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Aktion | PTA-Dialog

DRANBLEIBEN IST ALLES

Dajana hat gerade erst ihr PTA-Examen abgelegt, Diana ist schon seit einigen Jahren im Beruf. Dajana wendet sich bei kniffligen Fragen gerne an ihre Kollegin, die immer einen guten Tipp für sie hat.

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Dajana: Hast du mal einen Moment Zeit für mich, Diana?

Diana: Ja, sicher! Um was geht es denn?

Ich hatte gerade einen älteren Herrn als Kunden, der etwas gegen Fußpilz gekauft hat. Ich wollte ihn eigentlich fragen, ob auch die Nägel befallen sind. Aber da gibt es verschiedene Produkte, die ganz unterschiedlich anzuwenden sind. Ich war mir total unsicher, was ich dann empfehlen soll.

Ja, das ist wirklich nicht ganz einfach. Zuerst musst du ein paar Dinge klären, zum Beispiel wie viele Nägel betroffen sind und wie weit der Pilz schon vorgedrungen ist. Wenn auch die Nagelmatrix, also die Wachstumszone des Nagels, befallen ist, wird eine rein lokale Therapie nicht ausreichen. Dann solltest du ihn unbedingt zum Arzt schicken. Er wird dann eine Kultur anlegen und erstmal überprüfen, ob es sich überhaupt um einen Nagelpilz handelt.

Manchmal sind die Nägel verdickt und gelblich verfärbt, aber es steckt gar kein Pilz dahinter. So können beispielsweise Nebenwirkungen von Medikamenten oder Schuppenflechte an den Nägeln ganz ähnlich aussehen. Wenn die Diagnose Nagelpilz gestellt ist und der Nagel mit Nagelmatrix befallen ist, verschreibt der Arzt ein Antimykotikum zum Einnehmen. Die Basistherapie ist aber immer die Lokaltherapie, damit man auch die Pilzsporen erwischt. Das kann man prima kombinieren.

Ok, und was sind nun die Unterschiede bei den Produkten? Es gibt da doch was mit Harnstoff, das den Nagel auflöst und außerdem kenne ich diese Nagellacke mit antimykotischen Wirkstoffen.

Genau! Das Hauptproblem beim Nagelpilz ist, dass der Pilz in der Regel nicht auf dem Nagel, sondern im Nagel sitzt, bis runter ins Nagelbett. Einfach eincremen bringt nichts. Man muss irgendwie an den Pilz herankommen. Die eine Möglichkeit ist, wie du schon gesagt hast, das Auflösen mit Harnstoff in hoher Konzentration. Da wirkt er keratolytisch und löst das befallene Nagelmaterial auf. Einige Harnstoffcremes enthalten auch noch ein Antimykotikum.

Man muss die Behandlung allerdings jeden Tag über zwei Wochen durchführen. Dabei wird die Creme auf den Nagel aufgetragen und mit einem okklusiven Pflasterverband abgedeckt. Vor der nächsten Behandlung wird der Nagel gebadet und das befallene Material mit einem Spatel abtragen. Wenn der befallene Nagelteil abgetragen ist, muss der Nagel in der Regel nachbehandelt werden, um eine Reinfektion zu verhindern. Dazu kann wirkstoffhaltige Creme oder wasserlöslicher Lack verwendet werden.

Oh, ich glaube nicht, dass der alte Herr das alleine kann. Und wie ist das mit dem Lack?

Hier gibt es zwei Prinzipien. Das eine Prinzip beruht auf einem wasserfesten Lack, wie ein normaler Nagellack eben. Der lässt die Pigmente üblicherweise nicht sonderlich gut in den Nagel eindringen. So ist es auch mit dem Wirkstoff. Darum muss die Nagelplatte in vielen Fällen vor jeder Anwendung dünn gefeilt werden. Das macht man je nach Produkt einmal oder mehrmals pro Woche.

Was ist mit dem abgefeilten Material, das dabei runterfällt? Das ist doch infektiös?! Da können sich doch die Familienmitglieder anstecken.

Ja, klar ist es das. Man muss eben ziemlich aufpassen. Vielleicht ein Handtuch unterlegen und dieses dann bei 60 °C waschen. Infektionsgefahr besteht auch, wenn man die Feilen mehrfach verwendet. Die sind für den Einmalgebrauch bestimmt.

Mein Kunde von eben ist ja Diabetiker. Kann er sich mit der Feile nicht verletzen?

Oh, das hätte ich fast vergessen. Du solltest unbedingt fragen, ob er Diabetiker ist, wenn du es nicht schon weißt. Da können bereits kleinste Verletzungen zu Wunden werden, die nicht mehr abheilen.

Ja, ich weiß, der diabetische Fuß! Und wenn er sich sowieso nicht so gut bücken kann und vielleicht auch nicht mehr so gut sieht, dann stelle ich mir beide Methoden nicht sehr praktisch vor.

