen Alkoholkonsum als Alkoholgefährdung ein, genügt es, wenn der Betroffene über einen ausreichend langen Zeitraum den kontrollierten Alkoholkonsum übt und entsprechend dokumentiert. In der MPU findet neben der medizinischen Untersuchung und dem Reaktionstest ein Gespräch mit dem Psychologen (Gutachter) statt, in dem der auffällige Verkehrsteilnehmer seine Aufarbeitung vorstellt und ein positives Gutachten erhält, wenn er sich mit allen Bereichen ausreichend auseinandergesetzt hat.

Wer alkoholabhängig ist, leidet unter Entzugserscheinungen, wenn er auf die Droge verzichtet. Diese betreffen sowohl den Körper als auch die Psyche. Typische Beschwerden sind 

  • Schlafstörungen,
  • Unruhe,
  • Angst,
  • Schweißausbrüche,
  • Zittern,
  • Krampfanfälle,
  • optische oder akustische Halluzinationen,
  • Brechreiz oder
  • depressive Verstimmungen. 

Bekommt der Körper dann seine Droge, verschwinden die Symptome und zeigen sich erst wieder, wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt. Betroffene befinden sich somit in einem Teufelskreis, da sie die Entzugssymptome nur über den Konsum regulieren können.

Eine passende Suchtberatungsstelle finden

Stellen Kunden anhand ihrer Antworten fest, dass ihr Konsumverhalten pathologisch, sie also alkoholabhängig sind, sollten sie sich ärztliche Unterstützung suchen oder an eine Suchberatungsstelle wenden. Deren Mitarbeiter bieten meist kurzfristig Termine an und führen zunächst ein ausführliches Gespräch, insbesondere über das Ausmaß des Konsums und die Lebensumstände.

Sie unterliegen der Schweigepflicht, sodass sich Ratsuchende keine Gedanken darüber machen müssen, dass ihre Alkoholproblematik nach außen getragen werden könnte. 

Die Sitzungen sind kostenlos und finden in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Wochen einmal wöchentlich statt. Oft gelingt es Betroffenen schon in dieser Zeit, den Alkoholkonsum erheblich zu reduzieren oder eine Trinkpause einzulegen, da es als entlastend wahrgenommen wird, über die Krankheit zu sprechen.

Zudem werden sie durch das Aufsuchen der Beratungsstelle gestärkt, da sie den ersten Schritt getan haben, um das Problem anzugehen. Gleichzeitig erkennen Freunde, Familie und Vorgesetze das Bemühen der alkoholkranken Person an. 

Im Rahmen der Beratung wird auch darüber gesprochen,

  • ob ein stationärer oder ambulanter Alkoholentzug notwendig ist,
  • ob eine lebenslange Alkoholabstinenz sinnvoll ist,
  • ob Angehörige mit in die Therapie eingebunden werden sollten,
  • ob die Bereitschaft zu einer Entwöhnungstherapie besteht und
  • ob die Teilnahme an Selbsthilfegruppen erwünscht ist. 

Betroffene sollten wissen, dass es bei einer Alkoholabhängigkeit leichter ist, dauerhaft auf die Droge zu verzichten als sich für einen kontrollierten Konsum zu entscheiden, bei dem permanent „Maß“ gehalten werden muss.

Entzug unter ärztlicher Aufsicht

Da der Alkoholentzug mit starken, teilweise lebensbedrohlichen Symptomen einhergehen kann, sollte er unter ärztlicher Kontrolle stattfinden. Zunächst wird die Frage geklärt, ob eine ambulante oder stationäre Entgiftung empfehlenswert ist. 

Der ambulante Entzug dauert etwa zwei Wochen: In der ersten Woche suchen Alkoholkranke die Arztpraxis täglich auf, um unter Umständen Medikamente gegen die Entzugserscheinungen zu erhalten. In der zweiten Woche genügt es meist, wenn Patienten sich jeden zweiten Tag sehen lassen.

Ein stationärer Entzug ist zu bevorzugen, wenn eine sehr starke Abhängigkeit vorliegt oder Betroffene sich stark fürchten. Dieser erfolgt in Fachkliniken oder in psychiatrischen Kliniken, die Entgiftungen durchführen dürfen. Neben der Beobachtung körperlicher Symptome finden dabei begleitende Gespräche statt. 

Nach der Entgiftung kommt die Entwöhnung

An die Entgiftungsbehandlung schließt möglichst lückenlos die Entwöhnungstherapie an, ist dies nicht möglich, sollten Patienten die Zeit am besten mit der Teilnahme an Selbsthilfegruppen überbrücken. 

Eine Alkoholentwöhnung dauert zwischen 12 und 18 Monaten.

