Medizinische Fachgebiete
DERMATOLOGIE
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Hautärzte schauen sich den ganzen Tag nur Leberflecken an? Keineswegs, denn der Facharzt für Hauterkrankungen wird mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert. Die klassische Dermatologie umfasst Erkrankungen wie etwa Akne, Ekzeme, Rosazea, Nagelpilz, Herpes oder Gürtelrose. Eine zusätzliche Herausforderung ist, dass die Hautveränderungen nicht immer lokal begrenzt sind, sondern auch im Zusammenhang mit systemischen Erkrankungen vorkommen können. Dementsprechend verordnen Hautärzte Medikamente zur innerlichen und äußerlichen Behandlung jeglicher Hauterkrankungen, wobei einige Topika individuell für den Kunden in der Apotheke anzufertigen sind.
Hautärzte führen außerdem operative Behandlungen durch, verfügen über Kompetenzen der Allergologie und sind bezüglich der Haarbewertung oder der Hautkrebsprävention der richtige Ansprechpartner für Betroffene. Neben der klassischen Dermatologie beschäftigen sie sich mit verschiedenen Fachbereichen wie etwa der speziellen Dermatologie, der Ästhetik, der Phlebologie (Gefäß-, insbesondere Venenerkrankungen), der Venerologie (Ge- schlechtskrankheiten) oder mit der Laser- und Lichttherapie, wobei nicht alle Leistungen von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet werden. Dermatologen mit allergologischem Schwerpunkt führen häufig Desensibilisierungen durch, um das Immunsystem an die allergieauslösenden Stoffe zu gewöhnen und den Verlauf einer Allergie günstig zu beeinflussen. Berufsdermatologen erkennen beruflich bedingte Hauterkrankungen und zeigen Möglichkeiten einer adäquaten Therapie auf.
Imposantes Organ Bei der Haut handelt es sich um ein dynamisches Organ, das permanenten Veränderungen unterliegt. Mit ihren 1,8 Quadratmetern Fläche stellt sie das größte Organ des menschlichen Körpers dar. Sie schützt den Organismus vor äußeren Einflüssen wie Hitze, Infektionen, Giften, Licht und Verletzungen. Darüber hinaus sind die Hautanhangdrüsen (Follikel, Talg- und Schweißdrüsen) für verschiedene Funktionen bedeutsam.
Mehrschichtiger Aufbau Die Haut umfasst verschiedene Schichten (Epidermis, Dermis, Subkutis), die miteinander in Verbindung stehen und aus weiteren Schichten zusammengesetzt sind. Die Oberhaut (Epidermis) bildet eine Grenze zur Umwelt und somit eine erste Barriere für Schadstoffe. Sie besteht aus der außen liegenden Hornschicht (Stratum corneum) mit ihren verhornten Zellen (Korneozyten) sowie den Melanozyten, welche die Hornzellen mit dem Hautfarbstoff Melanin versorgen. Darüber hinaus enthält die Epidermis die Langerhans-Zellen (wichtig für Immunreaktionen) sowie die Mechanorezeptoren, die der Reizweiterleitung dienen. Die nächste Schicht wird Lederhaut (auch Dermis oder Korium) genannt. Die dicke Mittelschicht ist nerven- und gefäßreich, stülpt sich in die Epidermis ein und verleiht der Haut ihre Elastizität. Sie spielt beim Schutz vor äußeren Einflüssen sowie bei der Versorgung der äußeren Hautschichten eine entscheidende Rolle. Die Subkutis (Unterhaut) besteht aus lockerem Bindegewebe, Blutgefäßen und Fettzellen (Adipozyten), welche eine isolierende und speichernde Funktion haben.
