Demenz
OBST UND GEMÜSE VERLANGSAMEN GEDÄCHTNISABBAU - WAHRSCHEINLICH
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Sie haben so sprechende Namen wie „Rotterdam-Studie“, „Honolulu-Asia Aging Study“ oder „Zutphen-Studie“ – alle haben sie gemeinsam, dass sie das Durcheinander noch größer machen: Schützen die Flavonoide, die Obst und Gemüse ihre intensive Farbe verleihen, nun tatsächlich vor dem großen „D“, der Demenz?
Die einen sahen da gar keinen Zusammenhang, eine Studie bescheinigte sogar, dass eine vermehrte Zufuhr mit einem Rückgang der kognitiven Flexibilität verbunden war. Macht zu viele Äpfel essen sogar dumm? Walter Willett von der Uni in Boston wollte es genau wissen.
Große epidemiologische Untersuchung
Und so führte er die größte epidemiologische Untersuchung durch, die je unternommen wurde. 50 000 Frauen und 28 000 Männer wurden akribisch befragt, und zwar auch zu ihrem subjektiven kognitiven Verfall. Sie sollten beispielsweise angeben, ob sie öfter Schwierigkeiten haben, sich an jüngste Ereignisse zu erinnern, ob es ihnen schwerfällt, sich eine Einkaufsliste zu merken, ob sie Probleme haben, mündliche Anweisungen auszuführen oder die Handlung eines Fernsehfilms abzuspeichern – eben, ob sie generell den Eindruck haben, ihr Gedächtnis lässt nach.
Denn diese erlebten kognitiven Störungen gelten als mögliche Vorstufen für eine spätere Demenz – und Willett konnte zeigen, dass sie mit einem geringeren Verzehr von Flavonoiden assoziiert warnen.
Flavonoide, das sind Polyphenole, die nur in Pflanzen vorkommen und denen eine besondere antioxidative Wirkung zugeschrieben wird. Sie fangen somit freie Radikale ab, die überall dort entstehen, wo der lebenswichtige Sauerstoff vorhanden ist – auch im Gehirn, das den größten Sauerstoffverbrauch aller Organe hat.
Wenn im Alter die antioxidativen Schutzsysteme des Körpers schwächeln, könnte dies die Hirnfunktion verschlechtern. Man hofft somit, das Obst und Gemüse mit einem hohen Gehalt an Flavonoiden die Hirnfunktion verbessern würde. Die Studienlage war da, wie oben beschrieben, uneindeutig. Allerdings hat man in tierexperimentellen Studien eine neuroprotektive und antientzündliche Wirkung im Gehirn nachweisen können.
Flavonoide und ihre antioxidative Wirkung
Willett wies jetzt ebenfalls (an Menschen) nach: Personen, die am meisten Flavonoide futterten, hatten ein etwa 20 Prozent geringeres Risiko auf einen subjektiven kognitiven Abbau. Dabei punkteten die Flavone (Sellerie, Pastinaken) am stärksten, danach kamen Flavanone (Orangen, Grapefruit) und Antocyane (Beeren).
Der Haken dabei: Natürlich kann eine Beobachtungsstudie nie beweisen, dass den Assoziationen der Versuchsteilnehmer eine Kausalität zugrunde liegt. Jedoch: Die Dosiswirkungsbeziehungen legen einen solchen Schluss nahe. Auf dem wissenschaftlichen Punktekonto muss zudem gutgeschrieben werden, dass Willett aufgrund der detaillierten Informationen zum Lebensstil und den Krankheiten der Teilnehmer eine Reihe von anderen möglichen Ursachen ausschließen konnte. Das Fazit ist also eines, das wir alle schon einmal gehört haben: Esst mehr Obst und Gemüse!
Quelle: Ärzteblatt