Die ambulante Therapie wird schließlich von psychosozialen Beratungs- und Behandlungseinrichtungen angeboten, in denen zweimal wöchentlich Einzel- und Gruppensitzungen erfolgen. Der normale Alltag kann somit weitergeführt werden, allerdings sollten Betroffene berücksichtigen, dass die Aufarbeitung viel Kraft kostet und man daher auf die Unterstützung von der Familie und den nahestehenden Menschen angewiesen ist. 

Hier bekommt man Hilfe

Therapieangebote erhalten Kunden bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, dem Fachverband Sucht, bei der Sucht- und Drogenhotline sowie am Info-Telefon der BZgA.

Gestaltet sich die Lebenssituation jedoch schwierig, ist es ratsam, sich zur Entwöhnung in eine stationäre Behandlung in einer Fachklinik zu begeben. Der Abstand zum gewohnten Umfeld, das oft vom Alkoholkonsum geprägt ist, erleichtert die Abgrenzung enorm.

Hier differenziert man zwischen Kurzzeittherapien (sechs bis acht Wochen) und Langzeittherapien (12 bis 16 Wochen). Neben den Einzel- und Gruppensitzungen wird die Behandlung durch weitere Angebote ergänzt, wie etwa 

  • Kreativitätstraining,
  • Rückfallvorbeugung,
  • physikalische Therapie,
  • Angehörigengespräche,
  • Bewerbungstrainings,
  • Schuldenabbau oder
  • das Erlernen von Entspannungsmethoden. 

Zu Beginn der Behandlung werden die Therapieziele geklärt, zudem findet ein Kennenlernen des Programms sowie der anderen Patienten statt. Sind Aufhörwillige gesundheitlich angeschlagen, steht anfangs auch die körperliche Erholung vom Alkoholkonsum im Vordergrund. Im weiteren Verlauf der Therapie werden die Ursachen für den pathologischen Alkoholkonsum erarbeitet und Strategien entwickelt, wie man in Zukunft mit Problemen und schwierigen Situationen am besten umgeht.

Am Ende der Behandlung klären der Patient und der Therapeut gemeinsam, wie es im Alltag weitergeht und wie der Beruf und das soziale Umfeld gestaltet werden können. Auch Nachsorgemaßnahmen werden in diesem Zusammenhang besprochen, um auf mögliche Rückfälle vorbereitet zu sein. 

Wo findet man geeignete Entwöhnungseinrichtungen?

Die Adressen der Kliniken, die Alkoholtherapien durchführen, erhalten Kunden in Arztpraxen, Krankenhäusern, bei den Krankenkassen, bei den Rentenversicherungsträgern, bei Fachberatungsstellen, beim Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e.V. oder beim Fachverband Sucht e.V..

Ambulante Suchthilfe

Alternativ können abstinente Personen eine ambulante Suchtunterstützung in Anspruch nehmen. Sie beinhaltet regelmäßige Gruppen- und Einzeltherapiesitzungen und eignet sich vor allem für Betroffene, die sich in einem unterstützenden sozialen Umfeld befinden. Die Therapiedauer beträgt in der Regel sechs bis 18 Monate, Kostenträger sind die Renten- und Krankenversicherungen.

Nach allen Therapiemaßnahmen folgt die Stabilisierungsphase

Hierbei besteht das Ziel darin, die Abstinenz im Alltag aufrechtzuerhalten. Gerade in den ersten Monaten besteht ein erhöhtes Rückfallrisiko, insbesondere, wenn Probleme im Leben auftreten. Einigen Personen fällt es zudem nicht leicht, die Zeit, die sie vorher mit dem Trinken verbracht haben, mit anderen Aktivitäten zu füllen. Andere rutschen hingegen in alte Muster zurück, indem sie sich vornehmen, maßvoll zu trinken, dies aber nicht durchhalten. 

Bei einem Rückfall sollten Betroffene keineswegs aus Scham auf Hilfe verzichten, ihnen sollte klar sein, dass Rückfälle unter Umständen Teil des Weges in ein alkoholfreies Leben sind. Berichten Kunden von Rückfällen, sollten Sie sie ermutigen, ihren Weg dennoch weiter zu gehen und wieder an den Alkoholverzicht anzuknüpfen. Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen sowie Gespräche mit Ärzten oder Suchtberatern helfen dabei, die Abstinenz wieder erfolgreich aufzunehmen.

Medikamentöse Unterstützung gegen den Alkoholismus

Bei der stationären Entgiftung werden Clomethiazol und Benzodiazepine über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt, zur ambulanten Therapie eignet sich Clomethiazol nicht. Das Sedativum greift am GABA-Rezeptor an und besitzt selbst ein hohes Abhängigkeitspotenzial. 

Tritt begleitend eine Depression auf, kommt der selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Citalopram zum Einsatz. Zur Rückfallprophylaxe nach dem Entzug erhalten Betroffene oft den Wirkstoff Disulfiram, der eine Alkoholintoleranz hervorruft. Konsumiert der Patient dann Alkohol, erlebt er unangenehme Flush-Reaktionen, wie etwa Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen. Das Arzneimittel ist allerdings nur über internationale Apotheken erhältlich. 

Magic Mushrooms gegen Alkoholsucht

Die Substanz Psilocybin ist ein berauschender Inhaltsstoff der sogenannten Magic Mushrooms und wirkt am 5HT2A-Serotoninrezeptor. Sie könnte vermutlich unter kontrollierten Bedingungen bei Alkoholikern eingesetzt werden, damit sie weniger trinken – darauf wiesen Wissenschaftler vom New York University Langone Center for Psychedelic Medicine im Fachjournal „JAMA Psychiatry“ hin. In ihrer Studie mit 95 Teilnehmern war Psilocybin der Substanz Diphenhydramin überlegen.

Auch die Substanzen Acamprosat und Naltrexon helfen Alkoholkranken in der Postakutphase dabei, stabil zu bleiben. Bei Spastizität kann der Wirkstoff Baclofen helfen, der am GABA-B-Rezeptor ansetzt. Nalmefen ist hingegen indiziert, wenn Betroffene beispielsweise auf einen Therapieplatz warten und die Wartezeit überbrücken müssen.

Die Substanz unterstützt Alkoholiker dabei, die Trinkmengen zu reduzieren und wird bei Männern, die mehr als 60 Gramm Alkohol pro Tag trinken, sowie bei Frauen, die mehr als 40 Gramm Alkohol am Tag konsumieren, eingesetzt.

Männer sollten maximal 20 bis 24 Gramm und Frauen zwischen 10 und 12 Gramm Alkohol pro Tag konsumieren. Das entspricht beim Mann 0,5 Liter Bier oder 0,3 Liter Wein am Tag – bei Frauen entsprechend die Hälfte.

Körperliche Auswirkungen des Alkohols

Trinkalkohol, auch Ethanol genannt, ist ein Zellgift, zerstört Eiweiße und schadet dem menschlichen Körper in Abhängigkeit von der Dosierung. Im Organismus bindet er an verschiedene Rezeptoren und sorgt dafür, dass Endorphine freigesetzt werden, die zum Belohnungssystem gehören. Auswirkungen sind beispielsweise eine erhöhte Aktivität, Glücksgefühle oder eine gesteigerte Redseligkeit.

Ethanol greift allerdings auch an den hemmenden Synapsen an und beeinträchtigt die Motorik, sodass die Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist, die Fortbewegung schwankend und langsamer abläuft und die Konzentration abnimmt. 

Zudem stört Ethanol in der Leber die Abgabe von Traubenzucker, die für einen konstanten Blutzuckerspiegel verantwortlich ist. Folglich sinkt dieser, was zu Kopfschmerzen, Gereiztheit oder im Extremfall zu einem Koma führt. Im Gehirn hemmt der Alkohol die Produktion des antidiuretischen Hormons (ADH) und beeinflusst somit den Wasserhaushalt in den Nieren.

Normalerweise reguliert das Hormon die Resorption von Wasser aus dem Blut und gewährleistet, dass dem Organismus über den Urin möglichst wenig Wasser verloren geht. Im Umkehrschluss scheidet die Niere viel mehr Wasser aus, wenn ADH blockiert wird. Dies spüren Trinker durch den sogenannten Nachdurst.

Vitamin B1-Mangel geht aufs Gehirn

Nach jahrelangem, starkem Alkoholmissbrauch kann es auch zum sogenannten Korsakow-Syndrom (Morbus Korsakow) kommen. Die Erkrankung entsteht durch einen Vitamin B1-Mangel, der dem Gehirn schadet. Häufig geht dem Morbus Korwakow die sogenannte Wernicke-Enzephalopathie voraus, die akut auftritt und mit Verwirrung, Augenproblemen und Gleichgewichtsstörungen einhergeht.

Das Korwakow-Syndrom kennzeichnet sich durch Amnesien: Sowohl bestehende Gedächtnisinhalte (retrograde Amnesie) als auch neue Informationen (anterograde Amnesie) werden von Betroffenen nicht mehr behalten. Häufig werden jedoch eher die neuen Informationen vergessen und die alten Erinnerungen sind weniger beeinträchtigt.

Oft ist die Störung so gravierend, dass sich Patienten neue Sachverhalte nicht einmal für wenige Sekunden merken können. Die Therapie der Erkrankung besteht sowohl in einer konsequenten Alkoholabstinenz als auch in einer Substitution von Vitamin B1.

Der leberschädigende Effekt von einem regelmäßigen Alkoholkonsum ist den meisten Menschen bekannt: Alkohol wird über die Leber abgebaut, dafür benötigt der Körper bestimmte Enzyme. Zunächst wird Ethanol in das Zwischenprodukt Ethanal, ein Aldehyd, umgewandelt, das als Zellgift fungiert und laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen kanzerogenen Effekt aufweist.

Es bindet an Proteine und hemmt sie in ihrer Funktion, besonders betroffen sind Proteine aus der Leber, die den Transport von Fetten regeln. Die Fette sammeln sich bei häufigem Alkoholgenuss in der Leber an, das Organ schwillt an und es kommt zur sogenannten Fettleber.

Das Abbauprodukt von Ethanal ist schließlich Essigsäure, welche die Fettleber zusätzlich begünstigt, da Essigsäure teilweise in Fette umgewandelt wird. Die Leberzellen werden dauerhaft zerstört und funktionieren nicht mehr ausreichend, langfristig kommt es zur Leberzirrhose, einer chronischen Lebererkrankung.

Um alkoholabhängig zu werden, reichen bereits relativ geringe Alkoholmengen, die täglich konsumiert werden. Alkohol hat allerdings auch kurzfristige Auswirkungen auf den Organismus:

  • Bei einer Blutalkoholkonzentration unter 1,0 Promille spricht man vom Enthemmungsstadium, das sich durch Euphorie, Enthemmtheit, Reaktionsbeeinträchtigungen, Selbstüberschätzung oder Redseligkeit kennzeichnet.
  • Im Rausch- oder Schlafstadium (1,0 bis 2,0 Promille) kommt es zu Gleichgewichtsstörungen, motorischen Einschränkungen, Sprachstörungen sowie zu Kontrollverlusten.
  • Das Betäubungs- oder Narkosestadium (2,0 bis 3,0 Promille) äußert sich durch Erbrechen, Gedächtniseinschränkungen, Atemprobleme, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung sowie durch Muskelerschlaffung. Betroffene befinden sich im Vollrausch.
  • In extremen Promillegrenzen (3,0 bis 5,0 Promille) treten Lähmungen, Unterkühlungen sowie eine flache Atmung ein. Volltrunkene fallen ins Koma und können durch Lähmung des Atemzentrums versterben.

Psychische Auswirkungen des Alkoholkonsums

Bei einigen wenigen Menschen kommt es zu einer Alkohol-assoziierten Psychose als Folge einer krankhaften Veränderung des Gehirns durch den Alkohol. Betroffene erleben akustische Halluzinationen, Angst oder Verfolgungswahn, vorab machen sich meist Symptome wie Stimmungsschwankungen, emotionale Sensibilität oder eine innere Anspannung bemerkbar.

Im Rahmen der Alkoholkrankheit ist auch der sogenannte Eifersuchtswahn, auch Othello-Syndrom oder eheliche Paranoia genannt, möglich. Der Alkoholkranke ist von der Untreue des Partners oder der Partnerin überzeugt und zeigt oft eine höhere Gewaltbereitschaft.

Eine weitere Störung mit Beteiligung der Psyche ist das Delirium tremens, auch als Alkoholdelir bezeichnet. Der Zustand stellt sich meist 48 bis 72 Stunden nach dem Alkoholentzug ein und äußert sich durch Verwirrung, Angstattacken, Zittern, Albträume, depressive Verstimmungen, Herzklopfen und Schweißausbrüche.

Das Alkoholdelir tritt vor allem dann auf, wenn langjährige und starke Alkoholkonsumenten plötzlich nicht mehr trinken. Es handelt sich um einen potenziell lebensbedrohlichen Zustand, sodass Betroffene im Krankenhaus überwacht werden sollten.

Vitamin B1-Mangel

Nach jahrelangem, starkem Alkoholmissbrauch kann es auch zum sogenannten Korsakow-Syndrom (Morbus Korsakow) kommen. Die Erkrankung entsteht durch einen Vitamin B1-Mangel, der dem Gehirn schadet. Häufig geht dem Morbus Korwakow die sogenannte Wernicke-Enzephalopathie voraus, die akut auftritt und mit Verwirrung, Augenproblemen und Gleichgewichtsstörungen einhergeht.

Das Korwakow-Syndrom kennzeichnet sich durch Amnesien: Sowohl bestehende Gedächtnisinhalte (retrograde Amnesie) als auch neue Informationen (anterograde Amnesie) werden von Betroffenen nicht mehr behalten. Häufig werden jedoch eher die neuen Informationen vergessen und die alten Erinnerungen sind weniger beeinträchtigt.

Oft ist die Störung so gravierend, dass sich Patienten neue Sachverhalte nicht einmal für wenige Sekunden merken können. Die Therapie der Erkrankung besteht sowohl in einer konsequenten Alkoholabstinenz als auch in einer Substitution von Vitamin B1.

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