Dermatologische Untersuchungsverfahren Zunächst erhebt der Dermatologe eine Anamnese, bevor er die Art der Hautveränderung, die Hautbeschaffenheit, die Größe, Verteilung, Farbe, Form sowie den Ort der Auffälligkeit betrachtet und begleitende Beschwerden abfragt. Bei der dermatoskopischen Diagnostik (Auflichtmikroskopie) schaut sich der Arzt die Haut bis in ihre tieferen Schichten mit einem Mikroskop unter Zuhilfenahme von Öl und zum Teil auch polarisiertem Licht an. Auf diese Weise ist es möglich, Melanome frühzeitig zu erkennen und melanozytäre von nicht-melanozytären Pigmenttumoren zu unterscheiden. Auch zur Beurteilung von Fremdkörpern, Parasitenbefall und Einblutungen eignet sich die Untersuchungsmethode. Das Wegdrücken einer Hautrötung mittels eines Glasspatels bezeichnet man als Diaskopie. Das einfache physikalische Verfahren kommt zur Bestimmung der Eigenfarbe von Hautveränderungen zum Einsatz wie etwa bei geröteten, entzündeten Ekzemen oder beim Verdacht auf Hautkrebs. Durch den Druck verschwinden rote Flecken durch Gefäßveränderungen, während Gewebeveränderungen sichtbar bleiben.
Eine Blutuntersuchung liefert Aufschluss auf Entzündungen, Stoffwechselveränderungen oder Allergien, während spezielle Allergietests zeigen, auf welche Substanzen der Organismus mit Quaddelbildung und Rötung reagiert. Mithilfe der Sonographie lassen sich Dicke und Tiefe einer Hautveränderung bestimmen und Anzeichen auf einen Tumor aufdecken. Bei einem Abstrich entnimmt der Dermatologe mit einem Spatel oder einem sterilen Wattetupfer eine Probe des betroffenen Areals und lässt diese im Labor auf Infektionen untersuchen. Dagegen ist eine Hautbiopsie die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe unter lokaler Betäubung, welche die anschließende dermopathologische Bewertung ermöglicht. In einem histologischen Labor werden die Proben aufgearbeitet sowie mikroskopisch begutachtet und der Befund (in der Regel die Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Veränderungen) aufgestellt.
Provokationstest Allergien ermittelt der Arzt beispielsweise über einen Epikutantest, auch Patch-Test genannt. Die potenziell allergieauslösenden Substanzen werden dabei mit Hilfe spezieller Hautpflaster auf den Rücken oder Unterarm des Patienten aufgebracht und verbleiben für ein bis zwei Tage auf der Haut. Besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber den Allergenen, macht sich dies durch eine entsprechende Hautreaktion bemerkbar. Beim Prick-Test (englisch: prick = Einstich) tropft der Mediziner eine Lösung mit Allergenen auf markierte Stellen und ritzt die Haut mit einer Lanzette leicht ein. Nach etwa 20 Minuten wertet er das Testergebnis aus, indem er die Bereiche begutachtet und Hautveränderungen feststellt.
Hautkrebsprävention Im Juli 2008 wurde das bundesweite Melanom-Screening-Programm eingeführt. Patienten ab 35 Jahren können seitdem alle zwei Jahre auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen eine Ganzkörperuntersuchung auf Hautkrebs vornehmen lassen. Ärzte nutzen zur Beurteilung der Leberflecke die ABCDE-Regel, wobei die Buchstaben für Asymmetrie, Begrenzung, Color (Farbe), Durchmesser und Entwicklung stehen. Der Dermatologe untersucht alle Körperbereiche, inklusive Kopfhaut, äußere Genitalien, Afterregion, Mundschleimhaut, Lippen und Zahnfleisch.
Schönheitskorrekturen Hautärzte führen Laserbehandlungen zur Narben-, Haar-, Tattoo-, Altersflecken- oder Warzenentfernung oder zur Faltenkorrektur durch. Viele Dermatologen bieten ebenfalls Faltenbehandlungen mit Botulinumtoxin oder Hyaluronsäure sowie Verfahren wie die Kryolipolyse, eine Methode, bei der Fettgewebe mittels Kälte entfernt wird, an. Auch die Stoßwellentherapie soll unter dem Einsatz von Radiofrequenz zu einer spürbar glatteren Haut führen.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/19 ab Seite 132.
Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin