Frau schaut sich im Spiegel an© ronstik / iStock / Getty Images Plus
Jeder Mensch hat andere Empfindungen, was den eigenen Körper angeht.

Essstörungen

HUNGER UND SÄTTIGUNG HABEN EINFLUSS AUF UNSER KÖRPERGEFÜHL

Das Menschen mit einer Essstörung ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körperbild haben, ist bekannt. Wie sieht es bei gesunden, normalgewichtigen Menschen aus? Forscher aus Bochum haben diese Frage genauer untersucht.

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Jeder Mensch hat andere Empfindungen, was den eigenen Körper angeht. Während der eine in den Spiegel schaut und mit seinem Körperbild zufrieden ist, bricht für andere  die Welt zusammen. Dass Menschen mit einer Essstörung solche negativen Empfindungen hinsichtlich des eigenen Körperbildes haben, ist nichts Neues. Bekannt ist auch, dass viele Betroffene ihre Körpermaße falsch einschätzen. Offen ist die Frage, wie das bei gesunden normalgewichtigen Menschen aussieht. Schätzen sie ihren Körper unterschiedlich ein, wenn sie hungrig oder gesättigt sind? 

Hierfür hat ein Forscherteam um Professor Dr. Martin Diers von der LWL-Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum ausschließlich gesunde normalgewichtige Probandinnen in eine Studie aufgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Hunger als auch Sättigung einen aktiven Einfluss auf das Körperschema, das unbewusste Körpergefühl, haben. Für künftige Untersuchungen in diesem Bereich ist es laut den Wissenschaftlern wichtig, Körperbild und Körperschema aufgrund der Wirkmechanismen differenziert zu betrachten. 
 

Wenige Studien zum Körperschema

„Dem Unbewussten auf die Spur kommen“ – so umschreibt Diers, Psychologe und Grundlagenforscher in der Klinischen und Experimentellen Verhaltensmedizin, seine Arbeit rund um die Studie „Influencing the body schema through the feeling of satiety” (dt. “Der Einfluss des Sättigungsgefühls auf das Körperschema”): “Zum Thema Körperbewusstsein kann auf etliche Studien hinsichtlich des Körperbildes verwiesen werden. Es gibt aber nur sehr wenige Studien zum Körperschema. Dies liegt daran, dass Versuche zum Körperbild einfacher durchzuführen sind, weil hierbei die Visualisierung beziehungsweise die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers als Methodik zum Einsatz kommt. Beim Körperschema spielt das Unterbewusstsein eine entscheidende Rolle. Um hier unverfälschte Ergebnisse zu gewinnen, dürfen die Teilnehmenden zum Beispiel nicht über das Forschungsziel informiert sein.”
 

Die Studie

Die Teilnehmerinnen der Untersuchung wurden mittels einer erfundenen Geschichte zu den Versuchen eingeladen. Die Aufgabe der Probandinnen bestand darin, an zwei Tagen jeweils durch eine Versuchstür zu gehen. Die Voraussetzung für den ersten Durchgang war, dass sie mindestens zwölf Stunden lang vorher nichts gegessen hatten. Beim zweiten Durchgang war es genau umgekehrt. Hier sollten die Probandinnen gesättigt zum Versuch erscheinen. Nach beiden Versuchen wurden von den Forschern gezielt Fragen an die Teilnehmerinnen gestellt, um sicherzustellen, dass die Probandinnen nicht schon im Vorfeld das Forschungsziel erfasst hatten. War dies der Fall, wurden die Probandinnen ausgeschlossen. 
Wirft man einen Blick auf die detaillierten Ergebnisse, so wird deutlich, dass sich die Teilnehmerinnen im gesättigten Zustand breiter fühlten und sich entsprechend schon  bei breiteren Türrahmen eindrehten, wenn sie durch die Tür gingen. Unter Hunger fühlten sich die Probandinnen schmaler und liefen auch noch bei schmaleren Türbreiten geradewegs durch die Tür. 
 

Essstörungen besser therapieren

„Unsere Forschungsarbeit liefert erste Ergebnisse darüber, dass Hunger und Sättigung einen aktiven Einfluss auf das Körperschema beziehungsweise. auf das unbewusste Körpergefühl haben“, so Diers. „Dieses Ergebnis hat Auswirkung auf künftige Therapien von Essstörungen, bei denen neben dem Körperbild auch das Körperschema und im speziellen das individuelle Sättigungsgefühl für die Ausbildung eines gesunden Körperbewusstseins in den Blick genommen werden muss.“

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
 

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