Caritasverband
SCHWANGERSCHAFT IN DER PANDEMIE
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Befristeter Job, frische Beziehung, Pandemie - und plötzlich schwanger. Karin Grauf, Schwangerschaftsberaterin in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall), kennt solche Geschichten sehr gut. Seit fast zwei Jahren berät und begleitet die Caritas-Mitarbeiterin schwangere Frauen durch die Pandemie. Werden Frauen in unsicheren Umständen schwanger, kämen oft massive existenzielle Ängste auf, viele machten sich Sorgen um Geld und Gesundheit. Das verstärke sich natürlich, wenn es die Pandemie fast unmöglich mache, zu planen, sagt Grauf. Eine ihrer Klientinnen stimmt
zu: "Dass ich plötzlich schwanger war, das war schon etwas Schönes", sagt die Frau aus Crailsheim. "Aber dann fing es an mit der Angst."
Für Schwangerschaftberater, Hebammen und Kliniken bedeutet das mehr und pandemiebedingt erschwerte Arbeit. Beklagen möchte sich aber niemand, denn - darüber sind sich Hebammen und Schwangerschaftsberater einig - besonders belastend ist die Situation vor allem für die Frauen selbst. "Es ist schwierig, in dieser Pandemie schwanger zu sein", sagt Grauf.
Komplizierte Behördengänge
Beim Caritasverband waren nach eigenen Angaben rund drei von vier Frauen wegen Geldsorgen in der Beratung. Fast genauso viele Frauen mussten unterstützt werden, um im Behörden- und Antragsdschungel Unterstützungsgeld einzufordern. Viele Behörden hätten in der Pandemie ihre Türen geschlossen und seien nur noch telefonisch oder per E-Mail erreichbar gewesen. Das habe Behördengänge komplizierter gemacht und Bearbeitungszeiten in die Länge gezogen, sagt Grauf. Für viele Frauen zu sehr: "Familien im Niedriglohnbereich können keine acht Wochen überbrücken", heißt es beim Caritas-Verband. "Da kommen Existenzängste auf und die sind natürlich in einer Schwangerschaft extrem psychisch belastend."
Viele Frauen lebten außerdem in großer Angst vor einer Corona-Infektion und seien sichtlich verunsichert, zu welchem Zeitpunkt oder ob eine Impfung die richtige Entscheidung sei, sagt Jutta Eichenauer vom Hebammenverband Baden-Württemberg. "Frauen, die sich nicht impfen lassen wollen gegen Corona, leiden oft unter irrationalen Ängsten, oder sie sind schlecht oder nicht genügend informiert", meint Ulrich Karck von der Frauenklinik des Klinikums Stuttgart.
Corona wirft viele Fragen auf
Auch die Geburt selbst werfe viele Fragen auf: Muss die Mutter bei der Geburt alleine sein? Haben die Kliniken weiterhin Kapazitäten für Notfälle oder Frühgeburten? "Corona hat uns gerade noch gefehlt", sagt Hauke Schütt von der Filderklinik in Filderstadt. Im Rahmen der Hygieneauflagen versuchten die Kliniken, es den Frauen so angenehm wie möglich zu machen und etwa die Väter zuzulassen. Aber dass es in den Kreißsälen zu Engpässen komme, sei nicht erst seit der Pandemie ein Problem, sagt der leitender Arzt der Geburtshilfestation. An dem Punkt, dass Frauen ohne Betreuung zu Hause gebären müssten, sei man trotzdem noch lange nicht.
Generell habe sich durch die Pandemie nicht alles verschlechtert: Nach Angaben der Hebamme Irmfriede Pilz-Buob vom Ludwigsburger Hebammenzentrum haben die Einschränkungen durch die Pandemie etwa mehr Ruhe in viele Familien gebracht. Homeoffice und weniger Freizeitstress hätten es einigen Frauen erleichtert, sich mit ihrer Schwangerschaft auseinanderzusetzen. Die Hebamme hat weniger vorzeitige Wehen und Frühgeburten erlebt. Die Voraussetzung dafür sei: Eine von vornherein gute soziale und finanzielle Absicherung der werdenden Familien.
Onlineberatung hat Vorteile
Auch die neu entdeckte Onlineberatung könnte vor allem auf dem Land Vorteile bringen und den Kontakt zu Schwangeren erleichtern, sagte eine Schwangerschaftsberaterin der Pro Familia in Rottenburg-Stuttgart: "Mit der Digitalisierung kommen wir näher an die Leute heran". Laut Hebammenverband können digitale Angebote aber langfristig nur ein Zusatzangebot sein: "Jeder lechzt nach Präsenz", sagt Eichenauer.
Im vergangenen Jahr wurden im Südwesten mehr Kinder zur Welt gebracht, als die Jahre zuvor: Im Jahr 2021 erblickten über 104 400 Kinder das Licht der Welt. Das sind fast 5 000 mehr als im Jahr vor der Pandemie, wie das Statistische Landesamt am Montag mitteilt. Laut Amt seien diese Zahlen erstaunlich, denn in gesellschaftlichen Krisenzeiten würden Eltern einen Kinderwunsch für gewöhnlich auf Eis legen.
Quelle: dpa
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