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, einen wasserlöslichen Nagellack. Er enthält ein Biopolymer, das aus dem Chitinpanzer von Schalentieren hergestellt wird. Dieses Hydroxypropylchitosan oder kurz HPCH hat eine hohe Affinität zum Nagelkeratin und kann deshalb in den Nagel eindringen. Auch der Wirkstoff gelangt bis ins Nagelbett, allerdings ohne dass man den Nagel auflösen oder abfeilen muss.

Und das funktioniert?

Dazu gibt es Studien. In diesen konnte nachgewiesen werden, dass der Lack tatsächlich eindringt und den Wirkstoff quasi huckepack in und durch den Nagel transportiert. Der verteilt sich also innerhalb weniger Stunden überall im Nagel. Auch die Studien zur Wirksamkeit sind durchweg positiv. Der Wirkstoff, der hier verwendet wird, das Ciclopirox, wirkt gegen Pilze und deren Sporen. Der Lack wird allerdings täglich angewendet.

Ich finde das gut. Mir fällt es immer sehr viel leichter, etwas regelmäßig zu tun, quasi in meine Routinen mit aufzunehmen, als nur ab und zu daran zu denken.

Da hast du Recht! Man soll den Lack am besten abends vor dem Schlafen gehen auftragen. Er trocknet innerhalb von Sekunden. Sollten am nächsten Morgen noch Lackreste übrig sein, dann werden sie beim Duschen einfach abgewaschen.

Da würde ich meinem Kunden den Rat geben, das Fläschchen neben den Zahnputzbecher oder gleich neben das Bett zu stellen. Dann vergisst er es nicht und nach ein paar Tagen ist es zur Routine geworden.

Ja, wie Zähneputzen! Gute Idee!

Und wenn er morgens nicht duscht? Das macht ja nicht jeder. Muss er dann die Füße baden?

Nein, das ist völlig unproblematisch, weil der Lack ja einzieht. Er kann am nächsten Abend auch ohne vorher zu duschen wieder neuen Lack auftragen.

Das klingt logisch! Und mir gefällt besonders, dass da keine Verletzungsgefahr besteht. Es sind jagerade ältere Menschen, die Nagelpilz haben. Und die sind nun mal nicht mehr so beweglich. Ist es denn schlimm, wenn der Lack auch auf die Haut kommt und nicht nur auf den Nagel?

Aber nein! Es ist nicht wichtig den Lack punktgenau aufzutragen – ganz im Gegenteil! Die Haut kann und soll großzügig mit eingepinselt werden.

Nimm dir Zeit für die Nagelpilz-Beratung! Nicht nur die Therapie, auch die Erklärung der Anwendung und die Motivation des Kunden brauchen Zeit.


Wie lange dauert eigentlich so eine Behandlung?

Das ist die eigentliche Schwierigkeit bei der Erkrankung. Der Betroffene muss – egal welche Behandlung gewählt wird – so lange durchhalten, bis der Nagel wieder vollständig gesund ist. Das kann, je nachdem, wie weit der Nagel befallen war, locker ein halbes oder ein Jahr dauern.

Ach du lieber Himmel! Dann ist es umso wichtiger, die Anwendung in die Routine einzubauen. Wie motivierst du deinen Kunden, am Ball zu bleiben? Da hält doch bestimmt nicht jeder durch.

Naja, erstmal sage ich mit Überzeugung, dass er nun ein gutes Produkt an der Hand hat, dessen Wirkung nachgewiesen ist. Und dann erkläre ich, dass die Behandlung seine Zeit braucht, weil der Nagel nun mal so langsam wächst und dass er zuverlässig mitarbeiten muss. Dann klappt es auch!

Würdest du Stammkunden ansprechen und nach dem Erfolg fragen, wenn sie nach einiger Zeit wiederkommen?

Unbedingt! Damit zeigt man Interesse, kann den Kunden bei der Therapie begleiten und immer wieder motivieren. Wenn er der Meinung ist, es wirkt nicht, würde ich fragen, ob er es denn auch wirklich regelmäßig anwendet. So kann man den häufigsten Anwendungsfehler ausschließen.

Da fällt mir gerade noch was ein: Ich könnte dem Kunden vorschlagen, alle zwei bis vier Wochen ein Foto vom Nagel zu machen. Dann kann er vergleichen und sieht er den Erfolg besser.

Das ist ja eine super Idee! Da habe ich noch gar nicht dran gedacht. Das ist Motivation pur!


Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER SCHULE 2017 ab Seite 32.

Den Dialog begleitete Sabine Breuer

Mit freundlicher Unterstützung der Almirall Hermal GmbH Geschäftsbereich Taurus Pharma.

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